Ein Kommentar vonChristian-A. Thiel

Zwei Jahre lang hatten sich die Motorsport-Verantwortlichen von Mercedes mit Häme überschütten lassen müssen. Die Silberpfeile glänzten bei ihrer Rückkehr in die Formel 1 nur matt. Kritiker, auch innerhalb des Hauses, zweifelten, dass die millionenschwere Investition in die Champions League der Vollgasbranche die richtige Entscheidung war.

Gestern nun, mit Nico Rosbergs Sternstunde in Shanghai, wurde der lange Atem der Schwaben belohnt. Mercedes hat den ersten Formel-1-Grand-Prix seit Juan Manuel Fangio im September 1955 eingefahren. Was lange fährt, wird endlich gut.

Natürlich werden die Rennmaschinen längst nicht mehr in Stuttgart zusammengebaut, sondern längst in Spezialfabriken im Motorsport-Paradies England. Die Formel 1 ist ein globaler Wettbewerb, in dem hochbezahlte Ingenieure Fahrzeuge bauen, die mit Straßenautos bestenfalls die vier Räder gemein haben.

Und dennoch hat diese Formel 1 eine Strahlkraft, die das Image der Marke Mercedes stärkt. Wer sich in dem brutalen Verdrängungswettbewerb auf den Rennpisten durchsetzt, muss strategisch die richtigen Entscheidungen getroffen haben. Im Konkurrenzkampf der automobilen Oberklasse gegen BMW und Audi sind Eigenschaften wie Dynamik, Sportlichkeit und Frische ein Pfund. Der Werbewert eines Grand-Prix-Sieges ist unbezahlbar. Aus sportlicher Sicht ist Nico Rosberg der richtige Sieger - ein Mann mit Zukunft. Die PR-Strategen hätten wohl lieber Michael Schumacher ganz oben gesehen.