Mehr Fenster, weniger Farbe: Nach Kritik aus der Politik überarbeitet Ikea Fassaden-Entwurf. Eröffnung in Altona für Juni 2013 geplant.

Altona. Etwas weniger Gelb in der Frontfassade, die Wände der oberen Parkgeschosse nicht mehr ganz so wuchtig, mehr Fenster und deutlich weniger Parkplätze: Das schwedische Möbelunternehmen Ikea hat jetzt für den anvisierten Standort Altona einen neuen Fassaden-Entwurf mit vielen Änderungen gegenüber ersten Plänen vorgelegt und offiziell bei der Stadt Hamburg einen Bauantrag gestellt. Damit ist das bisher einzigartige Konzept eines Ikea-Hauses an einer Fußgängerzone nun einen deutlichen Schritt weiter, verkündete das Unternehmen gestern und nannte erstmals einen konkreten Eröffnungstermin. Die dritte Ikea-Dependance in Hamburg soll demnach an der Großen Bergstraße in Altona im Juni 2013 eröffnen. Mit der offiziellen Baugenehmigung rechne Ikea noch in diesem Herbst. "Wir können dann Anfang 2012 mit dem Bau beginnen", sagt Armin Michaely, "Expansionschef" von Ikea Deutschland. Insgesamt werde Ikea in Altona rund 80 Millionen Euro investieren. Der Grundstückspreis ist damit allerdings nicht mitgerechnet, diese Kosten nennt Ikea nicht.

Für den Möbelhaus-Neubau hatte das Unternehmen den ehemaligen Karstadt-Komplex "Frappant" gekauft, das riesige Waschbeton-Gebäude aus den 70er-Jahren ist inzwischen weitgehend abgerissen worden. Über die Fassadengestaltung und das Verkehrskonzept verhandelt der schwedische Konzern zudem mit Behörden und Kommunalpolitikern seit geraumer Zeit. Im Februar hatte eine Jury schließlich sich für den Fassaden-Entwurf des Architekturbüros Dinse-Feest-Zurl entschieden, der aber bei der Altonaer Kommunalpolitik auf Kritik gestoßen war: Jetzt präsentierte Ikea zum Bauantrag eine überarbeitete Version: Der ursprünglich breiter angelegte Streifen mit der Ikea-Farbe im Eingangsbereich ist nun schmaler ausgefallen, Gelb ist daher nicht mehr so dominant im Erscheinungsbild an der Großen Bergstraße. Die Westfassade an der Altonaer Poststraße fällt indes nun etwas geradliniger aus, und die Südfassade am Lawaetzweg erhielt mehr Fenster. Die Seitenflächen auf den oberen Parkebenen sind nun zudem geneigt, um sie gefälliger erscheinen zu lassen. Die Zahl der geplanten Parkplätze reduzierte sich allerdings von ursprünglich 1000 auf jetzt 730. Diskutiert wird nach Abendblatt-Informationen noch weiter über die Verkehrsführung. Bisher gab es nur die Zufahrt über die Altonaer Poststraße, ein Teil der Kunden-Pkw soll aber voraussichtlich auch über den Lawaetzweg geleitet werden.

Insgesamt zeigte sich die Kommunalpolitik diesmal zufriedener mit dem Ergebnis. "Das ist eine architektonisch intelligente Lösung", sagt beispielsweise SPD-Bezirksfraktionschef Thomas Adrian. Zwar sei das Gebäude immer noch sehr wuchtig, doch, so Adrian, "vorher stand dort ja auch nicht gerade ein Reihenhaus".

Mit ihrem neuen Möbelhaus in Altona will Ikea an der Großen Bergstraße Neuland betreten. Üblicherweise baut der 1958 gegründete Konzern breite, flache Bauten am Stadtrand - so auch in Schnelsen und Moorfleet in Hamburg. Erste innenstadtnahe Häuser gibt es auch in England und in Berlin, doch noch keines, das so mitten in der Stadt an einer Fußgängerzone liegt. Für das 18 000 Quadratmeter große Gebäude in Altona (Moorfleet: 21 000 Quadratmeter) setzt Ikea eigenen Angaben zufolge besonders stark auf Bus und Bahnen, mit denen die Kunden anreisen werden.

Als Anreiz werde es besondere Lieferangebote geben, kündigte Ikea an und nennt jetzt erstmals konkretere Vorstellungen. So soll es spezielle Möbeltaxis geben, die bereitstehen. "Dazu gibt es gerade Gespräche mit entsprechenden Unternehmen", sagt Ikea-Sprecherin Simone Settergren. Zusätzlich sei aber auch an ein Verleihsystem mit Elektrofahrrädern samt Anhänger gedacht, mit denen Kunden ihre gekauften Waren nach Hause bringen könnten.

Auch in Sachen Umweltfreundlichkeit sollen in dem Altonaer Ikea-Möbelhaus neue Wege beschritten werden: Geplant sei beispielsweise eine thermische Solaranlage, mit der warmes Wasser erzeugt werden soll. Geplant seien auch Lüftungsanlagen, die über ein Rückgewinnungssystem ein Großteil der sonst dafür eingesetzten Energie einsparen könnten. Rund 200 neue Mitarbeiter will Ikea ab Ende 2012 für das neue Haus einstellen.

Derzeit ist Ikea an 46 Standorten in Deutschland vertreten und beschäftigt dort 14 000 Menschen, das erste Ikea-Haus in Deutschland wurde 1974 bei München eröffnet. Weltweit gibt es 324 Ikea-Möbelhäuser. 626 Millionen Kunden registrierte der Konzern dort im vergangenen Jahr - allein knapp 100 Millionen davon nur in Deutschland.