Entscheidende Synode für Fusion zur Nordkirche hat begonnen. Nordkirche wird dann fünftgrößte evangelische Landeskirche in Deutschland sein.

Rostock/Hamburg. "Wir haben Großes vor! Wir wollen mit Gottes Hilfe eine neue Kirche schaffen." Der Bischof der nordelbischen Kirche, GerhardUlrich, machte in seiner Rede inRostock-Warnemünde beim Auftakt der verfassunggebenden Synode für die künftige Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland, kurz Nordkirche genannt, die Dimension der Entscheidungen klar.

Aus der Fusion von zwei Ostkirchen in Mecklenburg-Vorpommern und einer von Schleswig-Holstein und Hamburg soll für 2,3 Millionen evangelische Gläubige eine neue geistliche Heimat entstehen. Die Nordkirche wird dann die fünftgrößte evangelische Landeskirche in Deutschland sein. Bischofssitz wird Schwerin, Standort des gemeinsamen Landeskirchenamtes wird Kiel. Dies war lange umstritten, ist aber bereits beschlossen.

Kritiker befürchten ein Übergewicht von Hamburg und Schleswig-Holstein

"Dieses Gefüge atmet auch den Geist der Freiheit, der unbedingt nötig ist, wenn drei stolze Landeskirchen, die bisher selbstständig waren, sich zusammentun", sagte Ulrich. Die 13 Kirchenkreise würden eher dezentral und mit einer großen Autonomie das Leben der Kirche in den Gemeinden fördern.

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Die entscheidende Abstimmung der 266 Mitglieder der drei Landessynoden geht am Sonnabend über die Bühne. Die Synodalen müssen der Vereinigung mit einer Zweidrittelmehrheit zustimmen. Für Pfingsten ist ein großes Vereinigungsfest im und am Ratzeburger Dom geplant.

Auch wenn es noch vereinzelte Vorbehalte gibt, geht die Kirchenleitung davon aus, dass die nötigen Zweidrittelmehrheiten in den einzelnen Synoden und in der Gesamtheit aller 266 Synodalen erreicht wird. Kritiker befürchten beispielsweise, dass in der neuen Struktur die gewachsenen engen Kontakte zwischen den hauptamtlichen Mitgliedern in den Kirchenkreisen und den Gläubigen verloren gehen kann. Auch wird ein massives Übergewicht in den Gremien aufseiten Schleswig-Holsteins und Hamburgs befürchtet.

In der neuen Kirche sollen 15 Prozent der Arbeitsplätze eingespart werden

Zunächst stehen in Rostock-Warnemünde Beratungen über die Verfassung, das Einführungsgesetz sowie mehrere notwendige Begleitgesetze an. Auch der Haushalt der neuen Kirche für das 2. Halbjahr steht auf der Tagesordnung. Die Nordkirche wird über einen jährlichen Gesamtetat von rund 420 Millionen Euro verfügen. Die neue Kirche werde in einer finanziell günstigen Situation ohne Schulden und mit soliden Rücklagen gegründet, sagte Ulrich.

Geplant ist außerdem, in den kommenden Jahren 15 Prozent der Arbeitsplätze in Leitung und Verwaltung - das wäre jede siebte Stelle - einzusparen. Ein Sprecher versicherte, dass diese Einsparungen ohne Kündigungen vonstatten gehen sollen. "Der größte Brocken ist das Landeskirchenamt der Nordkirche einschließlich der Kirchenarchive mit rund 223 Stellen, die auf 188 zurückgeführt werden. Dies sind knapp 35 Stellen", sagte der Sprecher.