Was Frontlineshop.com am Standort Hamburg schätzt

Hamburg. Bei dem Blick, bei dem Umfeld fällt es nicht schwer zu schwärmen: Stefan Puriss schaut aus seinem Büro auf die glitzernde Elbe. Seine Nachbarn hier am Hafen sind Werbeagenturen und Medienunternehmen, die sich aus den einstigen Fischfabrikhallen lichtdurchflutete Büros im Industriedesign gebaut haben. Jung und stylisch.

Bei Frontlineshop.com der gleiche Look, alte Steinmauern, moderne Möbel. Der Onlinehändler mit 70 Mitarbeitern, für die der 40-Jährige verantwortlich ist, will seine Kunden genauso einkleiden, wie es hier aussieht: Jung und stylisch. Streetfashion nennt man das heute. Zu den 350 Marken, die Frontlineshop.com auf seiner Seite anbietet, gehören Diesel und Miss Sixty, Burton und G-Star Raw. "Wir sind von Hannover nach Hamburg gekommen, weil wir hier einfach alles vor Ort haben", sagt der jungenhaft aussehende Geschäftsführer, schwarzes Hemd, Turnschuhe, modischer Bart. "Den Hafen vor der Tür, in dem unsere Ware aus aller Welt ankommt, den Flughafen, um zu unseren Lieferanten und Geschäftspartnern zu fliegen und draußen eine internationale Stadt, die offen für Neues ist", sagt Puriss begeistert.

Jährlich zweistellige Zuwachsraten und 250 000 aktive Kunden

In der niedersächsischen Hauptstadt hatte es lange Gesichter gegeben, als Frontlineshop.com 2009 die Kisten packte und Richtung Hansestadt verschwand. Verständlich. Der Onlinehändler ist seit der Gründung profitabel, er freut sich über jährlich zweistellige Zuwachsraten, hat 250 000 aktive Kunden und einen renommierten Geldgeber aus der Medienbranche.

Die Alternative Berlin hatte Puriss schnell als Standort eher kurzlebiger Start-ups abgetan. "Wir wollen wirtschaften, wie es in Hamburg üblich ist, nachhaltig, hanseatisch, daher fühlen wir uns hier zu Hause", sagt Puriss. Die Netzwerke, die Hamburg@work schon heute für die E-Commerce-Szene anbietet, empfindet der Diplom-Kaufmann als durchaus hilfreich. "Allerdings vorwiegend für Gründer, die noch kein eigenes Netzwerk haben und hierbei Unterstützung benötigen", schränkt der gebürtige Bremer ein, außerdem müssten sich Kontaktbörsen grundsätzlich auf eine einzelne Branche beschränken, "sonst wird das Netzwerk schnell diffus".

Der Frontline-Chef wünscht sich mehr Hilfen für junge Gründer

Wünschenswert aus seiner Sicht wären zudem mehr hochkarätige, internationale Referenten, Delegationsreisen der Hamburger Internetwirtschaft etwa ins Silicon Valley und mehr Ermunterung und Hilfen für junge Leute, die sich selbstständig machen wollen. Deutschland, obwohl aufgebaut auf zahlreiche und durchaus bemerkenswerte Gründungsgeschichten, habe leider ein Problem, findet Puriss: "Einer hat eine Idee, und 99 Leute mäkeln daran herum."