Die Nordelbische Kirche steckt etliche Millionen in die Sanierung ihrer Hamburger Häuser. Das teuerstes Projekt ist St. Katharinen.

Hamburg. Risse im Mauerwerk, bröckelnder Stuck, Feuchtigkeitsschäden - umfangreiche Renovierungen sind bei den teilweise jahrhundertealten Kirchen dringend erforderlich. In diesem Jahr wird die Nordelbische Kirche laut "Evangelischer Kirchenzeitung" etliche Millionen Euro allein für den Erhalt ihrer Hamburger Gotteshäuser investieren. "Kirchen sind ein gesamtgesellschafltiches Kulturgut, für das wir die Verantwortung haben", sagte Mathias Benckert, stellvertretender Sprecher der Nordelbischen Kirche, dem Abendblatt.

Das mit 21 Millionen Euro aktuell teuerste Projekt ist die Sanierung von St. Katharinen, die jetzt ins sechste und letzte Jahr geht. Das Innere der Hauptkirche zwischen Altstadt, Speicherstadt und HafenCity gleicht einer Großbaustelle. Am Fuß einer mächtigen Säule werden die letzten Reste des Fußbodens aufgebrochen, ein Bagger lässt Schutt, Sand und Ziegelstücke in einen Container fallen - vom hohen Kirchengewölbe zu ohrenbetäubendem Lärm verstärkt. Seit 2007 wurden nach und nach Turm und Fassaden, Dach, Fenster, Gewölbe und schließlich das Kircheninnere restauriert.

Seit einem Jahr ist das Kirchenschiff gesperrt. Kirche, aber auch Kantorei und Musiker haben aus der Not eine Tugend gemacht und gehen seitdem auf Wanderschaft. Die meisten Gottesdienste werden im Kirchencafé gefeiert, das dafür umgestaltet wurde. Bequeme Holzstühle bieten Platz für bis zu 80 Personen, Taufbecken und der Ständer mit der Osterkerze stammen aus der Kirche, den Altar zimmerte die Ausbildungswerkstatt der Tischlerinnung, Künstler Ludger Trautmann spendete Gemälde, bemalte die Fenster und überließ der Kirche ein künstlerisch gestaltetes Lesepult sowie ein großes Holzkreuz als Leihgabe.

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Die großen Festgottesdienste wurden mit anderen Hauptkirchen zusammen gefeiert, auch die Flussschifferkirche wurde genutzt, die Krypta des Mahnmals St. Nikolai - und die Katharinenschule in der HafenCity. "Dort haben wir einen Frühstücksgottesdienst gefeiert", sagt Pastorin Maren Trautmann. Ein Vorteil der Kirchenschließung sei, dass man andere Orte entdecke und Neues ausprobiere. "Wer würde sonst je auf die Idee kommen, in St. Katharinen beim Gottesdienst an langen Tafeln zu frühstücken?"

Trotzdem hätten seit den Bauarbeiten einige Gottesdienstbesucher der Kirche den Rücken gekehrt. "Wir sind reduziert, aber nicht vereinsamt", zieht Maren Trautmann Bilanz. An den Sanierungskosten von St. Katharinen haben sich die Stadt mit drei Millionen Euro und der Bund mit sechs Millionen Euro beteiligt; durch die Unterstützung verschiedener Stiftungen kann die Hauptkirche 18,6 Millionen Euro der Sanierungskosten tragen - 2,3 Millionen Euro werden noch benötigt.

Auch die eine Million Euro teure Sanierung der Hauptkirche St. Jacobi wird 2012 fortgeführt. Dort wurden im vergangenen Jahr neue Toiletten eingebaut und der Gemeindesaal renoviert. Die Arbeiten am Außenmauerwerk, das neu verfugt werden muss, sollten Ende 2011 ebenfalls abgeschlossen sein. "Die Sanierung gestaltet sich allerdings aufwendiger, als zunächst angenommen", sagt Rainer Biskup, Verwaltender Kirchenvorstand. Die Verfugungen aus unterschiedlichen Jahrhunderten seien teilweise porös und undicht. "Der lose Putz muss in mühsamer Handarbeit losgeklopft, die Steine aus der Fassade herausgenommen und dann wieder eingesetzt werden."

Ob das Geld ausreicht, um im Frühjahr die Mauersanierung abzuschließen, kann Biskup noch nicht sagen. Und erst recht nicht, ob es für die dann anstehenden Maßnahmen noch reicht. "Wegen waagerechter Risse im Mauerwerk und einer Turmneigung von 1,8 Zentimeter gen Westen haben wir den Verdacht, dass sich der Untergrund verändert hat", so Biskup. Bei Grabungen müsste geprüft werden, ob die Eichenpfähle, auf denen Fundament und Kirche ruhen, noch intakt seien. "Wenn die ausgetrocknet sind und zerbröseln, haben wir ein Problem."

Eine weitere große Baumaßnahme im Kirchenkreis Ost ist die Sanierung der Dreifaltigkeitskirche in Hamm. Rund zwei Millionen Euro sind dort bereits in die Renovierung von Dach, Pfeilern und Fenstern investiert worden. Jetzt muss noch die Orgel erneuert und für passende Beleuchtung gesorgt werden. Weitergeführt werden die Turmarbeiten an der St.-Gertrud-Kirche im Stadtteil Uhlenhorst, für die insgesamt 600 000 Euro veranschlagt sind.

Auch etliche Gotteshäuser im Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein sind betroffen. So sind etwa die Zwillingstürme von St. Petri in Altona marode. Die Befestigungen der Kupferplatten haben sich gelöst. Die Baukosten werden auf eine Million Euro geschätzt.