Hamburg. Der Hetlinger Nisse Lüneburg siegt erneut im Deutschen Derby – zum ersten Mal mit Cordillo. 96.000 Zuschauer. Ärger über lange Pausen.

Was stört es einen gestandenen Wallach, wenn in der Arena mehr als 25.000 Zuschauer aus dem Häuschen sind und minutenlang Beifall spenden? Was macht es, wenn sich die Ehrenformation inklusive Innensenator und aller möglichen Chefs zur Gratulationskür formiert hat und unsere Nationalhymne erklingt? Frisches Futter ist wichtiger. Und so knabberte Cordillo lustvoll und konzentriert am Eichenlaub des Siegerkranzes. Nach seinem bravourösen Ritt im Stechen des mit insgesamt 170.000 Euro dotierten 90. Deutschen Derbys hatte sich der elfjährige Braune aus Holsteiner Zucht am Sonntag die grüne Extraportion wahrlich verdient.

Sein Reiter Nisse Lüneburg, ein Norddeutscher mit Chuzpe und Charakter, nahm derweil eine Kaffeemaschine des Hauptsponsors in Empfang. Von der Siegbörse in Höhe von 30.000 Euro kann man reichlich Bohnen kaufen. Der Ruhm ist unbezahlbar. Doch dann ließ der 30-Jährige seinen Gefühlen und seinem Wallach freien Lauf. Mehrere Ehrenrunden, aufrecht in den Steigbügeln stehend und den Helm mit der rechten Hand nach oben gestreckt, waren Lohn für den dritten Triumph in der renommiertesten Prüfung hierzulande. Das Blaue Band des Champions flatterte im warmen Juniwind. Was Calle Cool 2012 und 2014 vollbrachte, gelang jetzt auch Cordillo.