Neue Touristenattraktion? Das Musical-Unternehmen Stage Entertainment plant Gondeln von den Fliegenden Bauten bis nach Wilhelmsburg.

St. Pauli/Wilhelmsburg. Das Musical-Unternehmen Stage Entertainment sucht nach immer neuen Herausforderungen. Dazu gehört der Bau einer Seilbahn , die auf einer 5,2 Kilometer langen Strecke den Stadtteil St. Pauli mit dem Gelände der Internationalen Gartenschau Hamburg 2013 in Wilhelmsburg verbinden soll - mit Zwischenstopp beim Theater im Hafen auf Steinwerder, wo das Musical "König der Löwen" gezeigt wird.

Das Abendblatt berichtete über die Pläne bereits im März vergangenen Jahres. Doch dann gab es Bedenken bei Bürgern und der Bezirkspolitik. Es lief nicht so zügig, wie sich das die Investoren Stage Entertainment und die österreichische Firma Doppelmayr wohl gewünscht hätten. Die zuständige Wirtschaftsbehörde bestätigte auf Abendblatt-Anfrage, dass die Inbetriebnahme der geplanten Seilbahn bis zum Start der Gartenschau Ende April 2013 nicht mehr möglich sei.

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Aber Stage-Deutschland-Chef Johannes Mock-O'Hara hält an den ehrgeizigen Plänen für die neue Hamburger Touristenattraktion fest: "Wir werden in Kürze einen Antrag auf Einleitung des Planfeststellungsverfahrens bei der Wirtschaftsbehörde einreichen. Dieses ist für die spätere Baugenehmigung erforderlich." Es seien seit Monaten Gespräche mit Behördenvertretern, Politikern und verschiedenen Verbänden geführt worden. Mock-O'Hara ist zuversichtlich: "Wir haben gute Vorarbeit geleistet und viel positive Resonanz erhalten." Der Stage-Chef sieht es als unproblematisch an, dass die Seilbahn nicht bis zur Gartenschau-Eröffnung fertig werden wird: "Wir koppeln unser Bauvorhaben nicht daran."

Noch liegt der Antrag der Stage Entertainment allerdings bei der Wirtschaftsbehörde nicht vor. Sprecherin Susanne Meinecke sagt: "Ein Planfeststellungsverfahren für das Seilbahnprojekt wird sicherlich wegen seiner Komplexität nicht binnen weniger Monate abgeschlossen werden können."

Zunächst sollen nun aber die Bürger auf zwei Informationsveranstaltungen über das etwa 50 Millionen Euro teure Bauvorhaben, mit Start an der Glacischaussee, informiert werden: am 20. Februar um 17.30 Uhr in der Ganztagsschule St. Pauli an der Friedrichstraße 55, am 28. Februar um 17 Uhr im Haus der Jugend im Alfred-Wegener-Weg 3: "Wir wollen den Bürgern unsere Pläne vorstellen, Visualisierungen zeigen und natürlich Fragen beantworten", sagt Johannes Mock-O'Hara.

Mit der Einbindung der Bürger will die Stage Entertainment wohl auch die Bezirkspolitik positiv stimmen. Denn der Hauptausschuss der Bezirksversammlung Mitte hatte im vergangenen Jahr auf Initiative der GAL hin auch mit den Stimmen der SPD einen Antrag beschlossen, in dem der Bau einer Seilbahn in der Neustadt und auf St. Pauli abgelehnt wird. Doch GAL-Fraktionschef Michael Osterburg geht auch einen Schritt auf die Stage Entertainment zu: "Dass die Bürger jetzt in die Planungen einbezogen werden, ist ein positives Signal. Das Bauvorhaben könnte nur dann realisiert werden, wenn die Bedenken der Anwohner ausgeräumt werden können."

Der Start für die Seilbahn soll an der Glacischaussee sein, direkt neben dem Theater Fliegende Bauten. Dort steht noch ein Polizeigebäude. Von dort geht es zum 91 Meter hohen Stützpfeiler hinauf. Über der Elbe sollen die Gondeln mit Platz für bis zu 30 Personen mindestens in 80 Meter Höhe schweben, damit die Kreuzfahrtschiffe problemlos passieren können. Die Zwischenstation ist dann nach etwa 1500 Metern beim Theater im Hafen geplant. Dort müssen die Fahrgäste dann in kleinere Gondeln mit Platz für bis zu zehn Personen in Richtung Wilhelmsburg umsteigen. Was die Fahrt kosten soll, steht nicht fest. Aber dies: Bürger aus St. Pauli, der Neustadt und Wilhelmsburg sollen Sonderpreise erhalten.