Das Hotelprojekt am Fernsehturm ist gescheitert. Jetzt hofft der Unternehmer Martin Dencker, sein Gastronomiekonzept zu realisieren.

Hamburg. Es ist eine schier unendliche Geschichte des Scheiterns, die jetzt um ein Kapitel reicher ist. Die Rede ist vom Fernsehturm, dem Wahrzeichen, das seit fast elf Jahren der Öffentlichkeit nicht mehr zur Verfügung steht: Aussichtsplattform und Gastronomie sind seit Januar 2001 geschlossen. Doch auch das spektakuläre Hotelprojekt (das Abendblatt berichtete) ist nun gescheitert. Das bestätigte Telekom-Sprecherin Stefanie Halle, der Fernsehturm gehört der Telekom-Tochter DFMG Deutsche Funkturm GmbH, auf Abendblatt-Anfrage. "Die Stadt sieht das Hotelprojekt nicht für Hamburg", sagte Halle. Die Senatskanzlei bestätigte: "Wir haben der Telekom mitgeteilt, dass es eine Realisierung in der zuletzt geplanten Form nicht geben kann."

Die Entwürfe für das Hotel, das um den Heinrich-Hertz-Turm herumgebaut werden sollte, stammten vom dänischen Stararchitekten Christian Bay-Jorgensen. Es hatte auch mehrere Gespräche zwischen Vertretern der Telekom und Oberbaudirektor Jörn Walter gegeben - offensichtlich ohne Erfolg. Die Telekom ist nun laut Sprecherin Stefanie Halle wieder "offen für neue Investoren".

Einer wurde auch gleich angeschrieben: der Hamburger Unternehmer Martin Dencker, der sein Interesse am Fernsehturm bereits im vergangenen Jahr bekundet hatte und damals nach eigener Aussage trotz "Konzept und Geldgebern" bei der Telekom "abgeblitzt" war.

In dem Schreiben an Dencker räumte die Telekom-Tochter jetzt immerhin ein: "Die DFMG hatte bis dato, wegen des Projekts der Hotelumbauung des Fernsehturms und einer damit einhergehenden Vereinbarung mit dem federführenden Architekturbüro, keine Möglichkeit, weitere Interessenten und deren Nutzungskonzepte zu berücksichtigen." Diese Exklusivität sei nun erloschen. Das Interesse von Martin Dencker zum Glück nicht: "Ich möchte den Fernsehturm wieder zu einem Anziehungspunkt für Hamburger und Touristen machen. Mit Gastronomie und Aussichtsplattform", sagte Dencker. Allerdings müsse er nun neue Investoren akquirieren, um das Projekt realisieren zu können. Denn um den Telemichel künftig wieder öffentlich nutzen zu können, sind laut DFMG Gesamtinvestitionen von mehr als zehn Millionen Euro notwendig. Die DFMG wird sich an den Kosten nicht beteiligen.

Erfahrung mit Fernsehtürmen hat der 41-jährige Dencker, seit März betreibt er das Drehrestaurant im Dortmunder "Florian" auf 137 Meter Höhe.

Außerdem will Martin Dencker, der bundesweit unter dem Namen mStore 17 Apple-Fachhandelsläden betreibt, einen runden Tisch "zur Wiederbelebung des Fernsehturms" mit Vertretern der Stadt, Politik und Wirtschaft ins Leben rufen: "Wir müssen jetzt mit vereinten Kräften aktiv werden. Nicht immer nur reden, sondern auch Taten folgen lassen", sagte Dencker. An Unterstützern fehlt es jedenfalls nicht. "Natürlich sollte der Fernsehturm wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden", sagte Grünen-Wirtschaftsexperte Anjes Tjarks. Ein runder Tisch sei eine gute Maßnahme, um das Vorhaben weiter voranzutreiben. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Burkhardt Müller-Sönksen sieht die Telekom in der Pflicht: "Dieses Weltunternehmen sollte den Fernsehturm wieder so herrichten, dass zumindest die Aussichtsplattform geöffnet werden kann." Müller-Sönksen könnte sich sogar vorstellen, dass der Telemichel künftig von einem Verein mit Ehrenamtlichen nicht kommerziell betrieben werde. Der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Klaus-Peter Hesse wirft der Telekom eine "Blockadehaltung" gegenüber möglichen Investoren vor. "Es muss ein Konzept her, das dieses Wahrzeichen wieder für die Öffentlichkeit zugänglich macht", sagt Hesse. Hamburgs Tourismus-Chef Dietrich von Albedyll gerät geradezu ins Schwärmen, wenn er über den Fernsehturm spricht. "Mit seiner attraktiven Lage und der berauschenden Aussicht über Hamburg wäre der Fernsehturm eine Attraktion mit großer Anziehungskraft für Hamburger und Gäste."

Das haben andere europäische Städte schon erkannt: So wurden laut von Albedyll sowohl in der estländischen Hauptstadt Tallinn als auch in Moskau die Fernsehtürme durch private Investoren aufwendig saniert und wieder für Besucher geöffnet.