Ein Gutachten von Gunnar Harms im Auftrag der Grünen ergab, dass private Stromkunden in diesem Jahr drei Milliarden Euro zu viel zahlen.

Berlin/Hamburg. Die Energieversorger in Deutschland verlangen von ihren Privatkunden in diesem Jahr rund drei Milliarden Euro zu viel für den gelieferten Strom - zu diesem Ergebnis kommt ein aktuelles Gutachten des Leverkusener Branchenexperten Gunnar Harms im Auftrag der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen. Die Konzerne hätten im Jahr 2012 die Strompreise erhöht und weitere Verteuerungen für 2013 angekündigt, wobei sie die Ursachen hauptsächlich auf die Politik geschoben hätten, so Harms. Als Preistreiber werde vor allem die Erhöhung der Umlage aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) genannt.

+++ Preissprung für Strom durch Atomausstieg in Grenzen +++

Doch seien die Strompreise im Börsenhandel im zurückliegenden Jahr um zehn bis 20 Prozent gesunken. Ausreichende Kapazitäten, ein geringerer Stromverbrauch und eine erhöhte Einspeisung von erneuerbaren Energien hätten dies bewirkt. Somit habe der Atomausstieg nicht zu den befürchteten Kostensteigerungen geführt.

Aktuell müsste der Strompreis um zwei Cent je Kilowattstunde (kWh) niedriger liegen (Durchschnitt: 25,7 Cent/kWh), wenn die Versorger die gesunkenen Einkaufspreise aus der Vergangenheit an die Verbraucher weitergereicht hätten, so Harms. Betrachte man die vergangenen fünf Jahre, so zeige sich, dass gestiegene Einkaufspreise stets sofort weitergegeben wurden, Preissenkungen hingegen nicht - zumindest nicht an die Haushaltskunden. Auffällig sei, dass die Preise für Großabnehmer seit 2008 um drei Prozent gesunken seien, während sich der Strom für private Endkunden um etwa 20 Prozent verteuert habe.