Gestern war mit 34,6 Grad der bislang heißeste Tag des Jahres. Auf der Alster herrscht Algenalarm und in den Geschäften sind Ventilatoren ausverkauft.

Hamburg. Es ist noch nicht einmal Mitte Juli, und schon hat Hamburg fünf Hitzerekorde gebrochen. Die ersten vier wärmsten Tage fielen alle auf Freitage und Sonnabende. Doch gestern war mit 34,6 Grad Celsius der bislang heißeste Tag des Jahres. Seit rund drei Wochen verzeichnet die Feuerwehr rund ein Viertel mehr Einsätze. Gerade ältere Menschen rufen wegen der Hitze immer häufiger den Notruf. Außerdem steigen die Ozonwerte, die Umweltbehörde warnt vor unangenehmen Sauglarven in Badeseen und das Hygiene-Institut vor Blaualgen in der Alster.

"Dass gleich fünf Hitzerekorde gebrochen werden, ist absolut außergewöhnlich", sagt Hamburgs Wetterexperte Frank Böttcher. "Der Juli liegt bisher in Hamburg 6,1 Grad über dem Mittelwert." Am Freitag, 2. Juli, ging es los: 34 Grad. Am nächsten Tag dann sogar 34,3 Grad. Noch heißer wurde es am vergangenen Freitag: 34,5 Grad. Und auch am Tag des kleinen Finales Deutschland gegen Uruguay am Sonnabend kletterte das Quecksilber auf mehr als 34 Grad.

Feuerwehreinsätze

Seit drei Wochen rückt die Feuerwehr rund 800mal am Tag zu Einsätzen aus. Das sind 170 Einsätze mehr als im Durchschnitt. "Es sind vor allem ältere Menschen, die uns anrufen", sagt Feuerwehrsprecher Martin Schneider. Sie klagen meist über Kreislaufprobleme wegen Flüssigkeitsmangels.

Bus und Bahn

Eine Überhitzung wie im ICE-Zwischenfall am Bahnhof Bielefeld, bei dem am Wochenende in Bielefeld 27 Schüler behandelt werden mussten, brauchen Fahrgäste laut Hochbahn nicht befürchten. "In den Fahrzeugen wird es maximal so heiß wie draußen", sagt Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum. Fast alle Busse seien klimatisiert und in den U-Bahnen gebe es Lüfter am Dach.

Wasserqualität

Bei der Umweltbehörde sind in den vergangenen Tagen vermehrt Meldungen über Zerkarien in Badeseen eingegangen. Dies sind Larven von Saugwürmern. Sie schlüpfen in Gewässern bei einer Temperatur ab 20 Grad und leben eigentlich im Verdauungstrakt von Enten, befallen allerdings auch Menschen. Die Tiere bohren sich in die Haut, werden jedoch vom Immunsystem getötet. Allerdings können sich juckende Hautausschläge bilden. Die Umweltbehörde empfiehlt daher, die Badekleidung zu wechseln und sich sorgfältig abzutrocknen. Auf der Alster schwimmt derzeit ein grüner Algenteppich, und die Experten vom Institut für Hygiene und Umwelt befürchten, dass es sich bei den Algen um die gefährlichen Blaualgen handelt. Für heute ist eine Messung geplant. Blaualgen produzieren ein Gift, das zu Hautreizungen führen kann.

Ozon

Seit etwa drei Tagen verzeichnet die Umweltbehörde immer häufiger einen Wert von mehr als 120 Mirkogramm Ozon in einem Kubikmeter Luft. Ab diesem Wert muss die Öffentlichkeit unterrichtet werden. Ozon kann die Atemwege reizen. Ab einem Wert von 180 sollte draußen kein Sport getrieben werden, ab 240 wird der Verkehr eingeschränkt. Das geschah in Hamburg zuletzt vor 20 Jahren.

Straßen

Während der lange Frostzeit vom Jahresanfang ganze Stücke aus den Fahrbahnen sprengte, muss sich die Hansestadt angesichts der Temperaturen kaum Sorgen um ihre Straßen machen. "Wir konnten bislang keine hitzebedingten Straßenschäden registrieren", sagt Enno Isermann, Sprecher der Stadtentwicklungsbehörde, die für die Hauptstraßen verantwortlich ist.

Ventilatoren

Beim Verkauf von Ventilatoren hat es nach Aussagen des Einzelhandels massive Anstiege gegeben. So gaben etwa Saturn und Media Markt an, dass ihre Sortimente bereits ausverkauft seien. Herstellerfirmen wie Fakir oder Dyson ließen wissen, dass ihre Lager in wenigen Tagen leer stünden, wenn der Verkauf in diesem Tempo weiterginge.

Dresscode

Ganz gleich, wie hoch die Temperaturen steigen, im Büro dürfen auch bei 30 Grad nicht einfach so die Hüllen fallen. Es gibt klare Richtlinien für den Dresscode, weiß Knigge-Fachfrau Simone Leipersberger. Unakzeptabel sind Muskel-Shirts und nackte Männerfüße in Sandaletten. Für Frauen gilt: Bei Terminen sind Spaghettiträger und bauchfreie Tops tabu. Auch nackte Füße in Flip-Flops gehören nicht ins Büro.

Unterdessen hatte das Kleidungsprotokoll gestern im Gerichtssaal 197 hitzefrei. Eigentlich sollen die schwarzen Roben die Würde des Gerichts ausstrahlen. Damit die Justiz nicht ins Schwitzen kam, beschloss der Vorsitzende Richter: Staatsanwalt, Verteidiger und er selbst, durften sich ihrer Roben entledigen.