Attentatsplan in USA deutet auf Machtkampf im Iran hin

Man ertappt sich bei der bangen Hoffnung, bei dem Komplott um ein geplantes iranisches Attentat auf den saudischen Botschafter in Washington handle es sich um ein Planspiel amerikanischer Terrorbehörden, das versehentlich an die Medien geriet.

Denn die politischen und möglicherweise gar militärischen Implikationen dieses angeblichen Mordplans sind höchst beunruhigend. Im Verdacht stehen die iranischen Quds-Brigaden, eine hoch spezialisierte Eliteeinheit der Revolutionsgarden. Diese weltweit operierende Terroreinheit, die vom Libanon bis nach Afghanistan radikalislamische Militante trainiert und bewaffnet, untersteht Revolutionsführer Khamenei. Sollte der ungeheuerliche Vorwurf der US-Regierung tatsächlich zutreffen, dann hätte sich der vergleichsweise besonnene Khamenei dem irrlichternden Konfrontationskurs von Präsident Ahmadinedschad angeschlossen. Oder aber er hätte eigenmächtig handelnde Kräfte nicht mehr kontrollieren können; in diesem Fall könnte der Iran vor einem Machtkampf mit unabsehbaren Konsequenzen stehen.

Dass offenbar ein saudischer Diplomat getötet werden sollte, ist besonders prekär. Das sunnitische Saudi-Arabien, Hüter der heiligen Stätten Mekka und Medina, erhebt einen religiösen Führungsanspruch in der islamischen Welt, der ihm allerdings vom schiitischen Iran streitig gemacht wird. Und die Saudis haben im März geholfen, einen Aufstand der schiitischen Bevölkerungsmehrheit in Bahrain militärisch niederzuschlagen.

Der Iran, der diese Revolte offenbar insgeheim befeuert hatte, stieß damals diffuse Drohungen Richtung Riad aus. Teheran schwebte offenbar vor, Bahrain unter seine Kontrolle zu bekommen, um die gesamte arabische Golf-Kooperation zu schwächen.

Der spezifisch saudische-iranische Konflikt wird zudem großflächig überlagert von der alten Feindschaft zwischen Sunniten und Schiiten, die sich zuletzt im Irak blutig entlud.

Das Attentats-Szenario wäre Indiz dafür, dass sich irrationale Kräfte, bar jeder politischen Verantwortung, in der Teheraner Führung durchsetzen. Der Führung eines Landes, das offensichtlich an der Atombombe bastelt.