Bergedorf. Die Reihe „Hamburg liest verbrannte Bücher“ erinnert an die NS-Bücherzerstörung. Welche Termine es in Bergedorf gibt.

„Bücher, das wissen wir jetzt, kann man nicht verbrennen“ – dieses Zitat von Schriftsteller Erich Kästner steht als Motto über dem Literaturfestival„Hamburg liest verbrannte Bücher“, das bis zum 10. Juni an die nationalsozialistischen Bücherverbrennungen erinnert. In ganz Hamburg wird zu 51 interaktiven Lesungen, Vorträgen und Ausstellungen eingeladen – auch in Bergedorf gibt es zwei Lesungen.

Genau 414 Exemplare hatte die städtische Bücherei ausgesondert, um sie bei der „Sonnenwendfeier“ am 24. Juni 1933 in die Flammen zu werfen: 3000 Menschen, so schildert es der Verein „Verbrannte Orte“, zogen bei einem Fackelzug am „Tag der Jugend“ zum Fritz-Reuter-Sportplatz am Schulenbrooksweg. Die Universität Hamburg weist darauf hin, dass die Bergedorfer Zeitung fünf Strophen des Liedes „Flamme empor“ im Vorfeld druckte, mit dem Hinweis: „Achtung ausschneiden“. Der Text des Volksliedes von Christian Nonne bezieht sich auf den Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig am 18. Oktober 1814.

Literaturfestival mit Blick auf die Autoren der verbrannten Bücher

Was aber machte Schriftsteller wie Joachim Ringelnatz, Kurt Tucholsky oder Irmgard Keun („Das kunstseidene Mädchen“) für die Nationalsozialisten zu einer solchen Bedrohung, dass ihr Bücher vernichtet wurden? Dieser Frage auf den Grund zu gehen, sind am Donnerstag, 8. Juni, insgesamt 13 „Elbautor*innen“ zu Gast im Körberhaus. Die seit 2017 bestehende Hamburger Autorengruppe bietet eine interaktive Lesung an mit dem Titel: „Wenn Nachdenken gefährlich wird“ – gedacht für Menschen ab der achten Klasse.

Das Autorennetzwerk (Mitglieder sind etwa Kirsten Boie und die ehemaligen Luisenschullehrerin Marlies Bardeli) will zur Leseförderung von Kinder- und Jugendliteratur beitragen und sieht es als kulturpolitische Aufgabe an, durch Lesen die eigene Fantasie und Empathie zu entwickeln. Die Lesung beginnt um 10 Uhr an der Holzhude 1. Der Eintritt ist frei, jedoch ist eine Reservierung per E-Mail an wesseler@koerber-stiftung.de erforderlich.

Lesungen im Körberhaus und in der Lola

Eine zweite Lesung im Bezirk lädt ins Kulturzentrum Lola: Mit seinem Programm „Ein Mann gibt Auskunft“ will der Schauspieler und Chansonnier Johannes Kirchberg (50) Bezüge zwischen Kästners Lyrik und dessen Biografie herstellen. Dabei trägt der Leipziger, der bereits Gastspiele am Schauspielhaus Leipzig und am Theater Rostock gab, auch eigene Kompositionen vor. Zuhörer erfahren an dem Abend auch, dass Kästner zu den bekanntesten intellektuellen Gegnern des Nationalsozialismus gehörte – und als einziger Autor die Verbrennung seiner eigenen Werke am 10. Mai 1933 auf dem Berliner Opernplatz selbst miterlebte. „Es war widerlich“, soll er fassungslos gesagt haben, nachdem ein Student seinen „Fabian“ ins Feuer geworfen hatte.

Beginn der Lesung, ebenfalls am 8. Juni, ist um 20 an der Lohbrügger Landstraße 8. Eintrittskarten gibt es vorab für 10 Euro unter www.karten@lola-hh.de.

1933 gab es die deutschlandweite Aktion des NS-Regimes

Von März bis Oktober 1933 wurden, initiiert durch die NSDAP und die deutsche Studentenschaft, im ganzen Land „undeutsche Bücher“ auf Scheiterhaufen geworfen und verbrannt. Ihren Höhepunkt fand die „Aktion wider den deutschen Geist“ am 10. Mai 1933 auf dem Berliner Opernplatz. An dem Fackelzug beteiligten sich neben Propagandaminister Joseph Goebbels 70.000 Menschen. Insgesamt gingen etwa 25.000 Bücher von 94 Autoren in Flammen auf, darunter Karl Marx, die Brüder Mann, Heinrich Heine, Sigmund Freud und Kurt Tucholsky.

Weitere Informationen rund um das Literaturfestival und seine Veranstaltungsorten gibt es auf der Internetseite www.hamburgliest.de.