Hamburg. Der Reichspräsident verhalf Hitler zur Macht, daher soll die Straße künftig anders heißen. Bürger dürfen Frauennamen vorschlagen.

Keine Ehrung für Reichspräsident Paul von Hindenburg! Diese Forderung von Grünen, SPD und Linken im Bezirk Hamburg-Nord wird jetzt umgesetzt – es wird ein neuer Name für die Hindenburgstraße gesucht, die durch Groß Borstel, Alsterdorf und Winterhude verläuft.

Stattdessen sollen die Straße und auch die Hindenburgbrücke nach einer Frau benannt werden. Ein gemeinsamer Antrag wurde am Donnerstagabend in der Bezirksversammlung beschlossen – CDU und FDP stimmten dagegen.

Winterhude: Hindenburgstraße soll nach Frau benannt werden

Vor dem historischen Hintergrund und der politischen Rolle, die von Hindenburg bei der Wegbereitung der nationalsozialistischen Diktatur spielte, sei eine Ehrung seiner Persönlichkeit heute nicht angemessen, so die Antragsteller. Stattdessen soll nun unter Beteiligung von Bürger und Bürgerinnen ein neuer Name für Straße und Brücke gefunden werden.

„Wer den Nazis den Weg bereitet hat, kann nicht als Vorbild dienen“, erklärten Timo B. Kranz (Grüne), Martina Schenkewitz (SPD) und Rachid Messaoudi (Linke). „Gerade in einer Zeit, in der die Angriffe auf unsere Demokratie massiv zunehmen, ist es wichtig, klar Stellung für Freiheit und Solidarität zu beziehen – ob bei Demonstrationen, im Alltag oder auch bei Straßenbenennungen.“

Da Frauen nach wie vor bei Ehrungen im öffentlichen Raum unterrepräsentiert seien, habe man sich für eine weibliche Person entschieden, nach der Hindenburgstraße und -brücke benannt werden sollen. Die neue Namensgeberin solle „eine starke Persönlichkeit besitzen, unsere demokratischen Grundwerte verkörpern und uns als Beispiel für Engagement für unsere Gemeinschaft dienen können“, heißt es in einer aktuellen Mitteilung.

Hindenburgstraße: CDU und FDP gegen Umbenennung – „bedauerlich“

Dass CDU und FDP gegen den Antrag stimmten, findet der Grünen-Bezirksfraktionschef Timo B. Kranz „bedauerlich“. Die Debatte um die Umbenennung habe sich am Donnerstagabend „phasenweise im Klein-Klein über die Länge und Attraktivität von Straßennamen sowie die Gewöhnung daran“ verloren.

„Das wird der Sache und besonders der aktuellen politischen Lage nicht gerecht“, so Kranz. Bequemlichkeit dürfe nicht vor Haltung gehen. „Wenn eine Person so eindeutig antidemokratisch war wie Hindenburg, kann es aus unserer Sicht keine guten Argumente geben, den Namen beizubehalten.“

Bestrebungen, die Hindenburgstraße umzubenennen, gibt es schon lange. Das erste Mal waren die Grünen 1988 mit einem entsprechenden Vorschlag gescheitert. 2013 hatten sie ihn – unterstützt von SPD und FDP – erneut eingebracht. Die Umsetzung scheiterte damals am Veto des Hamburger Senats.

Hindenburgstraße in Winterhude – Teilstück in Otto-Wels-Straße umbenannt

„Das Eliminieren von Geschichte ist ahistorisch“, hatte der damalige SPD-Fraktionschef und heutige Finanzsenator Andreas Dressel im Hamburger Abendblatt gesagt. Als Kompromiss wurde 2013 der 1,3 Kilometer lange Teil der Hindenburgstraße, der zwischen Borgweg und Jahnring durch den Stadtpark verläuft, nach dem sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Otto Wels benannt.

Gegenüber der „taz“ betonte Andreas Schott, der CDU-Fraktionsvorsitzende im Bezirk, dass der Gegensatz zwischen beiden Namen erhaltenswert sei. „Wir glauben, dass die Teilumbenennung von 2013 das richtige Signal für eine historische Einordnung setzt“, wird er dort zitiert. Wenn auch der verbliebene Rest der Hindenburgstraße umbenannt werde, würde das den Kontext für die Otto-Wels-Straße wieder entfernen.

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Winterhude, Alsterdorf, Groß Borstel: Adressänderungen werden kostenfrei

Mit dem eingebrachten Antrag soll die Ehrung von Hindenburg im Straßenraum von Hamburg nun endgültig beendet werden. Die damit verbundenen Änderungen bei Dokumenten für Anwohner, Organisationen und Unternehmen sollen kostenfrei erfolgen, teilen Grüne, SPD und Linke mit.

Darüber hinaus fordern sie das Bezirksamt, die Kulturbehörde und das Staatsarchiv auf, im Zuge der Umbenennung an einer angemessenen Erklärung und Kontextualisierung dieses Vorgangs in Form von Informationstafeln oder -schildern zu arbeiten.