Rund 750.000 Euro sollen in Aktionsprogramm für den boomenden E-Commerce fließen - und Nachwuchskräfte anlocken.

Hamburg. Für Millionen Menschen gehört Internetshopping heute zum Alltag. Sie bestellen Bücher online, laden Musik aus dem Netz und buchen Reisen bei Internetanbietern. Bereits 73 Prozent der Deutschen kaufen im Internet ein. Der E-Commerce ist eine der am schnellsten wachsenden Branchen der gesamten deutschen Wirtschaft. Davon will jetzt auch Hamburg stärker profitieren.

Um Hamburgs Rolle als führenden Standort für den Onlinehandel zu stärken und publik zu machen, startet das Netzwerk Hamburg@work mit der Stadt und namhaften Partnern aus der Wirtschaft ein großes Aktionsprogramm über drei Jahre. Insgesamt sollen 750.000 Euro investiert werden, sagte Uwe Jens Neumann, Vorstandschef von Hamburg@work, dem Businessnetzwerk für Medien, Informationstechnologie und Telekommunikation. Zur Hälfte stammt das Geld aus öffentlichen Mitteln von der Behörde für Kultur und Medien, die anderen 50 Prozent bringen Firmen über den Verein Hamburg@work ein. "Wir beschäftigen zudem allein vier Mitarbeiter für dieses Projekt", ergänzte Neumann, der auch Geschäftsführer der Hamburgischen Gesellschaft für Wirtschaftsförderung (HWF) ist. "Wir wollen damit einen Bogen schlagen, vom Handel der Hanse über den Hafen als Umschlagplatz bis zum wichtigsten Standort für E-Commerce." Für die Unternehmen wolle die Stadt in Zukunft eine Plattform für Kooperationen bieten und damit auch Nachwuchskräfte anlocken, sagte Neumann dem Abendblatt.

Hamburg muss sich gegen München oder London behaupten

Der Handlungsbedarf besteht: Zwar ist die Hansestadt bereits Sitz von Konzernen wie Otto oder Tchibo, die zu den wichtigsten Onlinehändlern Europas gehören. Doch Städte wie München oder London ziehen ebenfalls innovative Unternehmen an - und nicht zuletzt auch begehrte Spezialisten aus der Trendbranche. Bei einem Hamburger Handelsunternehmen gebe es bereits Überlegungen, einen größeren Betrag in die Hand zu nehmen, um der Hansestadt eine Stiftungsprofessur für E-Commerce zu finanzieren. Schließlich ist der Nachwuchsmangel gerade in technischen Berufen, auf die viele Internetfirmen angewiesen sind, eklatant. "Wir sind daher auch in Gesprächen mit einem privaten Anbieter, der eine dreijährige nicht akademische Ausbildung im Bereich E-Commerce in sein Portfolio nehmen will", sagte Neumann.

Die Resonanz aus der Wirtschaft auf das Engagement der Stadt ist positiv: "Die Stadt täte gut daran, E-Commerce als wachsendes und zukunftsfähiges Cluster gemeinsam mit den großen Playern hier in Hamburg aktiv voranzubringen. Die Otto Group als Marktführer wird dies gerne unterstützen", sagte Thomas Voigt, Direktor Kommunikation bei Otto. Auch Google würdigt den Vorstoß: "Unternehmen aus dem Bereich des Onlinehandels zählen zu den wichtigsten Werbekunden von Google. Deswegen freuen wir uns, dass an unserem Deutschland-Sitz in Hamburg Stadt und Wirtschaft gemeinsam den elektronischen Handel unterstützen", sagte Stefan Tweraser, Google Country Director Germany.

Sechs Firmen, darunter renommierte Konzerne, sind derzeit in Verhandlungen mit Hamburg@work über konkrete Projekte und die Details der Partnerschaft. Drei Partner aus der Wirtschaft haben ihre Mitwirkung bereits vertraglich zugesichert: Der Softwareentwickler novomind, die Start-up-Förderer Hanse Ventures und der AGA Unternehmensverband, der die Interessen der Exportwirtschaft vertritt. Immerhin verkaufen 92 Prozent der Onlinehändler heute bereits ins Ausland. Geplant sind in diesem Projekt auch der bundesweit erste Online E-Commerce Stadtplan, ein Trendbook E-Commerce und die Webseite www.e-commerce-hamburg.de .