Stephan von Löwis of Menar baut Programm seit 1987 immer weiter aus. “Wer Kunst für Kinder macht, kommt schneller auf den Punkt.“

Hamburg. Lehrer wollte Stephan von Löwis of Menar eigentlich werden, Gymnasiallehrer für Englisch und Geschichte. Aber die Hamburger Schulpolitik machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Als er Anfang der 80er-Jahre fertig war mit Studium und Referendariat, gab es keine freien Stellen. Da besann sich der Hamburger, der aus einer alten Kaufmannsfamilie stammt, auf seine zweite Begabung: Kunst und Kultur zu organisieren. Dazu war er gekommen, weil er irgendwann eingesehen hatte, dass er es mit dem Saxofon, mit dem er bei Auftritten Swing spielte, nicht mehr weit bringen würde.

Als Linker im Gefolge der 68er-Bewegung hatte er schon das Schinkel-Fest organisiert und bei "Rock gegen rechts" mitgearbeitet. Irgendwann gründete er mit Freunden eine kleine Veranstaltungsagentur, und 1987 holte man ein fertiges Kinderfestival aus Berlin nach Hamburg. Schon im zweiten Jahr packt von Löwis eigene Programmteile dazu, und im dritten löste man sich völlig von Berlin und gründete den Verein KinderKinder als Träger des Festivals, das seit 1991 auch von der Stadt gefördert wird. KinderKinder war bald ein internationales Schaufenster der Kinderkultur, etwas Neues in einer Szene, die damals, so von Löwis, noch nicht wirklich entfaltet war.

1000 Veranstaltungen - Theater, Tanz, Puppentheater, Film, Musik - sind seit den Anfängen über die Bühnen gegangen, Künstler aus 58 Ländern waren beteiligt. In der 25. Saison sind 60 Veranstaltungen geplant, 50 000 Zuschauer erwartet von Löwis.

Und dann kann er der Frage nach seinem Namen nicht mehr ausweichen: "Ganz einfach: Mein Vater hieß so. Die Familie saß im 15. Jahrhundert mal auf einer Burg in Schottland, es gibt auch hugenottische Wurzeln. Es gab viele Leute in der Familie, deren Leistung man als Pazifist nicht so hoch einschätzt, aber es gab auch Märchensammler; ich bin entfernt mit der Dame verwandt, die Tschaikowsky aushielt und ihm das Komponieren ermöglicht hat."

Er ist bei der Kinderkultur geblieben. "Wer Kunst für Kinder macht, kommt häufig viel schneller auf den Punkt." Den familiären Zugang zu Kindern fand er, als er sich in eine Frau verliebte, die, als er sie kennenlernte, eine zweieinhalbjährige Tochter hatte. "Die hab ich mit großgezogen." Sein künstlerisches Radar sucht drei- bis viermal pro Jahr auf Festivals nach Dingen, die auch in Hamburg stattfinden könnten. Dann fragt er sich: "Gefällt es den Kindern, gefällt es mir? Und macht es inhaltlich Sinn?" Kultur für Kinder hält jung. Und wenn Stephan von Löwis, inzwischen 59, nach Hause kommt, muss seine Frau auch schon mal aushalten, dass er ganz begeistert erzählt: "Du, die Hexe war einfach wunderbar!"