Vorstandschef Klaus-Dieter Peters warnt auf Hauptversammlung vor Nein des Bundesverwaltungsgerichts. Kleinanleger fragen nach Alternativplan des Hafenunternehmens.

Hamburg. Die Hauptversammlungen der Hamburger Hafen- und Logistik AG waren in den vergangenen Jahren kaum von Überraschungen geprägt. Die Aktionäre beklagten die schlechte Börsenperformance ihrer Unternehmensanteile. Vorstandschef Klaus-Dieter Peters verwies auf das schwierige Marktumfeld wegen der Verzögerungen bei der Elbvertiefung. Am Ende wurden Vorstand und Aufsichtsrat dennoch mit großer Mehrheit entlastet. Nichts deutete an diesem Donnerstag darauf hin, dass er anders verlaufen könnte. Und doch bildet dieser Tag in der Unternehmensgeschichte eine Zäsur.

Denn zum ersten Mal knüpfte Peters die Zukunft der HHLA an die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts, das über die Klagen gegen die Elbvertiefung berät. In seiner Rede im Saal 1 des CCH ging er auf die schwere Wettbewerbssituation ein, auf die schleppende Weltkonjunktur, und stellte die Entwicklung der einzelnen Unternehmenssegmente vor. Dann sagte Peters vor den 700 anwesenden Aktionären jenen „schicksalshaften“ Satz: „Für uns und den Schifffahrtsstandort ist eine positive Entscheidung des Gerichts eine Schicksalsfrage. Eine weitere Verzögerung können wir unseren Kunden, insbesondere in Fernost, nicht mehr glaubhaft erklären.“

Und um den Leipziger Richtern endgültig klarzumachen, was aus seiner Sicht auf dem Spiel steht, fügte Peters hinzu: „Unser zukünftiger Erfolg hängt neben unseren eigenen Anstrengungen nicht unerheblich von einem nunmehr ohne weitere Verzögerung realisierten Ausbau der Fahrrinne von Außen- und Unterelbe ab. Ohne diesen würde der Hafen- und Schifffahrtsstandort Hamburg perspektivisch dramatisch an Bedeutung verlieren, wie dies in anderen Welthäfen, denken Sie zum Beispiel an London, durch Fehlentscheidungen bereits geschehen ist.“

So deutlich hatte er sich bisher nicht geäußert, nicht einmal bei den beiden Gewinnwarnungen, die Peters im vergangenen Jahr herausgeben musste. Aber schon damals war klar, dass die Hängepartie um die Elbvertiefung das derzeit größte Hindernis für den Containerumschlag im Hamburger Hafen ist. Das Bundesverwaltungsgericht hat für Herbst eine mündliche Verhandlung über die Klagen der Umweltverbände angekündigt. Unklar ist, ob es anschließend sofort entscheiden oder wasserrechtliche Fragen zunächst dem Europäischen Gerichtshof in Brüssel vorlegen wird. Wegen der ruhenden Baggerarbeiten steigen bei der HHLA die Kosten, weil die Zeitfenster, in denen die Containerriesen bei Flut in Hamburg ein- und auslaufen können, knapp bemessen sind. Peters sagte, die Zahl extrem großer Containerschiffe steige schneller als erwartet.

Der französische Schifffahrtskonzern CMA CGM, einer der wichtigsten HHLA-Kunden, hatte unlängst auf eine baldige Entscheidung zugunsten der Elbvertiefung gedrungen. Bei der Taufe des Riesenfrachters „Alexander von Humboldt“ mit Platz für mehr als 16.000 Container Ende Mai hatte Vorstandschef Jacques Saade darauf hingewiesen, dass große Reedereien ansonsten auf konkurrierende Häfen ausweichen könnten. Der Wettbewerb zwischen den Häfen nimmt zu, weil Rotterdam die Kapazitäten ausbaut und der neue Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven kaum ausgelastet ist.

Die deutlichen Worte des Vorstands reizten die anwesenden Aktionäre zur Nachfrage: „Was tun Sie, wenn die Elbvertiefung nicht kommt?“, fragte Joachim Siemens von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). „Haben Sie einen Plan B?“, fragte ein anderer Kleinanleger. Peters wich der Antwort zum Teil aus: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Bundesverwaltungsgericht anders entscheidet“, sagte er, machte dann aber doch deutlich, dass sich die Investitionen der vergangenen Jahre nicht einfach verlagert werden können. Einen Plan B trug der Vorstandschef auch nicht vor, er sagte lediglich, dass sich die HHLA bereits diversifiziere, etwa mit dem Standbein Intermodal.

Zu einem kleinen Eklat kam es, als der langjährige ehemalige Aufsichtsratschef der H & R, Bernd Günther, in diesem Fall als Aktionärsvertreter zum Mikrofon schritt: Günther begann aus HHLA-kritischen Zeitungsartikeln zu zitieren, just in diesem Moment drehte sich Peters weg und begann sich mit seinen Vorstandskollegen zu unterhalten. Das sei „unverschämt“, brüllte Günther daraufhin los. „Sie haben hier aufzupassen. Wir bezahlen Sie dafür, dass Sie hier zuhören“ rief Günther unter lebhaften Beifall aus der Aktionärsgemeinde. Die Diskussion zog sich hin. Bis zum Redaktionsschluss dauerte die Versammlung an.