Kugelfische haben ein schweres Laster. “Sie kennen keine Grenzen“ beim Fressen. Damit sie nicht verfetten, müssen Tierpfleger aufpassen.

Stellingen. Vielleicht haben Sie es bisher noch nicht gewusst. Aber auch Kugelfische haben ein Laster. "Sie kennen keine Grenze", sagt Marian Merckens. So, so. Aber wobei? "Sie fressen und fressen und fressen, als hätten sie noch nie in ihrem Leben Futter bekommen", verrät der Tierpfleger im Tropen-Aquarium von Hagenbecks Tierpark, und lacht. Dabei ist die Sache ernst, wie Merckens sagt: "Man muss wirklich aufpassen, dass sie nicht verfetten - und auch nicht ersticken." Denn es wäre doch wirklich schade, wenn der schöne Manfred, ein Papua-Spitzkopfkugelfisch, seine schlanke Silhouette verlieren würde. Und wie dauererschreckt, also rundlich aufgebläht, durch das Zylinderbecken mit den Clown-Anemonenfischen und den Nasenmuränen schwimmen würde.

Papua-Spitzkopfkugelfische, wissenschaftlich Canthigaster papua, leben im flachen Wasser der tropischen Korallenriffe des Indopazifiks. Sie werden aufgrund ihrer auffälligen Punkteoptik auch Falschaugen-Krugfisch genannt. So kam Manfred, der Krug fisch, zu seinem Vornamen.

Das zehn Zentimeter lange Tier, das seit Eröffnung des Tropen-Aquariums 2007 in Hamburg lebt, sei mit dieser Größe ausgewachsen, sagt Merckens: "Der Papua-Spitzkopfkugelfisch gehört damit zu den kleineren Spitzkopfkugelfischen. Deren kleinsten Arten werden nur fünf Zentimeter, die größten jedoch 30 Zentimeter lang." Für Marian Merckens ist Manfred einer der schönsten: "Er ist einfach traumhaft gezeichnet. Der Sattelfleck-Spitzkopfkugelfisch, von dem wir auch ein Exemplar im Becken haben, ist nicht ganz so auffällig."

Immerhin vertragen sich die beiden Fische, die eigentlich als Einzelgänger gelten. "Oft wird gesagt, dass man Spitzkopfkugelfische gar nicht mit anderen Arten gemeinsam, sondern nur als Paar halten kann. Aber bei uns geht das gut", sagt Merckens. Was man denn suchen müsste, um ein Pärchen Papua-Spitzkopfkugelfische zu haben, kann der Tierpfleger nicht sagen: "Ob Manfred wirklich ein Männchen ist, ist so nicht zu sehen."

Was man hingegen deutlich sieht, ist seine Aktivität, wenn es Futter gibt. Merckens: "Sonst versteckt sich Manfred auch schon einmal zwischen den Steinen oder den Anemonen, aber zum Fressen ist er sofort da." Gefüttert werden dem Fisch mit den kräftigen Zähnen vor allem Garnelen, aber auch Fischfilet. Merckens: "Die Garnelen sind aber besser, damit seine Zähne auch etwas zu tun haben." Mit denen pickt er ab und zu auch an den Steinen im Aquarium herum, um kleine Lebewesen abzunagen. Seine Mitbewohner, die Seeigel, müssen ihn jedoch nicht fürchten, die sind dann doch eine Ecke zu groß für ihn.

Die Nasenmuränen sind wiederum klein genug, ihn nicht zu erschrecken, sagt Merckens. So habe er Manfred auch noch nie aufgepumpt gesehen, wozu alle Kugelfische bei Gefahr fähig sind. Dabei pressen sie mit ihrer kräftigen Muskulatur ruckweise Wasser aus der Mundhöhle in eine bauchseitige, sackartige Erweiterung des Magens. Und werden dadurch rund wie eine Kugel, was gerade bei den seitlich etwas abgeflachten Spitzkopfkugelfischarten (im Vergleich zu anderen, drehrunden Kugelfischarten) eine extreme Veränderung ausmacht.

Aber wie gesagt, bisher scheint sich Manfred so sicher zu fühlen, dass er diesen Trick noch nicht anwenden musste. Dafür spiele er regelmäßig Hubschrauber, verrät Marian Merckens: "Kugelfische nutzen zur Vorwärtsbewegung nur ihre Brustflossen, schweben damit eher durch die Gegend. Sprinter sind sie absolut nicht." Eine leichte Veränderung, von Schönwetterspazierflug auf Vollgas, kann man jedoch beim genauen Hingucken erkennen: immer dann, wenn es Futter gibt.

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