Suche nach silberner Kiste. Krankenhaus setzt 5000 Euro Belohnung für Hinweise aus. Täter kann sich anonym bei der Polizei melden.

Hamburg. Für die Eltern ist es eine doppelte Tragödie. Ihr Baby, ein kleiner Junge, kommt tot zur Welt. Doch bestatten können sie das Kind nicht, weil der Leichnam verschwunden ist. Ein bislang unbekannter Täter hat in der Asklepios-Klinik Altona (AK Altona) den silberfarbenen Metallbehälter gestohlen, in dem das Kind lag.

Jetzt will die Klinikleitung alles dafür tun, damit es seiner Familie zurückgegeben werden kann. "Wir haben 5000 Euro Belohnung für Hinweise ausgesetzt, die zum Auffinden des Babys führen", sagte Ingo Breitmeier, geschäftsführender Direktor der Klinik, dem Abendblatt.

Auch die Polizei arbeitet mit Hochdruck an dem Fall. Die Beamten werten derzeit die Videos der 23 Überwachungskameras der Klinik aus. "Wir vermuten, dass der Täter die Kiste und nicht den Leichnam stehlen wollte", sagt Polizeisprecherin Ulrike Sweden. Die Spezialbox dürfte einen Wert von etwa 200 Euro haben.

"Ein Kind zu verlieren ist das Schlimmste, was Eltern passieren kann", sagt Volker Ragosch, Chefarzt der Frauenklinik Altona mit Perinatalzentrum. "Wenn die Eltern ihr Baby dann noch nicht mal bestatten können, ist das ein Desaster." Er hoffe, dass der Junge schnell gefunden werde. Das habe jetzt für alle Beteiligten oberste Priorität. Darauf vertrauen auch die verzweifelten Eltern, die vom Weißen Ring betreut werden. Sie haben sich einen Anwalt genommen. "Für uns ist das Allerwichtigste, dass wir unseren Sohn beerdigen können", sagt die Mutter.

Gestohlene Babyleiche: Täter kann sich anonym bei Polizei melden

Sie war am Vormittag des 11. Oktober, einen Tag vor der geplanten Entbindung, mit Wehen in die Klinik gekommen. Doch die Ärzte überbrachten ihr eine schreckliche Nachricht: Das Herz des Kindes schlage nicht mehr, die Frau musste es tot zur Welt bringen. Noch im Kreißsaal nahmen die Eltern Abschied von dem kleinen Jungen. Eine gute Stunde lang hielten sie ihr Baby im Arm. Dann holte ein Mitarbeiter, der seit knapp sechs Wochen in der Klinik beschäftigt war, den Spezialbehälter mit dem in ein blaues Tuch gewickelten Baby ab. Doch auf dem etwa 500 Meter langen Weg durch den Tunnel, der die Frauenklinik und die Pathologie verbindet, stellte der Mann den etwa acht Kilo schweren Spezialbehälter gegen 11.30 Uhr - offenbar aus Bequemlichkeit - achtlos und entgegen den Vorschriften auf einem Regal neben zwei leeren Kisten ab.

"Das war ein dramatischer Fehler", sagt Ingo Breitmeier. "Der Mitarbeiter, von dem wir uns inzwischen getrennt haben, hätte den Leichnam ohne Zwischenstopp in die Pathologie bringen müssen." Er sei wohl davon ausgegangen, dass sich schon einer seiner Kollegen um den Behälter kümmern werde, vermutet Breitmeier.

Dass das Baby verschwunden ist, fiel erst drei Tage später auf. Der Bestatter, der das Kind abholen wollte, hatte in der Pathologie angerufen. Doch dort wusste man nichts von dem toten Kind. Die Klinik leitete sofort eine große Suchaktion ein, informierte die ohnehin schon traumatisierten Eltern und schaltete die Polizei ein. Die Klinikräume wurden durchsucht, das Gelände durchforstet. Doch von dem blauen Bündel und der Kiste mit der Aufschrift "PNZ Kreißsaal" fehlte jede Spur.