Schon am Sonnabendnachmittag tummelten sich Zehntausende auf der vier Kilometer langen Veranstaltungsmeile.

Hamburg. Majestätische Schiffe, funkelndes Feuerwerk und der Schein Hunderter blauer Lichter - bei der Cruise-Days-Parade am späten Sonnabend verwandelte sich die Elbe in eine Riesenbühne. 250.000 Schaulustige waren zur Parade gekommen, insgesamt mehr als eine halbe Million, ein neuer Rekord. Schon am Sonnabendnachmittag tummelten sich Zehntausende Besucher auf der vier Kilometer langen Veranstaltungsmeile zwischen den Kreuzfahrtschiffen "Lirica" und "Astor" (Cruise Center HafenCity) sowie der "Aidamar" (Cruise Center Altona). Ihnen schien weder die Hitze noch die Entfernung etwas auszumachen.

"Das Wetter ist doch perfekt", freuen sich Andrea Müller aus Wilster und Brigitte Müller aus Stuttgart. Die beiden Freundinnen ruhen sich, Drinks in der Hand, vor dem Unilever-Gebäuden in Liegestühlen aus. Angenehm überrascht seien sie, dass trotz der Besuchermenge "das große Geschiebe ausbleibt". Das gibt es bislang nur vor den Eis- und Getränkebuden. "Wir kommen kaum noch hinterher", sagt eine Verkäuferin, während sie Eis in eine Waffel füllt. Pizza- und Bratwurststände dagegen sind verwaist. "Bei uns wird es erst voll, wenn es wieder kühler wird", sagt Pizzabäcker Winfried Maack, dessen Holzofen Gluthitze verbreitet.

Ebenso wenig wie für warmes Essen interessieren sich die Cruise-Days-Besucher für die Spinning-Räder im Spa&Sport-Bereich auf den Marco-Polo-Terrassen. Statt sich darauf abzustrampeln, sitzen sie lieber im kühlen Gras - oder in einem der vielen Lokale vor Weizenbier oder Mineralwasser. Abseits der Sonnenschirme und Bäume sind sie der Sonne schutzlos aufgeliefert - nehmen es aber mit Humor. Der Fahrer einer Fahrradrikscha erheitert seine beiden schwitzenden Fahrgäste mit den Worten: "Ich kann ja ein Fenster aufmachen", eine junge Frau stöhnt: "Wären nicht meine neuen Schuhe - ich spränge ins Wasser."

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Was fasziniert die Menschen so am Schiffegucken, dass sie sich bei Temperaturen über 30 Grad die Füße wund laufen? Egal, wen man fragt - die achtköpfige Clique aus dem niedersächsischen Stolzenau mit ihren "Cruise Days 2012"-T-Shirts, die Norderstedterin Ariane Carstensen, die Bremer Lotte und Walter Ludolph, die Ravensburger Christine und Raimund Schnatz oder die Schweizer Franziska und Willi Richiger -, immer dieselbe Antwort: Kreuzfahrtschiffe sind faszinierend, weil sie so mächtig sind, weil sie Fernweh auslösen und Urlaubsflair vermitteln. Die Richigers aus dem Kanton Aargau haben schon viele Kreuzfahrten gemacht - trotzdem können sie nicht genug von den Luxuslinern kriegen. Mit ihren ebenso kreuzfahrtbegeisterten Freunden, den Hamburgern Barbara und Hans-Georg von Borzykowski, wollten sie daher eine Barkassenfahrt unternehmen, um den Schiffen ganz nahezukommen. Doch sie hatten Pech. "Die Nachfrage war so groß, dass alle ausgebucht sind", sagt Klaus Ehlers, Chef der Barkassen-Centrale Ehlers.

Auf der Elbe ist es eng. Denn nicht nur die Barkassen und Fähren sind unterwegs, auch Sportboote und Traditionssegler, Frachtschiffe, der alte Eisbrecher "Stettin" und das Feuerwehrschiff mit einem Brautpaar an Bord.

Unter diesem Gewimmel, im Alten Elbtunnel, findet man endlich die ersehnte Abkühlung. Von drüben dann wird die Größe der Kreuzfahrtschiffe so richtig deutlich: die "Lirica" genauso hoch wie das Unilever-Haus, die "Aidamar" höher als das Kreuzfahrtterminal in Altona.

Wieder zurück geht es über den Fischmarkt. Auf der Open-Air-Bühne spielen zwei Gitarristen den erschöpften Zuhörern auf, die dankbar vor der Bühne Platz nehmen. An den Buden in der Nachbarschaft gibt es Stärkung - Mettwurst, Fischbrötchen, Bier und Cocktails. Trotz der Hitze trinken viele Cruise-Days-Besucher Alkohol; über den Durst scheint jedoch kaum einer zu trinken. "Es gab bislang keine Schnapsleichen, nur temperaturbedingte Kreislaufschwächen", sagt Konstantin Keunecke, Einsatzleiter der Rettungsdienste.

Befremdlich auf den Cruise Days wirkt die Ausstellung der Hybridautos auf dem Fischmarkt - zumal ja Kreuzfahrtschiffe als nicht gerade umweltfreundlich gelten. Nach Berechnungen des Nabu stößt ein einziges täglich 450 Kilogramm Rußpartikel und 5250 Kilogramm Stickoxide aus.

Doch das spielt auf den Cruise Days keine Rolle, hier will man die Schiffe feiern. Erika Müller und Jörn Weidt gehören zu denen, die sie auch fotografieren wollen. Die beiden Amateurfotografen haben ihre Kameras bereits um 16 Uhr an der Großen Elbstraße aufgebaut - an einer Stelle, von wo sie beste Sicht auf die große Auslaufparade haben. Je dichter diese rückt, desto mehr Menschen strömen an die Elbe. Als das Spektakel im blau erleuchteten Hafen endlich beginnt, sind alle Unannehmlichkeiten vergessen - die Hitze, der Marsch von einem Ende der Veranstaltungsmeile zum anderen und der Schadstoffausstoß der Cruiser sowieso.

Das Feuerwerk zum Start der Cruise Days 2012