Neuengamme. Teilnehmer des internatinonalen Workcamps der KZ-Gedenkstätte Neuengamme schildern ihre Aufgaben und Eindrücke.

In unseren ersten Tage in der Gedenkstätten lernten wir sehr viel von der Geschichte des KZ Neuengamme. Dadurch bekamen wir eine enge Verbindung mit dem Ort und unsere Arbeit hier wurde in einen engen Kontext mit der Vergangenheit gestellt. Nachdem wir genug Hintergrundwissen bekommen hatten, begannen wir mit den praktischen Arbeiten, wie dem Reinigen aller Informationstafeln auf dem Gelände der Gedenkstätte.

Eine längere Aufgabe wurde die Restaurierung der zentralen Tafel des Mahnmals, die wir erst reinigten und dann alle Inschriften erneuerten. Wir reinigten Gedenksteine und bepflanzten Beete im Gedenkhain. Dort hatten wir vor einigen Tagen auch an der Einweihung eines neuen Mahnmals für die Opfer des niederländischen Dorfes Staphorst teilgenommen und einige von uns sahen Ähnlichkeiten zu offiziellen Gedenkfeiern in unseren Heimatländern. Um das neue Mahnmal besser zur Geltung kommen zu lassen versetzten wir dort einen Baum und säten neuen Rasen aus.

Mitglieder des Workcamps Neuengamme reinigen die Gedenktafel und erneuen die Inschrift.
Mitglieder des Workcamps Neuengamme reinigen die Gedenktafel und erneuen die Inschrift. © BGZ | KZ-Gedenkstaette Neuengamme

Workcamp Neuengamme: Bewegende Begegnung mit einer KZ-Überlebenden

Am 1. September, dem Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen, der allen als Beginn des Zweiten Weltkriegs bekannt war, durften wir an einem Konzert im Klinkerwerk teilnehmen. Der Ort der Ziegelei schien in Verbindung mit der Beleuchtung, dem Klang und dem Echo, das als Reaktion auf diesen Austausch musikalischer Poesie erklang, irgendwie lebendig zu werden.

Wir empfanden es als sehr bereichernd, als uns die Leiterin der Pädagogischen Abteilung der Gedenkstätte, Ulli Jensen, ihr Wissen über die Rolle der Frauen in den Konzentrationslagern zu vermittelte. In ihrem Vortrag erfuhren wir, wie sehr die Überlebenden litten und sich schämten, nicht nur weil sie gegen ihren Willen sexuell missbraucht wurden, sondern auch wegen der Arbeit und der unmenschlichen Behandlung, der sie täglich ausgesetzt waren.

Videogespräch mit einer Überlebenden des KZ- Neuengamme

Wie wir hörten, konnten einige von ihnen nicht sprechen oder sich der Gedenkstätte nähern, weil sie noch nicht über das Geschehene hinweggekommen sind. Um so mehr wussten wir es nun zu schätzen, dass wir die Möglichkeit bekamen an einem Videogespräch mit Livia Fränkel (95) teilzunehmen, einer der letzten Überlebenden der Konzentrationslager.

Während des Gesprächs hörten wir von ihrer Traurigkeit, die sie empfand, als von ihren Eltern getrennt zu werden, und die starke Bindung, die sie zu ihrer Schwester aufbaute. Wir waren beeindruckt, als wir hörten, dass ein Grund für ihr Überleben darin lag, dass sie bei ihrer Deportation die richtigen Schuhe ausgewählt hatte. Es gelang ihr, diese Schuhe in allen Lagern aufzubewahren, und gute Schuhe waren bei der harten Arbeit, die sie vor allem im Freien verrichten mussten, überlebenswichtig.

Es war sehr bewegend, von der Situation der Frauen in den Konzentrationslagern zu hören, denn wir versuchten, uns in ihre Lage zu versetzen. Was uns jedoch am meisten überraschte, war die Art und Weise, wie sie nie die Hoffnung verlor, wie sie ihre Vergangenheit überwand und welche wunderbare Familie sie gründen konnte. Es ist bewundernswert, wie Menschen wie Livia Fränkel solche unvorstellbaren Bedingungen überwinden und trotzdem ein erfülltes Leben führen konnten.

Wir wissen, dass das Lernen hier nicht zu Ende ist, sondern gerade erst begonnen hat. Wir sind uns sicher, dass wir mit großartigen Erfahrungen und Erinnerungen erfüllt nach Hause gehen werden.

Ana Aragón (19 aus Spanien) studiert Medizin und kam nach Neuengamme, um ihr Geschichtswissen zu erweitern und sich mit der Erinnerungskultur auseinanderzusetzen. Sie hofft durch die Auseinandersetzung mit den Opfern des Holocaust die Erinnerungen wachzuhalten.

Ana Aragón.
Ana Aragón. © BGZ | KZ-Gedenkstaette Neuengamme

Jorge León (30 aus Mexiko) ist Unternehmer und Geschäftsinhaber und möchte über die Grenzen hinaus lernen indem er mit Menschen anderer Kulturen auf der ganzen Welt in Kontakt kommt. Bereits im letzten Jahr reiste er nach Berlin und will nun beim Workcamp in Neuengamme weitere Bereich der deutschen Geschichte zu verstehen.

Jorge León.
Jorge León. © BGZ | KZ-Gedenkstaette Neuengamme

Erik Villalobos (19 aus Mexiko) reiste an mit einer Absicht, die für ihn über bloße Information oder Bildung hinaus geht. Er will mit seiner Teilnahme am Workcamp zum Erhalt der Gedenkstätte beitragen um sicherzustellen, dass dieser Ort des Lernen und der Reflexion weiterhin als wertvolles Erbe für zukünftige Generationen bestehen bleibt.

Erik Villalobos.
Erik Villalobos. © BGZ | KZ-Gedenkstaette Neuengamme

Diego Lázaro (29 aus Mexiko) kam mit dem Ziel nach Neuengamme, Erfahrungen zu sammeln, die ihm neue Perspektiven ermöglichen. Dabei lernt er auch mehr sich. Es ist für ihn eine herausfordernde Reise in

Diego Lázaro.
Diego Lázaro. © BGZ | KZ-Gedenkstaette Neuengamme

Bezug auf Geschichte, Sprache und kulturellen Austausch.