Hamburg. 15 Menschen erforschen in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, wie Erinnerung sich mit der Zeit verändert. Viele von sind ihnen weit gereist.

Aus acht Ländern kommen die 15 Menschen, die jetzt für zwei Wochen das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Neuengamme bewohnen. Sie sind Teilnehmerinnen und Teilnehmer des jährlichen internationalen Workcamps, das bis zum 9. September in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme abgehalten wird.

Einige der Freiwilligen sind sogar aus Mexiko, Aserbaidschan, oder Vietnam an den Jean-Dolidier-Weg 75 gereist, um sich hier unter dem Motto „Refreshing Memories“ damit zu befassen, wie Erinnerung und Gedenken sich mit der Zeit verändert. „Erinnerungen verblassen genauso wie die Inschriften auf Denkmälern“, sagt Martin Reiter (44). Er leitet die Teilnehmer gemeinsam mit Melani Klaric (42) durch die 14 Tage, die sie in der Gedenkstätte verbringen.

KZ-Gedenkstätte: Internationales Workcamp zur Erinnerungskultur gestartet

Gemeinsam mit den Teilnehmern versuchen sie herauszufinden, wie Erinnerungskultur in anderen Ländern funktioniert und wie Gedenken heutzutage aussehen kann. „Der Austausch mit so vielen unterschiedlichen Menschen ist wichtig, weil ganz verschiedene Perspektiven aufeinandertreffen“, sagt Klaric.

Während des Workcamps soll es auch ein Gespräch mit der Zeitzeugin Livia Fränkel (95) geben. Die gebürtige Rumänin wurde im Zweiten Weltkrieg nach Auschwitz-Birkenau deportiert, bevor sie gemeinsam mit ihrer Schwester im Sommer 1944 zur Zwangsarbeit in das Außenlager des KZ Neuengamme auf der Veddel gebracht wurde. Außerdem werden Gespräche mit der sogenannten zweiten Generation geführt. Das sind die Nachkommen von Tätern und Opfern des Zweiten Weltkriegs.

Freiwillige werden eine Gedenktafel enthüllen

Dieser Austausch ist wichtig und stellt für viele der internationalen Teilnehmer einen Grund dar, die weite Reise nach Hamburg auf sich zu nehmen. Sie wollen dadurch mehr über den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust lernen und ihr theoretisches Wissen über die Geschichte mit echten Erfahrungen vor Ort ergänzen.

Wie schon in vorherigen Jahren leisten die Freiwilligen auch Restaurierungsarbeiten an den Gedenktafeln und -steinen des ehemaligen Konzentrationslagers Neuengamme. Dort werden sie auch am Donnerstag, 31. August, eine weitere Gedenktafel enthüllen. Wie genau ihre Arbeit abläuft und was sie im Workcamp erleben, werden die Freiwilligen selbst in der Bergedorfer Zeitung berichten. Im Verlauf des 14-tägigen Workcamps werden sie hierzu zwei Artikel veröffentlichen.