Opi ist der älteste von vier Königspinguinen im neuen Eismeer im Tierpark Hagenbeck. Für die anderen Pinguine ist er eine Art Leittier.

Hamburg. Es gibt wohl kaum eine Monarchie, in der es nicht zu irgendeinem Zeitpunkt Vorwürfe oder gar Meutereien gegen den König gegeben hätte. Doch auch ein König kann sich sein Volk nicht aussuchen. Und so herrscht König Opi I. von Stellingen, nicht nur über drei Jungs, die ebenfalls dem Titel nach Könige sind. Sondern auch noch über eine ganze Schar Esel. Willkommen in der eiskalten Welt der antarktischen Pinguine!

Opi ist der älteste von vier Königspinguinen im neuen Eismeer im Tierpark Hagenbeck. "Unglaubliche Vögel, die größten Pinguine nach den Kaiserpinguinen", schwärmt Dave Nelde. Der Tierpfleger ist für alle Vögel im Eismeer zuständig und damit auch für die Königs- und die Eselspinguine im "Kühlschrank" des Hauses. "Luft und Wasser haben hier durchgehend sieben Grad Celsius", verrät Nelde.

Der Königspinguin, der ebenso wie der Kaiserpinguin als Großpinguin bezeichnet wird, kann tatsächlich mit stattlichen Maßen aufwarten: Er wird bis zu 95 Zentimeter groß und bis zu 16 Kilogramm schwer. Königspinguine, deren Bestand 2004 in der Subantarktis auf drei Millionen Tiere geschätzt wurde, brüten auf subantarktischen Inseln, etwa auf Südgeorgien, den Kerguelen und den französischen Crozetinseln. Kleine Bestände finden sich auch auf den Falklandinseln, wo sie gewöhnlich in der Nähe von Eselspinguinen brüten.

Deshalb hat sich der Tierpark Hagenbeck auch für die Gemeinschaftshaltung der beiden Arten entschieden. "Dabei sind die Eselspinguine die lebhafteren und die Könige die ruhigeren Bewohner auf der Anlage", sagt Dave Nelde. Und von den ruhigeren ist Opi der allerruhigste.

"Opi ist bereits 21 Jahre alt", erzählt Nelde. "Das ist zwar noch kein Rekordalter - Königspinguine können in Zoos bis 40 Jahre alt werden -, aber im Vergleich zu Ping mit drei Jahren, Skipper mit zwei Jahren und James mit eineinhalb ist er mit Abstand der älteste Pinguin von den vieren." So kommt es auch, dass er für die anderen eine Art Leittier sei, so der Tierpfleger. Wobei leiten nicht heißt, dass die drei Jünglinge ihm alles nachmachen: "Als wir sie das erste Mal auf die Anlage gebracht haben, war Opi der letzte, der ins Wasser gesprungen ist", sagt Dave Nelde und lacht.

Zurzeit gehe er gar nicht ins Wasser, aber das sei nicht außergewöhnlich: "Opi mausert gerade", sagt Nelde. Weil den Vögeln in dieser Zeit die isolierende Federschicht fehlt, die sie bei ihren bis zu 150 Tauchgängen am Tag in bis zu 300 Meter Tiefe warm hält, bleiben sie während der Mauser an Land - und hungern. Dafür habe sich Opi vorher kugelrund gefressen, gibt Nelde Entwarnung. Bei Hagenbeck gibt es für die antarktischen Pinguine Wittling zu fressen, eine Dorschart, die in der Nährstoffzusammensetzung der normalen Beute der Königspinguine (Fische, Krill und Tintenfisch) am nächsten kommt.

Und damit auch die Art der Beutejagd in etwa der Natur entspricht, haben die antarktischen Pinguine mehrere Rundlaufstationen in dem Haus, die sie absolvieren müssen. Geruht wird in der Kolonie auf einem Felsplateau; über ein langes Becken und einen kleinen Anstieg kommen die Vögel zum Futterplatz an der anderen Seite der Anlage, und von dort müssen die Pinguine laufend und auf dem Bauch rutschend zurück zu ihren Ruheplätzen. Nelde: "Das hält sie in Bewegung und beschäftigt sie." Nur gefüttert wird an Land und nicht im Wasser. So können die Pfleger genau sehen, welches Tier wie viel frisst. "Die Pinguine ignorieren eher Sachen, die im Wasser schwimmen - und dort nicht hingehören", sagt Nelde. Denn das kommt in einem Besucherbetrieb leider immer einmal wieder vor.

Jetzt heißt es erst einmal warten für Opi und seine Jungs. Auf neue Federn. Und auf Mädels. Denn die hätte der Tierpark gerne für seine Kaiserpinguin-Junggesellen-WG. So lange kann Opi nur seine Kollegen rufen - und damit seinen Tierpfleger glücklich machen: "Das klingt so toll."

Lesen Sie nächsten Mittwoch: Süßwasser-Seenadel Enne

Die Kolumne gibt es jetzt auch in zwei Büchern: "Hagenbecks Tierwelt" und "Hagenbecks Tropenwelt", Hamburger Abendblatt edition, jeweils 208 Seiten; beide Bände im Schuber für 17,95 Euro (für Abonnenten des Abendblatts bei Direktbestellung: 14,95 Euro), Einzelbände je 12,95 Euro. Zu bestellen unter www.abendblatt.de/shop oder unter Telefon (040) 34 72 65 66. Auch im Buchhandel erhältlich.