Der Bezirk Mitte lehnt diese Verbindung über die Elbe jedoch ab. Musical-Konzern Stage Entertainment legt demnächst einen Antrag vor.

Hamburg. Die Mehrheit der Wirtschaftsunternehmen in den Stadtteilen St. Pauli und Neustadt hat sich für den Bau einer Seilbahn über die Elbe ausgesprochen. Das geht aus einer Umfrage der Handelskammer hervor, nach der 72,5 Prozent der befragten Gewerbetreibenden für ein solches Projekt sind. Die Handelskammer hatte 6200 Gewerbetreibende befragt, es antworteten zehn Prozent. Gleichzeitig gab der Musical-Konzern Stage Entertainment bekannt, den Antrag für die Seilbahn Ende Oktober stellen zu wollen.

"Die Seilbahn wäre nicht nur ein umweltfreundliches Verkehrsmittel für den Sprung über die Elbe, sondern ein neuer Tourismusmagnet für die Stadt", sagt Handelskammer-Präses Fritz Horst Melsheimer. Er forderte den Senat auf, "dieses Geschenk endlich anzunehmen" und mit einem schnell eingeleiteten Planfeststellungsverfahren dafür zu sorgen, dass die Hamburger und ihre Gäste in den Genuss dieser "attraktiven und umweltfreundlichen Transportmöglichkeit kommen".

"Die Umfrage-Ergebnisse der Handelskammer zeigen sehr genau jenen Zuspruch, den wir in den vergangenen Monaten immer wieder erfahren haben", sagt Stephan Jaekel, Unternehmenssprecher der Stage Entertainment. Im Gegensatz dazu bleibt der Bezirk Mitte strikt bei seiner ablehnenden Haltung. Damit hat der Plan einer privat finanzierten Seilbahn bisher geringe Chancen, denn die ebenfalls an dem Verfahren beteiligte Wirtschaftsbehörde legt großen Wert auf die "bezirklichen Belange".

Den Plan einer Seilbahn hatte der Musical-Konzern Stage Entertainment Anfang 2012 ins Gespräch gebracht. Danach könnte die Bahn von St. Pauli bis zum Südufer der Elbe und dann weiter nach Wilhelmsburg führen. Als Startpunkt schlagen die Planer die Glacischaussee am Heiligengeistfeld vor. Das Projekt könne innerhalb eines Jahres gebaut werden - sofern alle Genehmigungen vorliegen. Die Erteilung aller Genehmigungen kann jedoch Jahre dauern.

"Der Bezirk Mitte lehnt die Seilbahn nach wie vor ab", sagt Bezirksamtschef Andy Grote. Es helfe nichts, wenn pro Seilbahn "Stimmung und Meinung" produziert werde, weil das Projekt "nicht plausibel" sei.

"Die Seilbahn hat praktisch keine Verkehrsfunktion und stellt eine reine Touristenattraktion dar, die ein Riesenrad viel besser erfüllen kann", sagt Grote dem Hamburger Abendblatt. Grote betont, dass bisher noch kein Planfeststellungsverfahren eingeleitet sei. Auch die Politiker des Bezirks Mitte haben geschlossen gegen die bisherigen Pläne gestimmt. Auch bei der Behörde für Stadtentwicklung, die sich mit der Seilbahn als Verkehrsmittel befasst, ist bisher kein Antrag eingegangen.

Weiterhin befasst sich die Wirtschaftsbehörde mit dem Thema. Doch auch hier ist bisher kein Antrag auf Genehmigung einer Seilbahn eingegangen, wie Helma Krstanoski, Sprecherin der Wirtschaftsbehörde, dem Abendblatt sagt. "Eine Seilbahn wäre eine touristische Attraktion, könnte aber keine öffentliche Nahverkehrsfunktion abdecken. Bei einer Führung von St. Pauli zum Musiktheaterzelt sind örtliche und bezirkliche Belange berührt", sagt Krstanoski. Der Bezirk Hamburg-Mitte sei bislang gegen das Projekt. Krstanoski: "Eine Einbindung der örtlichen Gremien wäre aber unerlässlich."

Die ursprünglichen Pläne, die Seilbahn pünktlich zur Internationalen Gartenschau 2013 in Wilhelmsburg zu bauen, sind damit geplatzt. Nun will die Stage die erforderlichen Unterlagen für das Verfahren Ende Oktober einreichen. "Es gibt für eine Seilbahn kein einziges nachhaltiges Argument", sagt Andy Grote. "Man steigt ein, fährt in die Höhe und kommt am Ausgangsort an. Das kann ein Riesenrad, wie es gerade in Metropolen wie London entstanden ist, wirklich viel besser."

Der Musical-Konzern plant zusammen mit dem Seilbahn-Produzenten Doppelmeyer zwei riesige Stützen, die auf der nördlichen Elbseite eine Höhe von 85 Metern und auf der südlichen Seite eine Höhe von 126 Metern erreichen sollen. Die Strecke würde fünfeinhalb Kilometer betragen. Stage und Doppelmeyer wollen sich nach eigenen Angaben die Kosten von 50 Millionen Euro teilen.

Am Dienstag diskutiert Herbert Schalthoff das Thema ab 20.15 Uhr auf Hamburg 1. Dabei sind der Bezirksamtsleiter von Mitte, Andy Grote, Johnnes Mock-O'Hara, Chef Stage Deutschland, St.-Pauli-Pastor Sighard Wilm und Ralph Lindenau, Chef des Bürgervereins St. Pauli.