SPD und Linke greifen Senatorin Hajduk an. Erste Hamburger fordern Schadenersatz von Bezirksämtern. Erste Straßen sind gesperrt.

Hamburg. Es rumpelt gewaltig beim Autofahren an der Fuhlsbüttler Straße. In Höhe des Block-House-Restaurants hat der Winter seine Spuren hinterlassen. Schlagloch reiht sich an Schlagloch. Zentimetertief.

Die "Fuhle" in Barmbek ist nur ein Beispiel für marode Hauptstraßen in Hamburg. Die zahllosen Schlaglöcher sind für Autofahrer nicht nur ärgerlich. Sie können auch gefährlich sein und Unfälle verursachen. Die ersten Straßen werden nun teilweise gesperrt, weil sie so kaputt sind, beispielsweise die Edmund-Siemers-Allee in Rotherbaum: Stadteinwärts fehlt eine Fahrspur, stadtauswärts ist die Rechtsabbiegerspur in Richtung Grindelallee gesperrt - Schlagloch-Alarm!

Alles das, was Hamburgs Autofahrer täglich erleben, offenbaren nun auch die Antworten des Senats auf Kleine Anfragen der Abgeordneten Jan Balcke (SPD) und Klaus-Peter Hesse (CDU). Darin wird deutlich: Viele Hauptstraßen mussten bereits teilweise gesperrt werden, andere - die Edmund-Siemers-Allee und Abschnitte der B 73 - sind es bis heute.

Etliche Hamburger Straßen sind schon seit vielen Jahren in einem so schlechten Zustand, dass Gefahrenschilder darauf hinweisen, so wie an der Straße Hegenredder in Billstedt. Seit zwölf Jahren schon warnt ein Schild vor Schlaglöchern und einer mangelhaften Entwässerung. Am Unteren Landweg in Billwerder steht seit zehn Jahren ein Warnschild.

"Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (GAL) kann mit ihrem Zehn-Millionen-Sofortprogramm nicht den Investitionsstau der letzten neun Jahre beheben", sagt der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Jan Balcke. "Offensichtlich wird an den falschen Stellen gespart."

rocketMindestens 13 Regressforderungen haben die Hamburger Bezirksämter infolge der frostbedingten Schlaglöcher bereits erhalten. Balcke erwartet, dass sich diese Zahl in den nächsten Wochen deutlich erhöhen wird, da viele Schlaglöcher erst nach und nach sichtbar werden.

Auch die Hamburgische Bürgerschaft debattierte gestern das Thema Schlaglöcher. Zwar seien die vom Senat bereitgestellten zehn Millionen Euro zur Reparatur der Straßen ein Schritt in die richtige Richtung. "Aber jeder weiß, dass dieses Geld nicht ausreichen wird", sagte die SPD-Fachsprecherin für Verkehrssicherheit, Martina Koeppen. "Sofortprogramme setzt der Senat wie Beruhigungspillen ein, die an der Ursache des Problems nichts ändern." Und die Ursache sieht sie - genauso wie Joachim Bischoff (Die Linke) - in der Sparpolitik des Senats.

Während Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (GAL) das Problem zwar sieht, zur Lösung immer wieder auf das Zehn-Millionen-Euro-Sofortprogramm verweist, nimmt die Regierungskoalition das Thema Schlaglöcher anscheinend gelassener. "Zugegeben, die Straßen in Hamburg sehen nicht gerade hervorragend aus, aber in anderen Bundesländern ist es genauso", sage Jörn Frommann (CDU). Eine ähnliche Argumentationslinie verfolgte auch Martina Gregersen von der GAL: "Wir haben Löcher, aber das betrifft nicht nur Hamburg. In Norderstedt gibt es sogar Schilder mit der Aufschrift 'Befahren auf eigene Gefahr' und ein Tempolimit von zehn Kilometern pro Stunde", sagte Gregersen und setzte fast stolz hinterher: "Das gibt es in Hamburg noch nicht."

Allerdings findet man im Straßenbild durchaus Schilder mit dem Hinweis: "Gefahrenstelle. Geschwindigkeit reduzieren". Es sind vielfach Stellen, an denen kein Autofahrer schneller als Schrittgeschwindigkeit fahren kann, ohne Schäden in Kauf zu nehmen.

Und es gibt noch marode Straßen, in denen die Anwohner gar nicht wollen, dass der Asphalt ausgebessert wird - wie an der Emil-Andresen-Straße in Lokstedt. Hier gilt zum großen Teil Tempo 10. Die Anwohner fürchten, dass bei einer Straßensanierung 30 Ahornbäume gefällt werden müssten.