Hamburg. Die Niederländer wurden 1944 als Vergeltungsgeiseln in das KZ Neuengamme verschleppt. Keiner von ihnen überlebte.

Im Gedenkhain der KZ-Gedenkstätte Neuengamme ist am Donnerstag, 31. August, ein neues Mahnmal eingeweiht worden. Es erinnert an 20 Männer, die im Zweiten Weltkrieg aus dem Dorf Staphorst in den Niederlanden in das Konzentrationslager Neuengamme deportiert wurden und von denen keiner die Lagerhaft überlebte. Zur Erinnerung an die Opfer initiierten der örtliche Geschichtsverein Staphorst unter Henk Koobs und der Unternehmer Roelof Talen die Aufstellung eines eigenes Denkmals. Dieses wurde jetzt am 31. August feierlich enthüllt.

Zur Einweihung reisten rund 100 Personen aus Staphorst an, darunter mehrere enge Angehörige. Für Initiator Henk Koobs war es ein historischer Moment für die Gemeinde. Bürgermeister Jan ten Kate erinnerte, dass dies ein spezieller Tag des Gedenkens sei, an dem Ort, von dem aus die Deportierten nicht nach Hause zurückkehrten. „In Ihnen, den Angehörigen, leben sie fort“, sagte er zu den Angehörigen.

KZ-Gedenkstätte Neuengamme: Neues Mahnmal erinnert an 20 Männer aus Staphorst

Die Geschichte der Männer aus Staphorst begann in der Nacht vom 30. auf den 31. August 1944. Die deutsche Polizei ging durch den Ort Staphorst, um 20 Männer scheinbar zufällig zu verhaften. Allerdings fand die Razzia nach einem Angriff des niederländischen Widerstands auf einen deutschen SS-Offizier statt. Die Männer wurden als sogenannte Vergeltungsgeiseln verhaftet und im Lager Amersfoort inhaftiert.

Als am 6. September ein weiterer SS-Offizier von der Résistance erschossen wurde, wurden die 20 Staphorster in das KZ Neuengamme deportiert. Sie starben im Konzentrationslager an Unterernährung, Gewalt oder Krankheiten. Das war das Ziel der SS: Vernichtung durch Zwangsarbeit. Niemand von ihnen kehrte zurück.

Angehörige sollen vor Ort der Opfer gedenken können

Das Mahnmal steht in der Nähe des Erinnerungszeichens, das an die Verschleppung von 589 Männern aus Putten (Niederlande) erinnert. Das neue, stählerne Denkmal nennt die Namen der 20 Männer und Jungen, die nach Neuengamme deportiert wurden, ergänzt durch die Zeile „Die nacht vergeet ik nooit meer : de razzia in Staphorst op 30 en 31 augustus 1944“. Das Mahnmal wurde von Staphorster Bewohnerinnen und Bewohnern hergestellt. Mit dem Denkmal wird, wie auch mit dem benachbart liegenden Denkmal zur Razzia in Putten, an eine Gruppe von Menschen erinnert, die der deutschen Gewalt in den deutsch besetzten Niederlanden zum Opfer fielen.

Die Idee zu diesem Erinnerungszeichen in Neuengamme entstand im August 2019, als erstmals nach dem Ende des Krieges eine Gruppe von 60 Angehörigen und Interessierten nach Neuengamme fuhr, um vor Ort der Opfer zu gedenken. „Wir haben viel zu lange nicht genug im Dorf getan. Es gibt Verwandte, die noch leben. Deshalb ist es wichtig, dass wir das jetzt tun“, sagte Koobs damals. Der Besuch von Menschen, die Angehörige im KZ Neuengamme verloren haben, sei auch für die Gedenkstätte immer etwas Besonderes, erklärt Prof. Oliver von Wrochem, Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme.