Hamburg. Umbau des Teilstücks soll Ende März starten und ein halbes Jahr dauern. Doch bis dahin hat das Tiefbauamt noch einiges zu tun.

Die Serrahnstraße ist unter anderem nach dieser Philosophie saniert worden, auch die Bergedorfer Schlossstraße wurde für diese Verkehrsteilnehmer mit einem Fahrstreifen ausgestattet, entsprechende Umbaupläne für die Dietrich-Schreyge-Straße liegen bereits in der Schublade – und nun beginnt mit diesem radfahrfreundlichen Umbau voraussichtlich ab dem 27. März 2023 das nächste Großprojekt: Die Chrysanderstraße wird im Bereich zwischen Mohnhof und Schlossstraße umgestaltet. Die nachhaltigste Änderung wird sein, dass die Fahrbahn beidseitig für den Radverkehr geöffnet wird. Ein in Politik und Wirtschaft nicht unumstrittenes Projekt, das Bergedorfs Tiefbauchefin Mona Rühle so auf den Punkt bringt: „Wir haben den politischen Auftrag, Verkehrswege fahrradfreundlicher zu gestalten. Und das ist die Variante, die das auf diesem Teilstück der Chrysanderstraße am besten umsetzt.“

Die Chrysanderstraße wird so gestaltet, dass in Zukunft Radfahren auf der Fahrbahn in beide Richtungen erlaubt und möglich ist, während die Straße für Autofahrer weiterhin nur als Einbahnstraße in Richtung Bergedorfer City funktioniert. Dies bedingt, dass sowohl Fahrbahn als auch Gehsteige angefasst werden und das bisherige Kopfsteinpflaster dem sogenannten „Bergedorfer Pflaster“ wie in weiten Teilen der Fußgängerzone weicht. Die Straßenbreite beträgt dann nur noch 4,50 Meter statt wie aktuell 5,13 Meter, die Gehwege sind dann auf 2,62 Meter verbreitert.

Verkehr Hamburg: Radfahrerfreundlichkeit an der Chrysanderstraße kostet Parkplätze

Die Anzahl der Parkplätze verringert sich von 16 auf 6, damit beidseitiges Radeln möglich wird. Die neuen, barrierefreien Stellflächen sind am Mohnhof (einer), überwiegend aber im Bereich rund um die Feuerwache (fünf Stück) platziert. Nebenbei wird noch eine Ladezone im Bereich des Eingangs zur Fußgängerzone gesetzt. Und auch drei neuangepflanzte Bäume sollen Platz im Baustellenbereich finden.

So sieht der Ablaufplan für den 880.000 Euro teuren Umbau aus: Aktuell wird die Maßnahme öffentlich vier Wochen lang ausgeschrieben. In Kalenderwoche 13 wird die beauftragte Fachfirma losgelegen und zwar nacheinander in drei Bauabschnitten: Die Arbeiten beginnen im Übergangsbereich der Chrysanderstraße zur Schlossstraße und des Reinbeker Wegs bis zur Feuerwache, es folgt das Mittelstück direkt vor der Redaktion der Bergedorfer Zeitung, bevor dann abschließend der Bereich zum Mohnhof bearbeitet wird. Dort entstehen beidseitig auch Rampen, damit Radfahrer fließend von der Wentorfer Straße ab- und in die Bergedorfer Straße auffahren können.

Während Umbauarbeiten: Retter müssen ständig Durchfahrt haben

Innerhalb eines halben Jahres, also bis Ende September, soll das östliche Ende der Chrysanderstraße neu gestaltet sein. Es gibt aber einige Bedingungen, die beim Umbau permanent bedacht werden müssen. Einschränkungen müssen alle Verkehrsteilnehmer erwarten, eine permanente Durchfahrt für Autofahrer wird es nicht geben, dafür aber ausführlichste Umleitungsempfehlungen zumeist ins Villengebiet. Aber: „Die Wache der Freiwilligen Feuerwehr Bergedorf muss immer erreichbar bleiben, die Fahrzeuge immer durchkommen“, nennt Bergedorfs Straßenchefin eine grundlegende Voraussetzung.

Anwohner sollen Anfang März umfassend über die Maßnahmen informiert werden, die ausgewählte Baufirma wird noch detaillierter nachlegen, was wann wie gemacht wird. Mona Rühle verspricht eines: „Morgens in die Chrysanderstraße reinfahren und abends nicht mehr rauskommen – das wird es definitiv nicht geben.“

Motivation zu Einkaufsfahrten auf dem Fahrrad soll gesteigert werden

Im ständigen Dialog sind Rühle und ihr Team auch mit Bergedorfs Einzelhändlern vor allem im Sachsentor. Denn die sind es vornehmlich, die den Parkplatzverlust von zehn Plätzen direkt an der Fußgängerzone kritisieren. Doch die umweltverträglichere Umgestaltung beinhalte den Pluspunkt, dass um die fahrradfreie Fußgängerzone herum eine exquisite Radverbindung geschaffen werde, mit der künftig schnell, unkompliziert und nachhaltig Einkäufe ohne Parkplatzsuche erledigt werden können. Mit Blick auf die vielen geflickten Stellen im Asphalt und sichtbaren Löchern im Kopfsteinbelag betont die Tiefbauchefin: „Die Chrysanderstraße ist in diesem Bereich in keinem guten Zustand.“

Nun also geht es Ende März los, nachdem langwierige Leitungsarbeiten den Umbau zeitlich zurückwarfen und außerdem terminlich nicht mit der Sanierung des Bergedorfer ZOB kollidieren sollten. Mona Rühle, selbst gern in ihrer Freizeit auf dem Rad im Landgebiet unterwegs, weiß, dass viele Jahre bei Straßenumbauten primär die Sicht der Autofahrer eingenommen wurde. Jetzt sei die Zeit, diese Themen vermehrt aus Radfahrer- und Fußgängersicht neu zu denken – wie die umgebaute Chrysanderstraße ab September 2023 zeigen soll.