Das Abendblatt stellt zum Semesterstart Menschen an der Uni vor. Im vierten Teil erzählt die Professorin für Kunstgeschichte Margit Kern.

Am Montag hat das Wintersemester an den Hamburger Hochschulen begonnen. In dieser Woche stellt das Abendblatt deshalb Menschen vor, für die jetzt der Uni-Alltag beginnt. Im vierten Teil der Serie erzählt die Professorin für Kunstgeschichte, Margit Kern, von Schiffshörnern, mexikanischer Kunst und dem Fehlen der Berge.

Der Westflügel des Uni-Hauptgebäudes. Margit Kern steht auf dem Balkon ihres Büros und wundert sich über ein Geräusch. "War das ein Schiffshorn?" Erst vor einer Woche ist die Professorin für Kunstgeschichte aus Berlin nach Hamburg gekommen, als Nachfolgerin von Wolfgang Kemp.

Noch ist sie in der Phase der Eingewöhnung, auf dem Boden ihres Büros stehen Umzugskartons mit der Aufschrift "Freie Universität Berlin". Dort hat sie zuvor gelehrt. Auch an der Humboldt-Universität in insgesamt zwanzig Jahren in der Hauptstadt. Jetzt also Hamburg.

"Ich habe schon meine Studenten kennengelernt, sehr engagierte junge Menschen." Zuvor sei sie von Kollegen vorgewarnt worden, dass sie durch die internationale Qualität der Studenten im Schmelztiegel Berlin verwöhnt sei. "Das stimmt aber nicht, in Hamburg ist das Niveau gleich hoch." Das Wohn-Niveau von Margit Kern dagegen hat derzeit höchstens einen Stern. "Noch wohne ich im Gästehaus der Uni und suche eine Bleibe", Kern plagen zum Studienstart ähnliche Sorgen wie einige ihrer Studenten.

Wichtig sei ihr bei der Lehre, "den eurozentrischen Blickwinkel der Kunsthistorie zu verlassen", sagt Kern und bringt dafür gute Voraussetzungen mit: Für die Bewerbung in Hamburg flog sie aus dem amerikanischen Yale ein, wo sie im Rahmen eines Stipendiums zur Darstellung Mexikos in Fotobüchern forschte. Die Kunstgeschichte Südamerikas werde oft vernachlässigt. Außerdem sei es "sicherlich keine schlechte Visitenkarte bei der Bewerbung gewesen", sagt die 44-Jährige mit süddeutschem Zungenschlag. Denn aufgewachsen ist Kern im Landkreis Rosenheim nahe der österreichischen Grenze. Von Hamburg kennt sie bislang nur die Museen und freut sich darauf, ihre neue Heimat zu entdecken. In einem Fall bleibt ihr Herz aber an der alten Heimat haften: "Was ich in Norddeutschland wirklich vermisse, sind die Berge."