Druck von Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz. Aus für interne Leiharbeit, mehr Geld für externe Leiharbeiter. Ver.di fordert Jobgarantie.

Hamburg. Die Stadtreinigung Hamburg will in Zukunft auf die Verleihung von Arbeitskräften innerhalb des Unternehmens verzichten. Das teilte Firmensprecher Reinhard Fiedler dem Abendblatt mit. Das städtische Unternehmen lieh sich bisher Arbeitskräfte von Tochterfirmen aus, die für die gleiche Arbeit monatlich bis zu 500 Euro brutto weniger erhalten als die Kollegen der Mutterfirma.

Die Stadtreinigung reagiert mit ihrer Ankündigung auf Druck von Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD). Nach Abendblatt-Informationen hat Scholz Stadtreinigungschef Rüdiger Siechau aufgefordert, die interne Arbeitnehmerverleihung zu beenden. Zuvor hatte das Abendblatt auf die Lohnunterschiede aufmerksam gemacht.

Jetzt sollen auch die Mitarbeiter von Zeitarbeitsfirmen, die für die Stadtreinigung arbeiten, besser bezahlt werden: In Zukunft bekommen sie die gleichen Löhne wie die Kollegen, die sie ersetzen. Bislang wurden sie nach dem niedrigen Zeitarbeitstarif bezahlt. Diese Regelung wurde in den vergangenen Tagen bereits für die Tochterfirma Wert GmbH umgesetzt - sie soll bis spätestens Jahresende auch für das gesamte Unternehmen gelten.

Ein Abendblatt-Dossier hatte das Verleihsystem bei der Stadtreinigung öffentlich gemacht. Es funktioniert so: Das Unternehmen leiht sich Mitarbeiter aus den beiden Tochterfirmen Stadtteilreinigungsgesellschaft (STR) und der Wert GmbH aus. Während die Mutterfirma ihre Beschäftigten nach dem Tarif des öffentlichen Dienstes bezahlt, erhalten die Mitarbeiter in den Tochterfirmen deutlich niedrigere Löhne - es gelten Haustarifverträge. In ihren Arbeitsverträgen müssen die Beschäftigten der Tochterfirmen zustimmen, innerhalb der Stadtreinigung verliehen zu werden. Sie verrichteten die gleiche Arbeit wie ihre Kollegen - nur zu viel niedrigeren Löhnen.

Die Hälfte der 124 Mitarbeiter der Stadtteilreinigungsgesellschaft werden an das Mutterunternehmen verliehen: Sie arbeiten zusammen mit den Kollegen von der Stadtreinigung als Reiniger, Auflader, Fahrer, aber zu unterschiedlichen Konditionen. Ein Straßenreiniger der Stadtreinigung erhält ein Einstiegsgehalt von 1800 Euro brutto - der Kollege von der Stadtteilreinigung bekommt 1400 Euro für die gleiche Arbeit. Bei Kraftfahrern gibt es Unterschiede von fast 500 Euro im Monat. Sprecher Fiedler zufolge gibt es schon seit Anfang des Jahres ein Programm, um bis Jahresende vollständig auf interne Leiharbeit zu verzichten.

Dass sie den gleichen Lohn für die gleiche Arbeit erhalten sollen, begrüßen die Beschäftigten der Stadtteilreinigungsgesellschaft. Dennoch entzieht die Neuregelung dieser Firma die Geschäftsgrundlage. Gerüchte von einer Abwicklung machen bereits die Runde. Mitarbeiter befürchten, dass sie nicht von der Stadtreinigung übernommen werden - oder zu schlechteren Konditionen. "Ich finde es gut, wenn Olaf Scholz sich dafür einsetzt, dass diese Form der Ungleichheit ein Ende hat", sagt Anja Keuchel von der Gewerkschaft Ver.di. "Jetzt erwarten wir, dass keiner der Kollegen arbeitslos wird." Die Stadtreinigung kann Fragen zur Zukunft der STR zurzeit nicht beantworten. Es werde an Lösungen gearbeitet, um "eine Beschäftigung der Mitarbeiter sicherstellen zu können".