Zum Faulenzen gibt's nichts Schöneres als die Alster. Hamburgs Stadtfluss bietet in diesen heißen Tagen Abkühlung, aber er birgt auch Gefahren.

Hamburg. Eins, zwei, drei ...", rufen sie, springen dann mit ordentlich Anlauf von der Bootsstegkante und klatschen schließlich fröhlich kreischend ins kühle Nass der Alster. Denn eben diese ist für Laura de la Rosa, 22, Julian Diehle, 24, Andreas Timm, 25, und Nadine Roesch, 26, den Sommer über "unser Schwimmbecken". Die Studenten aus dem Wohnheim "Haus Bauhütte" in Alsterdorf, das direkt am Wasser liegt, sind sich einig: "Mit der Alster kann kein Freibad mithalten - denn wir können uns hier weder über Überfüllung noch über hohe Eintrittspreise beklagen."

Ausgelassen planschen die Freunde zusammen, ein weiterer Kumpel von ihnen, Stefan Holzbrecher, paddelt gemächlich in einem Gummiboot um sie herum. "Zum Faulenzen gibt's eigentlich nichts Schöneres als die Alster", sagt der 23-Jährige und lehnt sich zurück, das Gesicht der Sonne zugewandt, den Hinterkopf leicht ins Wasser gesenkt. Doch der Stadtfluss bietet nicht nur Platz zum Entspannen: "Ein Freund von mir", erzählt Julian Diehle, während er sich mit ein paar Armschlägen gegen das Untergehen wehrt, "nutzt die Alster regelmäßig als Sportstrecke: Er schwimmt dann stundenlang seine Bahnen."

Ein echtes Badeparadies scheint die Alster also zu sein - was auf den ersten Blick allerdings gar nicht so offensichtlich ist: Die Wasseroberfläche ist übersät mit Blättern und Blüten und immer wieder auch ein paar toten Tierchen wie Bienen oder Blattläusen. "Und auch im Wasser", ergänzt Andreas Timm, "hat man manchmal recht unangenehme Begegnungen: mit Schlick und Wasserpflanzen zum Beispiel oder auch mit allerlei Müll und Treibgut." Erst kürzlich, berichtet Timm, hätten seine Freunde und er eine Schubkarre aus dem Wasser gezogen. Können solche auf dem Grund versteckten Dinge denn nicht auch gefährlich sein? "Ja, auf jeden Fall", sagt Timm, "so mancher hat sich hier beim Reinspringen blaue Flecken oder Kratzer zugezogen."

Deshalb, so betont Walter Dieckmann, Polizeioberkommissar von der Außenstelle Alster, müsse auch klar sein, dass die Alster "kein klassisches Schwimmrevier" sei. "Das Baden in der Alster ist nicht verboten", sagt Dieckmann, "aber auch nicht völlig ungefährlich. Es ist zwar nichts dagegen einzuwenden, dass man sich im Uferbereich mal ein bisschen abkühlen geht. Aber es lauern in der Alster eben doch jede Menge Gefahren, die es zu beachten gilt." Dazu gehören für Alsterschwimmer laut Dieckmann vor allem die Wasserfahrzeuge: "Von Segelbooten oder anderen Schiffen und insbesondere auch von den Barkassen aus sind Schwimmer nur sehr schwer zu sehen, zumal in der Dämmerung oder wenn der Wind die Oberfläche aufwirbelt." Deshalb sollten die Alsterschwimmer Verengungen wie beispielsweise Brückenbereiche meiden oder am besten gleich ins Freibad gehen, so Dieckmann. Er rät jenen Leuten, die partout die Alsterfrische wollen: "Beachten Sie die normalen Baderegeln: Gehen Sie nur in gesundem Zustand in die Alster, seien Sie unalkoholisiert, seien Sie vorsichtig, besonders natürlich in unbekannten Gewässern."

Eine Gefahr für die Natur sieht Walter Dieckmann übrigens nicht: "Solange man dabei nicht ihre Nester auseinandernimmt, dürfte das Alsterbaden etwa für Brutvögel völlig harmlos sein." Nicht so harmlos sind hingegen die steigenden Wassertemperaturen dieser Tage. "Etwa 24 Grad hat die Alster zurzeit", sagt Frank Böttcher vom Hamburger Institut für Wetter- und Klimakommunikation, "und das ist bereits ein ungewöhnlich hoher Wert."

Ein hoher Wert, der Folgen habe, erklärt Böttcher: "Durch das heiße Wetter sinkt der Sauerstoffgehalt im Wasser, die Algenblüte breitet sich aus. Und Blaualgen sind auch für den Menschen giftig." Doch generell, sagt Walter Dieckmann von der Wasserpolizei, sei das Alsternass heute in seiner Naturtrübe sauber, die Zeit der großen Verschmutzungen längst vorbei.

Würde da denn nicht ein "Fluss-Pool", so wie es ihn etwa in der Berliner Spree gibt, hervorragend in die Alster passen? Für all jene Leute, die zwar in der Alster baden, aber eben nicht im sauberen Naturwasser, sondern im reinen Klarwasser planschen wollen? "Es gab ja vor wenigen Jahren tatsächlich einmal die Planungen für so einen Alsterpool", sagt Enno Isermann, Pressesprecher der Stadtentwicklungsbehörde. "Wegen mangelnder Finanzierbarkeit ist dieses Projekt dann jedoch gescheitert. Ein neuer Anlauf ist in dieser Sache leider nicht absehbar."

Doch den Spaß im kühlen Nass kann man sich ja auch im Kleinen gönnen, so wie die fünf Freunde vom Wohnheim Stefan Holzbrecher, Laura de la Rosa, Julian Diehle, Andreas Timm und Nadine Roesch, die am liebsten mit ordentlich Anlauf in die Alster klatschen. "Wir wollen den Sommer in vollen Zügen genießen", rufen die Studenten aus der Alster. Und im Winter? "Da laufen wir auf dem Eis hier Schlittschuh."