Jahresbilanz des Projekts Findelbaby. In Hamburg wurde 2010 kein Neugeborenes tot aufgefunden

Altona. Vor genau elf Jahren wurde das "Findelbaby" geboren - das gleichnamige Projekt des Vereins SterniPark, der ein Jahr später an der Goethestraße (Altona-Altstadt) und an der Schönenfelder Straße (Wilhelmsburg) Babyklappen einrichtete - die ersten in Deutschland. Mehr als 300 schwangeren Frauen hat der Verein nach eigenen Angaben seither geholfen - und insgesamt 40 Neugeborenen, die in die Babyklappen gelegt wurden. "Diesen Kindern hat das Projekt die Gesundheit, vielleicht sogar das Leben gerettet", sagt Leila Moysich von SterniPark.

Geschäftsführer Jürgen Moysich betonte, dass "die Babyklappe in Hamburg auch im elften Jahr ihres Bestehens den Beweis erbracht hat, dass sie ihren Zweck erfüllt." Wie 2009 sind auch in diesem Jahr zwei Babys anonym von ihren Müttern dem Projekt Findelbaby übergeben worden. Die beiden Mütter hätten sich bisher nicht gemeldet, die Kinder wurden in Adoptivfamilien vermittelt. Insgesamt sei 2010 in der Hansestadt kein Neugeborenes tot aufgefunden worden, während bundesweit neun Babys ausgesetzt verstarben. "Bei den Müttern handelt es sich um Schwangere, die in der konkreten Situation überfordert sind und denen ein Projekt wie unseres helfen kann", so Jürgen Moysich.

Acht Wochen Zeit haben die Mütter, die ihre Babys anonym in die Klappe legen, um sich doch noch für ein Leben mit ihrem Kind zu entscheiden. 14 der insgesamt 40 Kinder, so Leila Moysich, lebten mittlerweile wieder bei ihren leiblichen Müttern.

Doch das Projekt betreut auch schwangere Frauen, die noch vor der Geburt Hilfe anfordern. 27 Frauen seien das 2010 gewesen, darunter die junge Hamburgerin Susi. "Bis zur 39. Woche hatte ich meine Schwangerschaft verdrängt. Dann habe ich die kostenlose Notrufnummer von Findelbaby gewählt." Unter 0800-456 07 89 sind Tag und Nacht Helfer erreichbar. Susi brachte ihre Tochter Emma auf die Welt, entschied sich für ihre Tochter. "Wichtig ist, dass wir Frauen wie Susi nach der Geburt nicht allein lassen", sagt Schauspielerin Gesine Cukrowski, Vorsitzende der Stiftung Findelbaby.

Doch Babyklappen und anonyme Geburten sind umstritten, der Ethikrat forderte 2009 die Abschaffung. "Viele Schwangere würden nicht kommen, wenn sie nicht anonym bleiben dürften", so Leila Moysich.