Haug: „Endlich ein Auto zum Siegen“ – Rosberg warnt vor Bahrain – Schumacher: „Es wird interessant“

Shanghai. Als der historische Sieg erst wenige Stunden alt war, richtete sich der Blick bei Mercedes schon wieder nach vorne. Auch wenn die Genugtuung groß war und die Silberpfeile endlich wieder glänzen: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold lautete das Motto bei dem Formel-1-Team aus Stuttgart.

„Bisher waren wir die Reifenfresser, jetzt sind wir die Reifenflüsterer“, sagte Norbert Haug. Der Mercedes-Sportchef schränkte aber sofort ein: „Es ist noch zu früh, doch ich hoffe, dass wir jetzt öfter vorne mit dabei sind.“ Man habe nun endlich ein Auto zum Siegen. Deshalb hoffe man, dass es jetzt auch öfter klappe. Denn der beste Platz, ein Rennen zu fahren, sei der an der Spitze, sagte Haug.

Man hatte bei Mercedes schon fast vergessen, wie es sich dort anfühlt. Ein perfektes Rennen von der Pole Position bis zum Sieg gibt Auftrieb für die nächste Aufgabe, die mit dem vierten WM-Lauf am Sonntag (Start: 14.00 Uhr MESZ) in Bahrain wartet. Und auch Nico Rosberg blieb nach seinem ersten Formel-1-Sieg im 111. Rennen und dem ersten Erfolg für Mercedes seit 57 Jahren wenig Zeit zum Feiern.

Der 26-Jährige will zwar an den historischen Erfolg anknüpfen, doch ein Selbstläufer wird der Weg zurück an die Spitze nicht. „Wir müssen uns weiter steigern, denn es läuft nicht immer so für uns. Wir dürfen nicht erwarten, dass wir jetzt alles in Grund und Boden fahren“, sagte Rosberg. In Bahrain könne es wieder ganz anders aussehen.

In China haben den Silberpfeilen im Reifenpoker auch die relativ niedrigen Temperaturen geholfen. In dem Wüstenstaat kann das bei mehr als 30 Grad Celsius im Schatten zu den altbekannten Problemen führen: Dem schnellen Reifenabbau, mit dem Mercedes in den ersten beiden Rennen zu kämpfen hatte. Zudem habe man immer noch Probleme im Rennen, sagte Rosberg, der fortan alles so nehmen will, wie es kommt, denn „ich hätte auch den heutigen Tag so nicht vorhergesagt“. Und ergänzte: „Aber ich freue mich auf das, was kommt, denn wir sehen wesentlich stärker aus.“

Stark sah in China auch Teamkollege Michael Schumacher aus, ehe ein Fehler eines Mechanikers ihn das möglicherweise beste Ergebnis seit seinem Comeback vor etwas mehr als zwei Jahren kostete. Doch der Rekordweltmeister ist entspannter geworden. Er wolle den Pechvogel einmal kräftig drücken, kündigte er an.

In Bahrain wartet die nächste Chance, endlich mal wieder auf dem Podium zu stehen. Er fahre deshalb prinzipiell mit einem positiven Gefühl in die Golfregion, sagte Schumacher. „Wir haben auf allen Strecken gesehen, dass wir im Qualifying schnell sein können und vorne dabei sind. Wir verstehen unser Auto, und ich denke, dass wir es auf jede Situation einstellen können“, sagte der 43-Jährige.

Doch Schumacher hat gelernt, geduldig zu sein: „In Bahrain wird es wesentlich heißer. Da müssen wir schauen, wie die Karten gemischt werden.“ Bei seinem Teamkollegen Rosberg ist der Knoten zumindest schon geplatzt. Von Ex-Weltmeister Niki Lauda gab es in der Stunde des Erfolgs eine Prognose mit auf den Weg nach Bahrain: „Ab jetzt wird es einfach, zu gewinnen.“

Formel 1, Großer Preis von China in Shanghai

1. Nico Rosberg (Wiesbaden) Mercedes 1:36:26,929 Stunden, 2. Jenson Button (Großbritannien) McLaren-Mercedes 0:20,626 Minuten zurück, 3. Lewis Hamilton (Großbritannien) McLaren-Mercedes 0:26,012, 4. Mark Webber (Australien) Red-Bull-Renault 0:27,924, 5. Sebastian Vettel (Heppenheim) Red-Bull-Renault 0:30,483, 6. Romain Grosjean (Frankreich) Lotus-Renault 0:31,491, 7. Bruno Senna (Brasilien) Williams-Renault 0:34,597, 8. Pastor Maldonado (Venezuela) Williams-Renault 0:35,643, 9. Fernando Alonso (Spanien) Ferrari 0:37,256, 10. Kamui Kobayashi (Japan) Sauber-Ferrari 0:38,720, 11. Sergio Perez (Mexiko) Sauber-Ferrari 0:41,066, 12. Paul di Resta (Großbritannien) Force-India-Mercedes 0:42,273, 13. Felipe Massa (Brasilien) Ferrari 0:42,779, 14. Kimi Räikkönen (Finnland) Lotus-Renault 0:50,573, 15. Nico Hülkenberg (Emmerich) Force-India-Mercedes 0:51,213, 16. Jean-Eric Vergne (Frankreich) Toro-Rosso-Ferrari 0:51,756, 17. Daniel Ricciardo (Australien) Toro-Rosso-Ferrari 1:03,156, eine Runde zurück: 18. Witali Petrow (Russland) Caterham-Renault, 19. Timo Glock (Wersau) Marussia-Cosworth, 20. Charles Pic (Frankreich) Marussia-Cosworth, 21. Pedro de la Rosa (Spanien) Hispania-Cosworth, zwei Runden zurück: 22. Narain Karthikeyan (Indien) Hispania-Cosorth, drei Runden zurück: 23. Heikki Kovalainen (Finnland) Caterham-Renault

Schnellste Rennrunde: Kamui Kobayashi 1:39,960 (40. Runde)

ausgeschieden: Michael Schumacher (Kerpen) Mercedes