Abendblatt-Umfrage zeigt den großen Vorsprung für Olaf Scholz. Bürgermeister Ahlhaus abgeschlagen. Wähler geben der CDU die Schuld.

Hamburg. Nach dem Bruch des schwarz-grünen Bündnisses belohnen die Hamburger die GAL und strafen die CDU ab. Für die SPD, im Hamburger Rathaus in der Opposition, rückt die absolute Mehrheit bei den für den 20. Februar vorgesehenen Neuwahlen in greifbare Nähe. Das zeigt eine Psephos-Umfrage für das Hamburger Abendblatt. Wenn am Sonntag Bürgerschaftswahl wäre, käme die CDU danach auf nur noch 28 Prozent (Juli: 35 Prozent). Die SPD könnte sich von 41 auf 45 Prozent verbessern. Die GAL würden 14 Prozent der Befragten (Juli: zehn) wählen. Die Linke käme unverändert auf sechs Prozent, die FDP landete bei drei Prozent (vier). Rechnerisch könnten SPD und GAL danach mit einer klaren Mehrheit regieren.

Das Meinungsforschungsinstitut Psephos hatte in der Zeit vom 29. November bis zum 1. Dezember 1002 Hamburger Wahlberechtigte befragt. Die Stichprobe ist repräsentativ. Psephos-Umfragen hatten sich bei vergangenen Bürgerschaftswahlen als besonders zuverlässig erwiesen.

Am vergangenen Wochenende hatte die GAL überraschend das schwarz-grüne Bündnis nach zweieinhalb Jahren aufgekündigt. Als Grund nannten die Grünen mangelnde Verlässlichkeit des Koalitionspartners und zunehmende inhaltliche Differenzen. Im direkten Vergleich mit dem designierten SPD-Spitzenkandidaten Olaf Scholz hat Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) keinen Amtsbonus. Wenn der Regierungschef direkt gewählt werden könnte, würden sich 21 Prozent für Ahlhaus, aber 56 Prozent für Scholz entscheiden. Immerhin 14 Prozent wollen keinen von den beiden Politikern, neun Prozent machten keine Angabe.

Zu ähnlichen Werten kommt das ZDF-Politbarometer, das ebenfalls gestern veröffentlicht wurde. Danach wünschen sich 58 Prozent Scholz als Bürgermeister. Nur 20 Prozent wollen Ahlhaus behalten, der erst knapp 100 Tage im Amt ist. Bei der Sonntagsfrage kommt die GAL im ZDF sogar auf 21 Prozent. Die CDU liegt mit 22 Prozent nur knapp vor dem ehemaligen Koalitionspartner, während die SPD 41 Prozent erreichen würde.

Obwohl die GAL das Rathaus-Bündnis aufgekündigt hat, sehen die Hamburger in erster Linie die CDU als hauptverantwortlich an. Während 33 Prozent in der Abendblatt-Umfrage der Ansicht sind, die CDU trage die Schuld am Bruch der Koalition, behaupten dies nur 25 Prozent von der GAL. Ein Drittel der Befragten ist der Ansicht, beide Partner seien gleichermaßen verantwortlich. Mit der Konsequenz Neuwahlen zeigen sich 60 Prozent der Befragten zufrieden. Nur 24 Prozent bedauern das Ende von Schwarz-Grün. Sogar im Lager der CDU-Wähler gibt es mit 53 Prozent eine Mehrheit für die vorgezogene Bürgerschaftswahl.