Beim Festival KinderKinder in den Wallanlagen haben die Kleinen spielerisch viel über die Welt erfahren. Das Festival läuft bis zum 6. November.

Neustadt. Das geht ja gut los. Auf der Seebühne serviert die Hexe Knickebein Kaulquappenpudding, Madenschleim und Froschsalat - glücklicherweise nur musikalisch. Begeistert klatschen die kleinen Zuhörer im Takt. Ein paar Schritte weiter ziehen die Clowns Salvatore und Mücke vom Leder. Manche Eltern können ihre Minis nur mit Mühe zur nächsten Attraktion locken. Dackelrennen, Hüpfburgen, Planetenminigolf, Handpuppenbasteln oder eine Knobelolympiade bescheren Groß und Klein ein rappelvolles Programm. Der Clou: Das ganze Vergnügen in den Wallanlagen kostet keinen Cent.

+++ KinderKinder: Weitere Höhepunkte +++

So wie es gute Sitte ist beim Weltkinderfest, das gestern zum 25. Mal zelebriert wurde - traditionell am Sonntag vor dem Weltkindertag. Mit Herzblut und Leidenschaft glückt den Machern des gemeinnützigen Vereins KinderKinder immer wieder ein Festival der ganz besonderen Art. Motto: Spaß und Inhalt ergänzen sich sinnvoll. Spielerisch wird klargemacht, dass unsere Welt viel größer ist als Deutschland und dass es wahrlich keine Selbstverständlichkeit ist, behütet aufzuwachsen.

So ist nicht nur Finja nach ihrem Besuch bei Amnesty International nachdenklich. Beim Nummernrad stellen Ann und Isabell alle möglichen, für junge Leute ganz schön kniffeligen Fragen - humorvoll verkleidet. Existiert ein grundsätzliches Recht auf Trinkwasser? Oder gilt es für Cola und Fanta? Oder gelten Menschenrechte nur für Erwachsene? Mit einem kleinen Preis beschenkt, zieht die Achtjährige aus Iserbrook ihre Mutter weiter. Am Stand von Plan International warten Dosenwerfen, ein Kicker und ein Glücksrad. Vier engagierte Betreuer, wie alle anderen ehrenamtlich vor Ort, verwickeln Finja geschickt in eine lehrreiche Unterhaltung. Die Grundschülerin vernimmt betroffen, wie miserabel es gleichaltrigen Mädchen in Indonesien und anderswo ergeht.

Nunmehr um eine Portion Wissen reicher, darf lustvoll getollt werden. Gar nicht so leicht, auf einer gepolsterten Bahn vorwärtszukommen, wenn man an einem Gummiband hängt. Andere Stationen bieten wackelige Dreiräder, eine Kletterburg, Torwandschießen, Rollenrutschen und Basketball an. Alles gratis. In die Tasche müssen die Eltern nur greifen, wenn es ums Essen oder Trinken geht. Kommerz? Fehlanzeige! Viele Waren stammen von Sponsoren; der Erlös fließt der guten Sache zu. Gegen eine kleine Spende wird frisches Trinkwasser ausgeschenkt. Finja trinkt es bedächtiger als sonst. Eben weil sie gelernt hat, um welch kostbares Gut es sich in anderen Ländern handelt.

Auch Charlotte aus der 4a der Grundschule Klein Flottbeker Weg profitiert beim Spielen. Bei den Big Brothers/Big Sisters geht es darum, unterschiedliche Materialien in Dosen zu vergleichen: Schrauben, Büroklammern, Paniermehl, Linsen, Steinchen und so weiter. Für ihr Gehör und die richtige Antwort erhält sie einen neonroten Schreibstift sowie ein paar Informationen. Die Organisation gibt auch in Hamburg jenen Starthilfe, die nicht unbedingt auf der Sonnenseite stehen. Der weißhaarige Standbetreuer berichtet derart begeistert über seine ausschließlich guten Erfahrungen, dass die Eltern gerne ein Faltblatt mit nach Hause nehmen. Die Devise: Schenkt dem Schwächeren ein bisschen Zeit.

Weiter geht's. Zwischen Rollschuhbahn und Hamburgmuseum sind mehr als 50 Stände aufgebaut. Sie offerieren ein fantasievolles Potpourri anspruchsvoller Unterhaltung. Das Museumsdorf De Spieker zeigt, wie man kunstvoll Seile und Knoten knüpft. Es gibt Gedichte für Wichte, ein Daumenkino, Hundertwasser-Postkarten zum Selbermalen, Traumfänger bei den Verwaisten Eltern und Geschwistern und eine Kinderrechterallye. Katalina erklärt anhand eines Puzzles, dass niemand, aber auch wirklich niemand das Recht hat, ein Kind zu schlagen oder Witze über es zu machen.

Andernorts kann ein Piano bemalt werden, das anschließend an einen Kindergarten verschenkt wird. Bei Brakula zeigen engagierte Frauen, wie man nur mit Küchenschwamm, Wolle und einer Nadel wundervolle Filzläuse bastelt. Und beim Konfuzius-Institut machen die kleinen Hauptpersonen erste Erfahrungen mit Kalligrafie und Schach. Auf den beiden Bühnen folgt eine sehenswerte Darbietung der anderen: vietnamesischer Löwentanz, Ausschnitte des Opernlofts aus dem "Zauberflötchen", das Mandolinenorchester aus St. Georg oder die Kinderkulturkarawane aus Südafrika.

Als gegen 18 Uhr Schluss mit lustig ist, bringt Veranstalter Stephan von Löwis of Menar seine Bilanz kurz und knapp auf den Punkt: "So ein Tag, so wunderschön wie heute!" Mehr laut als still vergnügte Kinder stimmen mit ihrer guten Laune zu. Dennoch ist die 26. Auflage des Weltkinderfestes im September 2012 gefährdet. Da Sponsoren absagten, konnte der Etat von 160 000 Euro diesmal nur durch Hilfe der Stadt gedeckt werden. Statt 80 000 flossen von öffentlicher Seite diesmal 120 000 Euro. "Wir können nicht damit rechnen, jedes Jahr gerettet zu werden", mahnt von Löwis.

Dann wären Hamburgs Kinder um ein großartiges Ereignis ärmer.