Weltmeister Sebastian Vettel hinkt weiter hinterher. Sein Auto ist einfach zu langsam. Die Hoffnung hat Vettel aber noch nicht aufgegeben.

Shanghai. Diesmal stand ihm keine „Gurke“ im Weg, in China saß Weltmeister Sebastian Vettel selbst in einer. Auch im dritten Formel-1-Rennen des Jahres in China fuhr der Überflieger des Vorjahres nur hinterher, doch diesmal zeigte er sich als guter Verlierer. Keine Flüche, keine Beleidigungen von Kollegen, keine Ausflüchte. „Sicher hätte es auch besser sein können, aber mit solchen Gedanken sollte man sich nicht allzulange aufhalten, sondern aufs nächste Rennen schauen“, sagte der Titelverteidiger.

Vettel wusste: Er hatte außer dem verpatzten Start keine Fehler gemacht und mit einer beherzten Aufholjagd sogar seine Klasse gezeigt, das Team hatte noch die beste Strategie für ihn gewählt. Es gab im Endeffekt nur eine Schuldige: „Abbey“, sein Auto, das weiter zickt und „einfach nicht schnell genug“ ist. Ein elfter Platz im Qualifying und ein fünfter im Rennen waren das Maximum in Shanghai, ein ernüchternderes Zwischenfazit kann es für die erfolgsverwöhnten „Bullen“ eigentlich nicht geben.

Die Presse, vor allem die wortgewaltige italienische litt mit dem Titelverteidiger. „Wo ist der Marsmensch geblieben“, fragte die italienische Zeitung Repubblica. „Vettel wird wahnsinnig“, meinte die Gazzetta dello Sport. „Vettel leidet und leidet“, hieß es bei Tuttosport.

Vettel, den in Malaysia der von ihm später als „Gurke“ bezeichnete Inder Narain Karthikeyan den auch dort nur bestenfalls möglichen vierten Platz gekostet hatte, nahm die ernüchternde Ausbeute aber gefasst auf und erklärte, er sei „eigentlich ganz zufrieden“. Was ihn treffen dürfte, war der Spott der Kollegen. „Es hat richtig Spaß gemacht, Sebastian zu überholen“, sagte der im Vorjahr am Deutschen fast verzweifelte Jenson Button, dessen McLaren-Mercedes aktuell deutlich schneller ist: „Das war vielleicht der beste Moment im ganzen Rennen.“

Vettel hatte auch seine guten Momente, vor allem die Aufholjagd von Platz 20 bis auf Rang zwei. Der schlimmste Moment jedoch war der Start. Den habe er „verschlafen“, stellte der 24-Hährige fest: „Und dann hatte ich eine wirklich schlimme erste Runde.“ Statt das Feld wie im Vorjahr von vorne zu dominieren, musste er sich nun plötzlich im dichten Mittelfeld duellieren.

Dass die Reifen ihn in den letzten zehn Runden im Stich ließen, bedeutete jedoch nicht, dass die Zwei-Stopp-Strategie falsch war. Im Gegenteil: Das Team und Vettel hatten sie bewusst gewählt, weil jeder weitere Reifenwechsel Verkehr bedeutet hätte - und der Red-Bull-Renault aufgrund fehlenden Tempos auf den Geraden derzeit kaum in der Lage ist, andere Autos zu überholen.

Daher denken die „Bullen“ um Teamchef Christian Horner und Technik-Guru Adrian Newey jetzt ernsthaft darüber nach, das zunächst umstrittene, aber mehrfach von den Rennkommissaren abgesegnete Mercedes-Heckflügelsystem nachzubauen. „Sie haben das optimiert und ziehen Kapital daraus, sodass jetzt jetzt unvermeidlich alle nach eigenen Lösung suchen werden“, sagte Horner. Zudem schwankt das Team auch noch zwischen verschiedenen Auspufflösungen und könnte auch noch beim nächsten Rennen noch zweigleisig fahren, obwohl man so in Shanghai schon „unglaublich viele Informationen“ (Horner) gesammelt habe.

Dieses nächste Rennen steht aber schon am kommenden Sonntag in Bahrain an, und Vettel hofft, „dass es schon ein bisschen besser aussehen wird“. Horners Mannschaft sucht vor allem nach eine bessere Leistungsfähigkeit im Qualifying. Denn die 15 Pole Positionen im Vorjahr waren letztlich der Schlüssel zu Vettels souveränen Durchmarsch zum WM-Titel. Denn schließlich war auch „Abbeys“ Vorgängerin „Kinky Kylie“ auf den Geraden schon nicht die schnellste gewesen.

Formel 1, Großer Preis von China in Shanghai

1. Nico Rosberg (Wiesbaden) Mercedes 1:36:26,929 Stunden, 2. Jenson Button (Großbritannien) McLaren-Mercedes 0:20,626 Minuten zurück, 3. Lewis Hamilton (Großbritannien) McLaren-Mercedes 0:26,012, 4. Mark Webber (Australien) Red-Bull-Renault 0:27,924, 5. Sebastian Vettel (Heppenheim) Red-Bull-Renault 0:30,483, 6. Romain Grosjean (Frankreich) Lotus-Renault 0:31,491, 7. Bruno Senna (Brasilien) Williams-Renault 0:34,597, 8. Pastor Maldonado (Venezuela) Williams-Renault 0:35,643, 9. Fernando Alonso (Spanien) Ferrari 0:37,256, 10. Kamui Kobayashi (Japan) Sauber-Ferrari 0:38,720, 11. Sergio Perez (Mexiko) Sauber-Ferrari 0:41,066, 12. Paul di Resta (Großbritannien) Force-India-Mercedes 0:42,273, 13. Felipe Massa (Brasilien) Ferrari 0:42,779, 14. Kimi Räikkönen (Finnland) Lotus-Renault 0:50,573, 15. Nico Hülkenberg (Emmerich) Force-India-Mercedes 0:51,213, 16. Jean-Eric Vergne (Frankreich) Toro-Rosso-Ferrari 0:51,756, 17. Daniel Ricciardo (Australien) Toro-Rosso-Ferrari 1:03,156, eine Runde zurück: 18. Witali Petrow (Russland) Caterham-Renault, 19. Timo Glock (Wersau) Marussia-Cosworth, 20. Charles Pic (Frankreich) Marussia-Cosworth, 21. Pedro de la Rosa (Spanien) Hispania-Cosworth, zwei Runden zurück: 22. Narain Karthikeyan (Indien) Hispania-Cosorth, drei Runden zurück: 23. Heikki Kovalainen (Finnland) Caterham-Renault

Schnellste Rennrunde: Kamui Kobayashi 1:39,960 (40. Runde)

ausgeschieden: Michael Schumacher (Kerpen) Mercedes