3800 Kilometer Straße gibt es in Hamburg, sie zu unterhalten, sagen Experten, würde etwa 1,50 Euro pro Quadratmeter und Jahr kosten. Zur Verfügung stehen im Jahr aber nur 35 Cent, und damit ist der Hauptgrund für die aktuellen Probleme genannt. Es geht eben auch bei Straßenbau und -pflege ums Geld. Michael Ohmen sagt: "Natürlich wird das Geld in unserer Kommune verteilt, wahrscheinlich kann keiner so viel für sich beanspruchen, wie er gerne hätte." Dabei würde wohl fast jeder Hamburger zurzeit gerade dem Ingenieur aus dem Hamburger Amt für Verkehr und Straßenwesen und seinem Abteilungsleiter Christoph Schröder jeden Euro gönnen. "Der Zustand der Hamburger Straßen ist nicht gut, keine Frage - der Winter hat ihnen ordentlich zugesetzt", sagt Schröder.

Dabei haben er und seine Kollegen bereits im Dezember gewusst: Wenn der Winter nur annähernd so hart wird, wie er sich damals ankündigte, "dann werden wir Probleme bekommen". Die sind jetzt da, Hamburgs Straßen sind von Schlaglöchern übersät. Am besten wäre es jetzt, sagen Schröder und Ohmen, bei schwer geschädigten Straßen "die obere Deckschicht großflächig abzufräsen und neu zu gießen".

Wie werden Straßen in Hamburg eigentlich gebaut? Auf jeden Fall nach strengen Regeln: "Entwurfsrichtlinie Nr. 1. Standardisierter Oberbau mit Asphaltdecken für Fahrbahnen" heißt das Papier, das die Norm definiert. Auf 70 Zentimeter Sandfläche liegt eine Schotter-, eine Binde- und eine Deckschicht. Die stellt den eigentlichen Asphalt dar und besteht aus Bitumen, Kunststoffen und hellem Gestein. Sein Feind sind Oxidation und Wasser, das in Hohlräume eindringt, bei Frost Sprengkraft entwickelt und dem Asphalt erst Risse, dann Löcher beibringt. Ohmen: "Eine Deckschicht hält maximal 15 Jahre."

Seit den Siebzigerjahren gelten die Vorschriften, gerade Hamburger Nebenstraßen gehören noch älteren Generationen an. Unter vielen Asphaltdecken befindet sich noch Kopfsteinpflaster, der Zustand ist je nach Belastung unterschiedlich. Die Hauptwege müssen am meisten Last tragen, besonders wegen der Schwertransporte: Die Überfahrt eines Lkw entspricht derjenigen von 10 000 Autos. Eigentlich, sagt Schröder, in einer Idealvorstellung seien die Straßen perfekt gegen den Winter gewappnet - sofern sie keinerlei Schäden an der Oberfläche aufweisen. Die entstehen aber laut den Ingenieuren immer dann, wenn Aufgrabungen vorgenommen werden und neue Rohre oder Kabel verlegt werden. An den Nähten der neu verlegten Parzellen entstehen poröse Stellen. Eben die, die sich bei Frost zu Schlaglöchern auswachsen.

Die Bezirke kontrollieren mit ihren Wegewarten die Straßen. Das Verkehrsamt hat zuletzt vor drei Jahren den Zustand aller Hauptverkehrswege digital erfasst und mit einer Kamera abgefahren. Ergebnis: könnte besser sein, aber auch viel schlimmer. Zuletzt allerdings sind viele Schäden dazugekommen.