Das Angebot ist beispielsweise in Jenfeld stark nachgefragt. Schulleiterin: “Kinder sollen lieber bei uns mitmachen als vor der Glotze zu sitzen.“

Hamburg. Justin will nicht draußen spielen. Er will lieber abwaschen. Der Sechsjährige mit den kupferroten Haaren taucht eine Auflaufform in das von Schaumbergen bedeckte Spülwasser. Er hat heute Küchendienst und hat schon mit Pierre, 8, und Erzieher Sascha Köll Nudelauflauf zubereitet - für all die Kinder, die ihre Weihnachtsferientage nicht zu Hause, sondern in der Schule Charlottenburger Straße verbringen. Die bietet, wie einige andere Schulen auch, seit Neuestem eine Ferienbetreuung an. "Wir machen Ausflüge und spielen, gehen einkaufen und essen zusammen", sagt Justin begeistert.

Die Nachfrage nach der Ferienbetreuung ist groß - im Herbst haben mehr als 50 Kinder daran teilgenommen, jetzt sind es bis zu 17.

"Arbeitnehmer haben in Deutschland etwa 30 Tage Urlaub im Jahr - Schüler dagegen zwölf Wochen", sagt Schulleiterin Martina Lührs. Sie habe schon erlebt, dass manche ihrer Schützlinge die Sommerferien vor dem Fernseher verbracht hätten. "Das wollen wir nicht", sagt sie. "Die Kinder sollen lieber bei uns mitmachen als vor der Glotze zu sitzen."

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Viele ihrer Schüler haben arbeitslose oder gering verdienende Eltern. Um trotzdem möglichst vielen die Teilnahme an der kostenpflichtigen Ferienbetreuung zu ermöglichen, verlangt sie dafür weniger als die üblichen 30 Euro pro Woche. "Das können sich gerade Eltern mit mehreren Kindern einfach nicht leisten", sagt Martina Lührs. Um die Schüler auch außerhalb der Ferienzeit ganztägig betreuen zu können, ist die Grundschule Charlottenburger Straße seit diesem Schuljahr eine sogenannte gebundene Ganztagsschule - mit festen Unterrichtszeiten von 8 bis 16 Uhr sowie einer Randbetreuung von 6 bis 18 Uhr.

"Ich finde dieses Prinzip, nämlich die Kinderbetreuung von morgens bis abends in unserer Hand zu haben, besser als die Betreuung durch einen Hort", sagt Schulleiterin Lührs. So müssten sich die Kinder nachmittags nicht auf neue Betreuer einstellen.

Jetzt hat Justin auch ein Holzbrett ausgiebig geschrubbt. "Nun aber raus mit dir", sagt Sascha Köll lachend. "Du hast deine Pflicht für heute erfüllt." Justin trocknet sich die Hände ab und läuft fröhlich auf den Schulhof, wo die anderen Kinder Fangen spielen.