Viele Stadtteile sind nicht gefragt - trotz Mieten von unter zehn Euro pro Quadratmeter. Die Linke plädiert für eine kommunale Wohnungsagentur.

Hamburg. Die Wohnungsknappheit in Hamburg konzentriert sich nach Darstellung von Immobilienmaklern und Wohnungsverwaltern auf angesagte Stadtteile wie Eppendorf, Eimsbüttel, St. Georg oder die Schanze. In nicht so nachgefragten Vierteln wie Bramfeld, Billstedt oder Hamm war es in jüngerer Vergangenheit in einigen Fällen sogar schwierig, eine Wohnung für einen Quadratmeterpreis deutlich unter zehn Euro zu vermieten - selbst wenn sie frisch saniert war. Zudem achteten Wohnungssuchende in solchen Stadtteilen genauer auf das Preis-Leistungs-Verhältnis, so mehrere Makler in einer Abendblatt-Umfrage. Viele Wohnungssuchende konzentrierten sich auf wenige "Wunschviertel" und vernachlässigten andere Stadtteile bei ihrer Suche.

Das Statistische Amt für Hamburg hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass von den 879.000 Wohnungen in der Hansestadt rund fünf Prozent leer stünden. Bundesweit liegt der Wert bei 8,6 Prozent. Einen flächendeckenden Leerstand von Wohnungen gibt es in der Hansestadt nach Angaben der Makler jedoch nicht. "Ich wüsste keinen sinnvollen Grund, eine Wohnung leer stehen zu lassen", sagt Heinrich Stüven, Vorsitzender des Grundeigentümerverbandes. Üblicherweise liege der Wohnungsleerstand aufgrund von Mieterwechseln oder Renovierung zwischen drei und sechs Prozent. Angesichts der derzeit hohen Immobilienpreise lohne "spekulativer Leerstand" kaum. Ausnahmen wollte der Verbandschef aber nicht ausschließen.

+++ Schöner wohnen in Billstedt +++

+++ Hamburg will Anstieg der Mieten bremsen +++

+++ Auch günstige Stadtteile werden teurer +++

Während die Grünen Bußgelder für Leerstand fordern, plädiert die Linke für eine kommunale Wohnungsagentur. Sozial Schwächere könnten so ohne Einschaltung eines Maklers an eine Wohnung kommen. Nach Darstellung des Mietervereins zu Hamburg fehlen in Hamburg bis zu 40.000 Wohnungen.

Nach den Worten Stüvens ist der geringe Bekanntheitsgrad vieler Stadtteile dafür verantwortlich, dass sie zum Wohnen nicht so nachgefragt werden. "Ottensen, Schanzenviertel und St. Pauli sind Stadtteile, die man deutschlandweit kennt wie die Berliner Quartiere Kreuzberg oder Prenzlauer Berg." Zuzugswillige wollten daher vor allem dorthin ziehen "und blenden andere lebenswerte Quartiere aus".

Stadtbezirke dürften nicht über einen Kamm geschoren, sondern sollten differenziert betrachtet werden, sagt Stüven. Bestes Beispiel sei Wilhelmsburg. "Mit ihren vielen Kanälen und Wasserflächen ist die Elbinsel ein attraktiver Standort zum Leben." Auch Bramfeld im Nordosten mit seiner aufgelockerten Bebauung und vielem Grün sei attraktiv. Harburgs Bezirksamtsleiter Thomas Völsch warb unlängst in einer Rede vor Immobilienmaklern für seinen Bezirk. "Mieten und Kaufpreise im Bezirk Harburg liegen zwischen 20 und 30 Prozent unter den Werten Hamburgs", sagte der SPD-Politiker.

Um Quartiere, die nicht im Fokus von Wohnungssuchenden stehen, aufzuwerten, schlägt Stüven vor, im Rahmen von Stadtteilkonzepten die Umwandlung einer begrenzten Zahl von Wohnungen in Gewerbeflächen zuzulassen. "Die Menschen wollen keine Schlafstätten, sondern in Vierteln wohnen, die selber leben." Wenn man daher die sogenannte Zweckentfremdungsverordnung "etwas lockern" würde, könnten für Ärzte, Kneipen oder Kitas attraktive Angebote geschaffen werden.