Berlin. Berlin im Jahr 1931: Dr. Jakob Fabian arbeitet tagsüber als Werbetexter, nachts zieht er mit einem Kumpel durch Bordelle und Kneipen. Literaturverfilmung nach dem Klassiker von Erich Kästner.

Es beginnt in der U-Bahn. Die wackelnde Kamera fährt im Heute los, streift durch den Bahnhof und taucht auf der anderen Seite im Berlin der Weimarer Republik wieder auf. Da steht er, der Fabian. Neben ihm erscheint ein Mann, das Gesicht vom Krieg zerstört. Der Regisseur Dominik Graf hat sich in seinem Film „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ einem Roman von 1931 gewidmet - einer Erzählung von Erich Kästner (1899-1974).

Jetzt ist der Film von 2021 im Fernsehen zu sehen, er läuft am Ostermontag um 22.00 Uhr im ZDF. (Zuvor war er bereits am Karfreitag um 20.15 Uhr auf Arte zu sehen.)

Die Geschichte erzählt vom Germanisten Jakob Fabian (Tom Schilling), der bald seinen Job als Werbetexter in einer Zigarettenfabrik verlieren wird. Er vergnügt sich mit Alkohol und Frauen („Mein Geschmack neigt zu blond, Erfahrung spricht dagegen“) und streift mit dem unglücklich verliebten Labude (Albrecht Schuch) durchs Nachtleben.

Leichtfüßig erzählte Liebe

Bald lernt er Cornelia Battenberg kennen. Sie will Schauspielerin werden. Gespielt wird sie von Saskia Rosendahl („Werk ohne Autor“). Zwischen beiden entwickelt sich eine Liebe, die ganz leichtfüßig erzählt wird, mit nackten Ulkereien und zarten Dialogen. Doch die Geschichte wird tragisch enden. Wie vieles in der Zeit.

Berlin als sündiges Kuriositätenkabinett, so zeigt es der Film auf der einen Seite. Da werden Eisblöcke zerhackt und ausgedachte sibirische Akzente genutzt. Mittendrin träumt Meret Becker in einer fantastisch heruntergekommenen Rolle von einem Männerbordell. Und während die Menschen sich nach Liebe sehnen und in Eitelkeiten untergehen, erstarkt im Hintergrund der Nationalsozialismus.

„Wir sitzen alle im gleichen Zug und reisen quer durch die Zeit“, heißt es an einer Stelle im Film. „Wir sehen hinaus. Wir sahen genug. Wir fahren alle im gleichen Zug und keiner weiß wie weit.“ Zwei Jahre vor der „Machtergreifung“ Adolf Hitlers und der Nationalsozialisten erzählt der Film von den letzten Jahren der Weimarer Republik.

Dabei nutzt Regisseur Graf viele filmische Mittel. Der Film hat ein quadratischeres Bildformat. Manchmal führt eine wackelige Kamera durchs Geschehen. Man sieht einen Zusammenschnitt aus historischen Aufnahmen und gespielten Szenen, aus lauter Musik und leisen Dialogen. So entsteht eine durchaus faszinierende Collage. Allerdings hat der Film seine Längen und will mit all den Stilmitteln zu viel.

Historischer Stoff

Regisseur Dominik Graf ist fast selbst eine sagenumwobene Figur. Wenn er mal wieder einen „Polizeiruf“ oder einen „Tatort“ dreht, freut das viele Fernsehzuschauer. Er hat die Krimiserie „Im Angesicht des Verbrechens“ gemacht und „Die Katze“ mit Götz George. Nicht zum ersten Mal hat er sich einen historischen Stoff vorgenommen - mit „Die geliebten Schwestern“ schaute er aufs Weimar im 18. Jahrhundert.

In seinen drei Stunden erzählt „Fabian“ nun vordergründig eine romantische Geschichte, fragt aber auch, welchem Kompass man im Leben folgen will. Kann man als moralischer Mensch in einer unmoralischen Welt bestehen? Tom Schilling, Saskia Rosendahl und Albrecht Schuch - mit ihnen ist dafür eine tolle Besetzung gefunden worden.

Der Nachsatz „Der Gang vor die Hunde“ - mit diesem Titel ist Kästners Roman vor einigen Jahren in einer unzensierten Fassung noch einmal erschienen - deutet die Antwort schon an. „Ein Nachbar schläft, ein andrer klagt. Ein Dritter redet viel“, heißt es in einer Filmszene. „Stationen werden angesagt. Der Zug, der durch die Jahre jagt, kommt niemals an sein Ziel.“