U-Bahnen und Busse beförderten in der Hansestadt 422 Millionen Fahrgäste. Das Unternehmen sucht noch 60 Sicherheitsfachkräfte.

Hamburg. Die Hamburger Hochbahn kann einen neuen Rekord verzeichnen. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Fahrgäste in Bussen und U-Bahnen auf rund 422 Millionen angestiegen, das entspricht einem Plus von etwa zwei Prozent gegenüber 2010: "Es steigen immer mehr Bürger auf Bus und Bahn um. Wir rechnen auch für die Zukunft mit einem positiven Trend", sagte Hochbahn-Chef Günter Elste am Donnerstag.

Bis Ende 2020 hält Elste sogar eine Entwicklung auf bis zu 520 Millionen Fahrgäste pro Jahr für realistisch: "Das funktioniert natürlich nur, wenn wir weiterhin eine hohe Qualität anbieten können."

In diesem Zusammenhang nannte Elste auch das seit dem 1. September geltende absolute Alkoholverbot innerhalb des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV): "Die Akzeptanz der Fahrgäste ist groß. Wir haben viel positive Resonanz." Die Mitarbeiter der Hochbahn-Wache hätten noch keine Eskalation erlebt, wenn sie Alkoholsünder erwischen. Die Zahl der Alkoholkonsumenten, die die seit dem 1. Oktober geltenden 40 Euro Strafe bezahlen mussten, ist gering: Im Oktober waren es 110 Fälle, im November dann ein Anstieg auf 164 Fälle, und im Dezember wurden 155 Verstöße gegen das Alkoholverbot geahndet.

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Allerdings heißt das nicht, dass tatsächlich nur so wenige Fahrgäste noch Bier oder Schnaps in Bus und Bahn trinken. Günter Elste räumt ein: "Natürlich wird nicht jeder Fahrgast erwischt, so viel Personal haben wir gar nicht. Außerdem geben wir unseren Mitarbeitern einen Ermessensspielraum." Elste nennt ein Beispiel: "Wenn ein Tourist friedlich mit seiner Frau einen Piccolo trinkt und offensichtlich zum ersten Mal in Hamburg ist, dann kann es auch mal bei einer Ermahnung bleiben."

Aber generell hält der Hochbahn-Chef das Alkoholverbot auch für einen Beitrag zu mehr Sicherheit: "Die betrunkenen Jugendlichen, die die Wodkaflaschen in der U-Bahn kreisen lassen, gehören der Vergangenheit an."

Günter Elste setzt auch 2012 auf das Thema Sicherheit: Die bereits 200 vorhandenen Sicherheitsfachkräfte der Hochbahn-Wache sollen 60 zusätzliche Kollegen erhalten. Die Suche nach geeigneten Bewerbern gestaltet sich, ähnlich wie bei der Hamburger Polizei, schwierig. 35 Kräfte wurden bislang eingestellt. Aber Elste ist zuversichtlich: "Wir hoffen, dass wir bis zum Sommer dieses Jahres die 60 zusätzlichen Kollegen begrüßen können." Besonders in den Nachtstunden soll das Sicherheitspersonal in den U-Bahnen und Haltestellen deutlich verstärkt werden: "Wer nachts mit der Hochbahn unterwegs ist, soll sich sicher fühlen. Dazu können wir durch die Personalaufstockung beitragen", sagte Elste.

Ein wichtiges Thema ist die Kapazitätserweiterung, die durch die stetig steigenden Fahrgastzahlen dringend notwendig ist. Dazu plant der Senat bis 2020 - auch als Ersatz für das gestoppte Stadtbahn-Projekt -, durch besondere Ampelschaltungen für Busse, Umbauten von Haltestellen und eine höhere Taktfrequenz die Transportkapazitäten der Busse zu erhöhen: "Wir gehen davon aus, dass wir dadurch 20 bis 30 Prozent mehr Fahrgäste auf besonders stark frequentierten Linien befördern können", sagte Elste.

Ein weiteres ehrgeiziges Ziel der Hochbahn ist der Ausbau von barrierefreien Stationen. Bis 2020 sollen 20 weitere Haltestellen behindertengerecht ausgebaut werden. Damit würden 57 der dann 91 Stationen durch einen Aufzug erreichbar sein. Die Stadt stellt dafür 30 Millionen Euro zur Verfügung.

Für das Jahr 2030 entwickelt die Hochbahn zurzeit Visionen. Wie kann das Transportunternehmen dafür sorgen, dass immer mehr Hamburger auf das eigene Auto verzichten und öffentliche Nahverkehrsmittel benutzen? "Dafür brauchen wir weitere Anreize", sagte Elste.

An den Haltestellen müssten die Zahl der Fahrradabstellplätze und auch das Angebot von Mieträdern, ein Beispiel ist das StadtRad, ausgeweitet werden. Die Park+ride-Plätze in der heutigen Form, die besonders am Stadtrand für Pendler vorgesehen sind, hätten in einigen Jahren ausgedient, meint Elste. "Hier sollte Platz für Elektroautos und Angebote wie Kurzzeitmietwagen geschaffen werden." Die Fahrgäste müssten von der Haustür bis zum Zielort ein durchgehendes Angebot vorfinden, das sie bequem nutzen könnten.