Hamburg. Das Workcamp in der KZ-Gedenkstätte neigt sich dem Ende. Teilnehmerinnen und Teilnehmer teilen hier sehr persönliche Rückblicke.

„Vor einigen Monaten erhielt ich die aufregende Nachricht, dass ich einen Freiwilligendienst in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme leisten würde. Wegen ausgefallener Flüge und einem Umweg über München schaffte ich es, mit einem Nachtzug einen Tag nach dem Start des Workcamps in Neuengamme anzukommen.

Die Mischung der Gefühle war überwältigend. Ich erinnere mich, wie ich aus dem Fenster des HVV Busses 227 schaute, als würde ich eine völlig neue Welt erblicken. Wenige Minuten später kam der Bus endlich in der Gedenkstätte an. Ein unbeschreibliches Gefühl überkam mich; ich stand nicht nur an dem Ort, an dem unzählige Menschen gelitten und auf tragische Weise ihr Leben verloren hatten, sondern auch an dem Ort, der für die nächsten zwei Wochen mein Zuhause sein würde.

Rückblick auf zwei Wochen Workcamp in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme

Sowohl die Freiwilligen als auch die Organisatoren bauten schnell eine enge Bindung zu mir auf und schufen eine warme und einladende Atmosphäre. Das Camp wurde für viele von uns zu einem zweiten Zuhause, auch wenn wir wussten, dass es nicht länger als zwei Wochen dauern würde.

Von den ersten Tagen an entstanden enge Freundschaften, Insiderwitze unter Freunden und ein tiefes Gefühl der Kameradschaft. Leider schreitet die Zeit voran, und während ich dies schreibe, ist das Camp kurz vor seinem Ende. Ich kann ehrlich sagen, dass viele von uns Freiwilligen von einem bittersüßen Gefühl der Nostalgie erfüllt sind und sich an all die gemeinsamen Momente erinnern, als ob wir lebenslange Freunde wären, und sich wünschen, noch eine weitere Woche hier verbringen zu können.

Bald wird es das letzte Mal sein, dass wir uns sehen, vielleicht für Jahre oder sogar ein Leben lang. Einige werden weiter durch Europa reisen, andere werden in ihre Heimatländer zurückkehren, um ihr Studium fortzusetzen, und einige von uns werden zurückkehren, ohne Gewissheit darüber zu haben, was die Zukunft bringt. Aber zweifellos wird jeder von uns jede Person, die an diesem Camp teilgenommen hat, in seinem Herzen bewahren.“ Abel Muñoz Peralta (22) aus Mexiko.

Frieden, Wärme und Zuneigung in Neuengamme gefunden

„Vor kurzem habe ich meinen Abschluss gemacht und wusste nicht genau, was ich in meinem Leben machen will. Glücklicherweise erhielt ich ein Stipendium für einen Freiwilligendienst im Ausland. Als ich das Programm zum ersten Mal sah, war ich unsicher, ob ich diese Reise machen sollte, weil ich befürchtete, dass es eine schlechte Erfahrung sein könnte, zwei Wochen in einem ehemaligen Konzentrationslager zu verbringen.

Meine Motivation war, mich in einer anderen Stadt zu entwickeln und ein Abenteuer zu erleben. Es war sehr aufregend, mit meinen Mitfreiwilligen andere Kulturen zu entdecken, mein Englisch zu üben und durch unsere gemeinsamen Erfahrungen tolle Freundschaften zu schließen. Die Koordinatoren des Camps in Neuengamme haben uns immer wieder ermutigt, tiefer in die Geschichte einzutauchen und uns nicht nur auf das zu verlassen, was wir bisher aus Büchern kennen.

Es war die beste Entscheidung, die ich je in meinem Leben getroffen habe, und ich würde auf jeden Fall wieder nach Neuengamme kommen, weil ich weiß, dass ich hier Frieden, Wärme und Zuneigung finden kann. Ich hoffe, dass Menschen aus der ganzen Welt diese KZ-Gedenkstätte besuchen werden, um ihr Wissen über die Geschichte und ihren kulturellen Horizont zu erweitern. Ich bin sehr dankbar für meine Zeit hier und hoffe, alle Beteiligten wiederzusehen.“ Sara Alejandra Morett Silva (23) aus Mexiko

Dazu beigetragen, dass die Gruppe zueinander findet

„Ich mache derzeit einen einjährigen Freiwilligendienst beim Service Civil International (SCI) Deutschland) in Offenbach. Zuvor hatte ich keine Erfahrung als Workcamp-Leiterin, aber ich wollte während meiner Zeit in Deutschland gerne mehr zur sozialen Arbeit beitragen und habe mich deshalb entschlossen, als Teamleiterin des Internationalen Workcamps in Neuengamme teilzunehmen.

Zuvor nahm ich an einer großartigen Schulung des SCI teil, die auf die Aufgaben vor, während und nach dem Workcamp vorbereitete. Dank dieser Schulung war ich nicht allzu überrascht oder nervös, als ich vor den ersten Teilnehmenden in Neuengamme ankam. Dort musste ich nicht nur die Teilnehmenden willkommen heißen, sondern mit meinen Kolleginnen und Kollegen dafür sorgen, dass die Gruppe zueinander findet.

Anfängliche Sorgen vor kulturellen Unterschieden

Als Koordinatorin hatte ich keine bestimmte Aufgabe zugewiesen bekommen, sondern tat alles, um die anderen zu unterstützen und ihnen zu helfen. Als einzige Teilnehmende aus Vietnam (und auch aus Asien), war ich anfangs sehr besorgt, ob ich gut zurechtkomme und ob es kulturelle Unterschiede geben würde.

In der Gedenkstätte sehe ich jeden Tag viele Menschen, die hierher kommen um sich zu informieren. Unter ihnen sind auch viele junge Leute, die mehr über die Zeit ihrer Großeltern und Eltern erfahren wollen. Die zwei Wochen unseres Workcamps haben uns alle sehr eng zusammen geschweißt und diese Zeit wird eine unvergessliche Erinnerung in meinem Leben bleiben. Giao Nguyen (34) aus Vietnam