Heute wird Botanischer Garten umbenannt. Wie werden sich Sparmaßnahmen auswirken? Heideflächen bereits verschwunden.

Hamburg. Loki Schmidt war eine große Freundin des Botanischen Gartens in Klein Flottbek. Deshalb wird die Anlage heute in Anwesenheit von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und Hamburgs Ehrenbürger Helmut Schmidt in "Loki-Schmidt-Garten" umbenannt. Vor zwei Jahren war die engagierte Naturschützerin im Alter von 91 Jahren gestorben. "Die Umbenennung ist eine schöne Sache", sagt Horst Bertram. Er ist 2. Vorsitzender des Botanischen Vereins zu Hamburg und hat oft mit der Frau von Altkanzler Helmut Schmidt in der Stiftung Naturschutz zusammengearbeitet. Aber der pensionierte Lehrer für Biologie und Latein spricht auch von der Verpflichtung, den Botanischen Garten im Sinne der Namenspatronin zu erhalten und weiterzuentwickeln. "Leider muss befürchtet werden, dass der Botanische Garten stattdessen zurückgebaut wird."

Seit 1919 gehört der Botanische Garten zur Universität Hamburg. 25 Hektar Park, ein Betriebshof plus 10.000 Quadratmeter nicht öffentliche Gewächshäuser befinden sich seit den 70er-Jahren in Klein Flottbek. Am alten Standort am Dammtor sind weitere 3000 Quadratmeter in Gewächshäusern für Blumen- und Botanikfreunde zugänglich. Waren es vor 15 Jahren noch etwa 95 Gärtner, die sich um Beete, Bäume und Büsche gekümmert haben, muss die Arbeit heute von 80 Fachleuten erledigt werden. Wie im vergangenen Jahr ist für 2012 ein Budget von 3,3 Millionen Euro für den Botanischen Garten veranschlagt.

Horst Bertram, 76, zitiert Loki Schmidts Motto "Nur was man kennt, das kann man schützen". Aber die Kenntnis von den Pflanzenarten drohe heute verloren zu gehen, sagt der Pädagoge. "Angehende Biologielehrer sind zukünftige Multiplikatoren. Aber im heutigen Studium können sie kaum noch ausreichende Artenkenntnisse erwerben."

Nach Meinung des Botanischen Vereins zu Hamburg wäre der Garten der ideale Ort, wo alle Besucher, vor allem Studenten, sich mit den Pflanzen vertraut machen könnten, die für die Region typisch sind. "Ebenso sollte es Informationen darüber geben, welche Arten in Norddeutschland selten und welche geschützt sind und in welchen Lebensräumen sie vorkommen", sagt Bertram.

Lange Zeit habe der Garten diese Aufgabe auch erfüllt. Aber mittlerweile sieht man laut Bertram die Sparmaßnahmen der letzten Jahre. "Wo der Bereich mit Wasserpflanzen war, ist heute die Wüstenabteilung. Feigenkakteen und Palmen auf Sand und Geröll machen eben weniger Arbeit." Demnächst soll auch die Abteilung, die die geschützten Pflanzen zeigt, planiert werden. "Diese Pflanzen wie Langblättriger Ehrenpreis, Schlüsselblume, Weberkarde oder Beinbrech werden dann zwar dezentral an verschiedenen Standorten gezeigt." Aber das sei eben nicht dasselbe, sagt Bertram.

Zu seinem Bedauern sind ebenso wie die Salzwiesen auch die Heideflächen verschwunden. "Die Pflege ist zu aufwendig." Wo die Heide war, ist jetzt Rasen, am Rand stehen noch ein paar Ginsterbüsche. "Der Botanische Garten wird immer mehr wie ein Park."

Auch die Gesellschaft der Freunde des Botanischen Gartens Hamburg e. V. macht sich Sorgen, dass Forschung und Lehre auf der Anlage in Klein Flottbek aus finanziellen Gründen auf der Strecke bleiben. "Personalintensive Bereiche werden in den nächsten Jahren schwierig zu halten sein", sagt die Vorsitzende der Gesellschaft, die frühere Bürgerschaftspräsidentin Elisabeth Kiausch. "Dabei stellen wir schon ehrenamtliche Gartenhelfer und schaffen auch Geräte an."

Und wie viel weiter gespart wird, darüber gibt es nur Vermutungen. Die Zahl von 20 Prozent wird immer wieder genannt, eine Bestätigung seitens der Universität gibt es nicht.

Horst Bertram beklagt, dass das Lehrfach Biologie heute eher labor- und genetik-orientiert sei. Außerdem beschränkten sich die Ausbildungsgänge der Universitäten meist nur auf Wissen, das im Examen abgefragt wird. "Universitäten sehen Botanische Gärten mehr und mehr als lästiges Anhängsel an", sagt Bertram. Aber der Botanische Garten sei das Aushängeschild jeder Universität. "Es gibt kaum einen Teil der Hochschule, der auf so großes Interesse stößt."

Der pensionierte Biologielehrer zitiert noch einmal Loki Schmidt. "Vielleicht sind sich manche Stadt und manche Universität gar nicht richtig bewusst, welchen Schatz sie beherbergen", steht in ihrem Buch "Die Botanischen Gärten in Deutschland". Und Horst Bertram fragt: "Gilt das auch für Hamburg, die Stadt, in der Loki Schmidt gewirkt hat und dessen Botanischer Garten bald ihren Namen tragen wird?"