Die Ermittler hoffen nach der Veröffentlichung der Bilder aus der Überwachungskamera auf eine rasche Festnahmen der beiden flüchtigen Täter.

Hamburg. Es sind nur einige wenige Worte, die den jungen schwarzhaarigen Mann derart provozieren, dass er sich mit anscheinend alkoholschweren Schritten auf Marcel F. stürzt. Aggressiv schnauzt er den 19-Jährigen an, reckt seinen Kopf provozierend nach vorn, wird jedoch von seinem Begleiter auf seinen Sitz im Heck des Metrobusses zurückgezogen. Wenig später eskaliert die Situation - Sekunde für Sekunde, Bild für Bild, dokumentiert von den Kameras des Linienbusses.

+++ Das sagen Politiker zum Fall +++

Drei Tage nach dem brutalen Übergriff auf einen jungen Luruper, der von zwei 16 bis 20 Jahre alten Männern halb totgeschlagen wurde, geht die Polizei in die Offensive: Sie veröffentlicht einen Teil des Überwachungsvideos aus dem Bus und hofft, so die beiden Schläger, die jetzt wegen versuchten Totschlags gesucht werden, identifizieren und festnehmen zu können. Inzwischen sind schon mehrere Hinweise bei der Polizei eingegangen. "Die werden jetzt einer nach dem anderen abgearbeitet", sagte eine Polizeisprecherin zu abendblatt.de

Am Sonnabend waren sie an der Haltestelle Schützenstraße in Bahrenfeld aus dem Metrobus der Linie 2 geflüchtet, nachdem sie Marcel F. erst zu Boden geschlagen und dann auf seinen Kopf eingetreten hatten. Er hatte sie zuvor aufgefordert, die Musik aus ihren Handys leiser zu stellen.

Mit der Öffentlichkeitsfahndung geht die Polizei einen letzten möglichen Schritt, um die Täter zu fassen. Dafür beantragten die Ermittler gestern Mittag über den leitenden Staatsanwalt eine richterliche Verfügung - wie in der Strafprozessordnung festgeschrieben. "Andere Fahndungsmöglichkeiten stehen uns derzeit nicht zur Verfügung, weshalb die Persönlichkeitsrechte der beiden Täter zurückstehen müssen", sagte der Sprecher der Hamburger Staatsanwaltschaft, Wilhelm Möllers.

Zuvor hatte die Polizei alle Zeugen und das Opfer vernommen, das am Montag aus der Intensivstation des Krankenhauses Altona entlassen werden konnte und auf dem Weg der Besserung ist. Die Ermittler hatten alle Spuren am Tatort ausgewertet, erklärte Polizeisprecherin Karina Sadowsky, und das Videomaterial aus dem PVG-Bus aufgearbeitet. Mit Abzügen wurden die Beamten aller Dienststellen konfrontiert - aber bis auf ein paar vage Hinweise brachten die Ermittlungen nicht den erwünschten Erfolg.

Doch die Chancen stehen gut, dass die beiden Schläger jetzt gefasst werden können: "Wir konnten viele Delikte dank einer Öffentlichkeitsfahndung aufklären", betont Oberstaatsanwalt Möllers. "Wir rechnen uns gute Chancen aus." So konnten etwa der Taxi-Mord von Nienstedten und der Überfall auf einen behinderten amerikanischen Studenten in St. Georg im Oktober kurz nach Veröffentlichung der Täterfotos aufgeklärt werden.

Der auf dem Foto hinten stehende Täter ist 1,60 bis 1,65 Meter groß, schlank, hat kurze helle Haare. Der andere ist 1,65 bis 1,70 Meter groß, hat kurze dunkle Haare. Hinweise nimmt die Kripo unter Telefon 428 65 67 89 entgegen.