Hamburger Behörden wollen das Schanzenfest auch ohne offizielle Anmeldung dulden, Rote-Flora-Eigentümer bietet Anmeldung an.

Sternschanze. Die Hamburger Behörden wollen das Schanzenfest am 4. September jetzt auch ohne offizielle Anmeldung dulden. Wie berichtet, hatten Innenbehörde und der zuständige Bezirk Altona sich auf eine solche Duldung bereits in der vergangenen Woche weitgehend geeinigt, nachdem Altona ein Verbot des Fests angekündigt hatte, falls es keinen Anmelder gebe. Hintergrund: 2009 hatte der Bezirk das Fest im Alleingang ohne Anmeldung durch einen verantwortlichen Veranstalter geduldet, um die Situation dort nicht eskalieren zu lassen. Nach den schweren Ausschreitungen im Anschluss war Bezirksamtsleiter Jürgen Warmke-Rose dafür kritisiert worden.

In einer gemeinsamen Stellungnahme erklärten nun gestern die Innenbehörde, die Stadtentwicklungsbehörde sowie der Bezirk Altona die Duldung offiziell. Gleichzeitig appellierten sie an die "Verantwortlichen im ganzen Stadtteil", für einen friedlichen Verlauf des Tages Sorge zu tragen. Bedauerlich sei allerdings, dass sich kein Anmelder gefunden habe.

Die Bürgerschaftsfraktionen von SPD, GAL und der Linkspartei begrüßten gestern die offizielle Duldung durch die drei Behörden. Die SPD in Altona bemängelte allerdings, dass die Einigung erst jetzt zustande gekommen sei. "Das monatelange Stillhalten des Senats trieb den Bezirksamtleiter dazu, ein Verbot des Schanzenfestes anzudrohen", sagt der SPD-Bezirkspolitiker Mark Classen. Dadurch sei die Atmosphäre "unnötig vergiftet worden". Nun sei zu befürchten, dass Krawallmacher sich diesen Termin im Kalender bereits "dick angestrichen" hätten.

Für Irritation im Bezirk sorgt unterdessen das Angebot des Immobilienkaufmanns Klausmartin Kretschmer. Der Eigentümer des von Autonomen besetzten Stadtteilzentrums Rote Flora hat angeboten, die Anmeldung des Festes zu übernehmen - obwohl er keinen Kontakt zu den eigentlichen Veranstaltern hat.

Wie mit dem Angebot umzugehen sei und ob es tatsächlich zur Befriedung im Stadtteil beitragen könne, müsse noch mit weiteren Gesprächen geklärt werden, sagte Bezirkssprecherin Kerstin Godenschwege.

Tatsächlich ist Kretschmer bei Schanzen-Initiativen eher umstritten. Vor allem seit er öffentlich einen Verkauf des Gebäudes in Erwägung gezogen hat. Eine mögliche Räumung, da sind sich alle Beteiligten, Politik und Polizei sicher, würde zu noch viel schwereren Krawallen als in der Vergangenheit führen.