Am Wochenende zeigt der Tag des offenen Denkmals, wie Bürger-Engagement unsere Stadt geprägt hat. Das Abendblatt präsentiert zehn Orte.

Hamburg. Diesmal ist es wirklich ein Heimspiel. Das Motto "Stiftungen und Bürgerwille" beim "Tag des offenen Denkmals" 2012 ist Hamburg quasi auf den Leib geschrieben. Schließlich rühmt sich die Hansestadt zu Recht, Deutschlands Stiftungshauptstadt zu sein. Hier engagieren sich 1227 Stiftungen bürgerlichen Rechts, so viele wie in keiner anderen deutschen Stadt. Sie sind auf sozialem, kulturellem und wissenschaftlichem Gebiet tätig. Auf 100 000 Einwohner kommen in Hamburg 68,7 Stiftungen, nur 23,2 sind es im bundesdeutschen Durchschnitt.

Die Etagenhäuser an der Hafenstraße

Der Vorwerk-Stift

Wo andernorts Fürsten und Potentaten Museen und Opernhäuser, Bibliotheken und soziale Einrichtungen stifteten, waren es in Hamburg Bürger, die ihren Wohlstand oft großzügig in den Dienst der Allgemeinheit stellten. Das zeigt sich auf vielfältige Weise im Stadtbild, denn viele Gebäude und Institutionen, die uns selbstverständlich und vertraut erscheinen, existieren nur, weil Stifter, Spender und Sponsoren die Voraussetzungen für ihre Existenz geschaffen haben. Das Thema zeige auch, "wie sehr Denkmalschutz und Denkmalpflege durch die Bürgerinnen und Bürger und die Stiftungen dieser Stadt unterstützt werden", schrieb Kultursenatorin Barbara Kisseler in ihrem Grußwort und: "Oft ist es gerade das private Engagement, das den Erhalt unseres baukulturellen Erbes erst möglich macht."

Kontor- und Wohnhaus am Harburger Kanalplatz

Deutschlands ältester erhaltener fester Zirkusbau

Das Bürgerhäuschen in Eppendorf

Das wird schon daran deutlich, dass zu den Veranstaltern neben dem Denkmalschutzamt auch die Stiftung Denkmalpflege zählt, die sich für die Restaurierung von Denkmälern engagiert und durch Zuschüsse fördert. Der besondere Reiz des europaweit begangenen "Tags des offenen Denkmals" besteht zum einen in der Chance, Gebäude und Institutionen besuchen zu können, die im Alltag nicht zugänglich sind. Darüber hinaus lädt das jeweilige Motto dazu ein, die eigene Stadt mit anderen Augen zu sehen.

Kneipe Hummel und Ouiddje

Die Tankstelle am Billhorner Röhrendamm

Die alte Zollstelle Fährhaus

Wo haben private Initiativen dazu beigetragen, die soziale Situation der Stadt zu verbessern? Wo sind aufgrund des Engagements von Stiftern Kulturinstitutionen gegründet worden? Wo haben Vereine den Blick für den Wert geschichtlicher Zeugnisse geschärft? Aber auch: Wo haben Initiativen, die zu ihrer Zeit manchmal heftig umstritten waren, dazu geführt, dass wertvolle Bausubstanz eben nicht der Spitzhacke zum Opfer gefallen ist, sondern bis heute erhalten blieb?

Der Hein'sche Wohnstift

Drei Tage offene Türen

Um diese und weitere Fragen geht es diesmal. Die Türen von weit mehr als 100 Denkmälern sind geöffnet, von denen viele sonst verschlossen sind. Natürlich sind Kirchen, Museen und andere durchaus bekannte Gebäude dabei, aber auch verborgene Objekte wie der Eiskeller unter Lessers Passage, der Schellfischtunnel, zu dessen Besuch man eine Taschenlampe mitbringen muss, oder das ehemalige Krematorium an der Alsterdorfer Straße, das nur einmal im Jahr besichtigt werden kann. Und manchmal wird auch ein historisch bedeutsames Denkmal ins Licht gerückt, an dem wir sonst achtlos vorübergehen, zum Beispiel der lange vergessene und erst 2008 restaurierte Gedenkstein in Planten un Blomen. Er erinnert an die Opfer der Franzosenzeit.