Elternräte warnen in einem Brief an Schulsenator Rabe vor Abstieg der Stadtteilschulen zu Restschulen. Sie fordern Änderungen im Fördersystem und mehr Finanzmittel.

Hamburg. Der Protest gegen die Lage an den Stadtteilschulen weitet sich aus. Jetzt haben Elternräte in einem Brief an Schulsenator Ties Rabe (SPD) ihrem Ärger Luft gemacht. "Wir befürchten, dass die Spaltung des Hamburgischen Schulsystems weiter zunimmt und etliche Stadtteilschulen schon wenige Jahre nach ihrer Gründung zu Restschulen verkommen", heißt es in dem Schreiben, das dem Abendblatt vorliegt.

Zentraler Kritikpunkt der Eltern ist die pauschale, nicht an den realen Zahlen förderbedürftiger Kinder orientierte Zuweisung von Förder- und zusätzlichen Unterrichtsstunden im Rahmen der Inklusion. "Der Wechsel von der Bemessung des Ressourcenbedarfs einzelner Kinder durch Gutachten auf eine systemische Festlegung der Ressourcen hat dazu geführt, dass Kinder der Jahrgänge sechs und sieben unter den Tisch gefallen sind", schreiben die Elternräte. Soll heißen: Es gab mehr Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf, als nach Erwartung der Schulbehörde in den Schulen sein sollten. "Besonders hart sind hiervon jene Stadtteilschulen betroffen, die in sogenannten Problemstadtteilen, also Armutsgebieten mit niedrigem Sozialindex, liegen."

Es sei eine "Zumutung", wenn die Politiker von den Lehrern angesichts der unzureichenden Ausstattung erwarteten, trotzdem allen Kindern gerecht zu werden. "Das Wort von der Chancengleichheit verkommt für die Stadtteilschulen zur leeren Floskel", heißt es in dem Brief. Rabe solle das Verhalten von Eltern, die ihre gymnasial empfohlenen Kinder nur sehr selten auf eine Stadtteilschule schicken, als "gelbe Karte" begreifen.

Rabe will bis zu den Sommerferien das Fördersystem für die Inklusionskinder überprüfen. Dann soll auch ein Gutachten über die Ursachen des drastischen Anstiegs förderbedürftiger Kinder vorliegen. Die Elternräte fordern den Senator auf, mehr Geld bereitzustellen. "Wir sind nicht bereit, uns das Lied nicht vorhandener Finanzmittel anzuhören", heißt es in dem Brief, der bislang von den Elternräten der Stadtteilschulen Am Hafen und Blankenese unterzeichnet ist. "Wir rechnen mit großer Resonanz der anderen Standorte", sagt Michael Herrmann, Elternvorstand der Schule Am Hafen.