Hamburg. Jede achte Krebserkrankung betrifft den Darm. Chefarzt von der Asklepios Klinik Altona über Risikofaktoren und Therapie.

Etwa jede achte Krebserkrankung in Deutschland betrifft mittlerweile den Dickdarm oder den Mastdarm; im Laufe des Lebens wird folglich bei einer von 19 Frauen und einem von 15 Männern die erschütternde Diagnose Darmkrebs gestellt.

Doch galt die Erkrankung vor Jahren noch als nahezu unheilbar, so hat sich in der Therapie sehr viel getan, sagt Professor Dr. Daniel Perez.

Darmkrebs: Übergewicht und familiäre Vorbelastung sind Riskofaktoren

Der gebürtige Schweizer ist Chefarzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie an der Asklepios Klinik Altona und der Darm ist sein Spezialgebiet: „Übergewicht oder auch eine genetische Vorbelastung, die etwa jeder zehnte Patient in sich trägt, sind Risikofaktoren für eine bösartige Erkrankung des Darms. Allerdings gibt es eben leider auch ganz viele Betroffene, die überhaupt keine Risikofaktoren haben und dennoch erkranken.“

Warnsignale für Mastdarmkrebs, das sogenannte Rektumkarzinom, wie auch für möglichen Dickdarmkrebs (seltener) seien Blut im Stuhl und Unregelmäßigkeiten beim Stuhlgang. „Das muss abgeklärt werden und der Hausarzt hat ein Ohr für solche Alarmzeichen“, sagt der habilitierte Mediziner. Gegebenenfalls werde der Patient dann zu einem Gastroenterologen überwiesen, wo eine Biopsie gemacht werde. „Damit wird dann womöglich ein Verdacht bestätigt.“ Eine Computertomografie gebe Aufschluss darüber, ob der Krebs auf den Darm begrenzt sei oder schlimmstenfalls bereits gestreut habe.

Diagnose Darmkrebs führt nicht mehr automatisch zu Operation

Früher, noch vor einigen Jahren, habe die Diagnose quasi automatisch zur Operation geführt. „Das ist längst nicht mehr so“, sagt der Spezialist. „Wird der Tumor früh genug erkannt, lässt er sich sehr gut endoskopisch entfernen und das Organ bleibt erhalten.“

Dringend rät der Chefarzt, der mit einer Kinderärztin verheiratet ist und drei Kinder hat, zur Vorsorge. „Männer ab 50 sollten unbedingt zur Darmspiegelung gehen; falls es in der Familie bereits Fälle gibt, dann schon in etwas früherem Alter.“

Je früher Darmkrebs entdeckt wird, desto höher die Heilungschance

Je früher der Tumor entdeckt wird, desto größer die Heilungschance. Doch auch fortgeschrittenere Tumoren könnten mittlerweile gut therapiert werden. „In der Regel wird vor dem Eingriff eine Behandlung vorgeschaltet, eine Kombination aus intensiver Chemotherapie und Bestrahlung“, sagt der Chefarzt, der auch lange am UKE tätig war.

Aktuelle Daten aus dem weltweit renommierten Memorial Sloan Kettering Krebszentrum in New York, wo Perez selbst auch geforscht hat, zeigten, dass bei einem erheblichen Anteil der Patienten (etwa 50 Prozent) der Tumor unter dieser Vorbehandlung sogar komplett verschwinde.

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„Die interdisziplinäre Nachsorge ist natürlich wichtig, um zu schauen, dass der Tumor nicht wieder zurückkommt“, so der Chefarzt. Bei 75 Prozent der Patienten kehre der Krebs nicht zurück, das sei eine gute Nachricht.

Darmkrebs: Roboter assistieren bei Eingriff – das hat Vorteile

Muss doch operiert werden, so sei dies in der Regel in den großen Zentren ein robotisch assistierter Eingriff von drei bis vier Stunden. „Dieser Eingriff ist sehr viel schonender als ein großer Bauchschnitt“, sagt der Chefarzt. Zudem könne die Funktionalität des Rektums erhalten bleiben. „Es sind ja berechtigt die größten Sorgen der Patienten: Kann ich danach meinen Stuhl noch halten? Und wie steht es um die sexuelle Funktion?“

Der Dickdarmkrebs, der seltener vorkomme, äußere sich in ähnlichen Symptomen wie der Mastdarmkrebs. „Die Warnsignale sind ja erst mal ähnlich und damit unspezifisch. Also bitte bei Unregelmäßigkeiten unbedingt einen Arzt konsultieren.“