Hamburg. Ständiger Kopfschmerz, anhaltendes Rückenleiden, immer Bauchweh: Hamburger Oberärztin erklärt, was bei chronischen Schmerzen hilft.

Jeder kennt sie, jeder leidet zuweilen daran: Schmerzen. Doch als wie stark und als wie beeinträchtigend wir dieses Gefühl wahrnehmen, liegt im Wortsinn an der individuellen „Schmerzgrenze“. Was dem einen gerade noch erträglich erscheint, ist für den anderen schier nicht auszuhalten.

Chronische Schmerzen: Zwischen fünf und 30 Millionen Deutsche leiden

„Zwischen fünf und 30 Millionen Deutsche leiden an chronischen Schmerzen. Diese riesige Spannbreite zeigt schon, wie wahnsinnig schwierig die Definition ist“, sagt Dr. Nina Keppler. Die Anästhesistin und Oberärztin der Intensivstation an der Asklepios Klinik Nord-Heidberg leitet dort gemeinsam mit einer Kollegin auch das Zentrum für Schmerzmedizin.

„Früher sprach man von chronischen Schmerzen, wenn diese seit mindestens sechs Monaten anhalten. Mittlerweile hat man das korrigiert: Wenn beispielsweise ein gebrochenes Bein eigentlich verheilt ist, aber nach vier Wochen immer noch wehtut, kann das schon chronisch sein“, sagt die zweifache Mutter.

Viele Patienten haben seit mehr als zehn Jahren Schmerzen

Doch mit welchen Schmerzen kommen die Betroffenen nach Heidberg, um sich dort stationär (fünf Plätze, jeweils 14 Tage) oder in einer Tagesklinik (über einen Zeitraum von vier Wochen) behandeln zu lassen?

„Wir sehen im Prinzip alles: Menschen jeden Alters mit ständig wiederkehrenden Kopfschmerzen, mit heftigen Rückenleiden, mit anhaltendem Bauchweh.“ Viele Patienten hätten schon einen langen Leidensweg hinter sich: „Manche leiden schon seit mehr als zehn Jahren, nehmen auch seit Jahren Schmerzmittel ein.“

Chronische Schmerzen: Medikamente sind nicht immer nötig

Oft gehe es dann auch darum, diese Medikamente eher wieder abzusetzen. „Es gibt Patienten, die brauchen diese Schmerzmittel vielleicht gar nicht. Ihnen hilft eine gute Physiotherapie oder die Therapie durch einen Psychologen.“

Überhaupt sei der Ansatz „multimodal“, so die Oberärztin. „Wir arbeiten im Team: Schmerzmediziner, Neurologen, Chirurgen, aber immer auch Psychologen und Psychotherapeuten.“ Denn Körper und Seele, das sei ja nun mittlerweile bekannt, dürften nicht getrennt voneinander betrachtet werden.

„Tag des Schmerzes“: Asklepios Klinik Nord in Hamburg lädt ein

Wer sich die Einrichtung einmal anschauen möchte, hat am 6. Juni dazu Gelegenheit: Anlässlich des bundesweiten „Tag des Schmerzes“ öffnet die Asklepios Klinik Nord-Heidberg die Abteilung für Interessierte. „Jede Frage ist erlaubt – auch mehrfach. Wir freuen uns“, sagt Dr. Nina Keppler, deren Großvater schon Mediziner war und die den Arztberuf schon als Kind faszinierend fand.

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Die Erfolgsbilanz nach der stationären oder teilstationären Behandlung sei sehr gut, sagt die Oberärztin. „Unsere Patienten verlassen die Klinik meist hochmotiviert, haben wieder Lust aufs Leben und wollen durchstarten.“ Sie bekommen Tipps für den Alltag an die Hand, aber auch den Ratschlag, sich weiterhin in Selbsthilfegruppen auszutauschen und regelmäßig den Hausarzt zu konsultieren.

Hamburger Ärztin: Früh entgegenwirken, damit Schmerz nicht chronisch wird

„Entscheidend wäre, früh entgegenzuwirken, damit die Schmerzen gar nicht erst chronisch werden“, sagt die Medizinerin. „Also lieber mal zu einem Vorgespräch in ein Schmerzzentrum kommen statt jahrelang zu leiden und Medikamente einzunehmen.“