Überall sieht man sie jetzt: die neuen Plakate, die fürs Handwerk werben. Sie weisen ein verblüffende Ähnlichkeit mit anderen Motiven auf.

Hamburg. Die jüngste Kampagne des Deutschen Handwerkskammertags (DHKT) ist mit 50 Millionen Euro nicht nur die teuerste, sondern auch die erste bundesweite Werbung des Branchenverbandes. Doch neben Lob gab es inzwischen auch laute Kritik für die am 14. Januar gestartete Imageoffensive. Nicht nur, dass Deutschlands Handwerkspräsident Otto Kentzler schon am 19. Januar wegen des Erdbebens in Haiti einen eine Million Euro teuren TV-Spot wieder zurückziehen musste, in dem der Zusammenbruch Berlins nebst Katastrophenstimmung simuliert wurde. Auch gibt es mit der Kupferhütte Aurubis in Hamburg bereits das erste Unternehmen, das die Kampagne heftig kritisiert.

Grund ist ein Anzeigenmotiv mit dem Slogan "Natürlich geht es auch ohne Handwerk" auf dem ein Pärchen aus der Steinzeit dargestellt wird. Aurubis hatte unter der Aussage "Klar, Sie könnten ohne Kupfer leben" bereits im vergangenen September eine Imagekampagne gestartet. Auch hier ist ein Steinzeitmotiv zu sehen.

"Es gibt viele Zufälle im Leben. Aber dass gleich Aussage und Motiv übereinstimmen, hat uns schon sehr verwundert", sagte Aurubis-Sprecherin Michaela Hessling dem Abendblatt.

Lenz & Schau, die Hamburger Werbeagentur der Kupferhütte, hat wegen der Ähnlichkeit bereits einen Brief an den Zentralverband des Deutschen Handwerks geschickt. Die Antwort kam aber nicht vom Verband, sondern von dessen Werbeagentur Scholz & Friends in Berlin. Und die war kurz und unverbindlich und hatte den Tenor, dass nichts abgekupfert worden sei.

Dominik Thesing, Geschäftsführer von Scholz & Friends in Berlin, sieht gar keine Ähnlichkeiten zwischen beiden Kampagnen. "Steinzeitmenschen sind in der Werbung nicht ungewöhnlich", sagte er gestern dem Abendblatt. Eine Notwendigkeit, die Kampagne des Handwerks zu verändern, gibt es demnach offenbar weder für ihn noch für den Zentralverband, wie eine Sprecherin des Handwerks dem Abendblatt sagte.

"Wir haben uns über die Reaktion auf unser Schreiben gewundert", sagte Heinz Lenz von der Aurubis-Agentur Lenz & Schau gestern. "Man hätte ja gemeinsam überlegen können, wie man eine Lösung findet, und wie man mit der Ähnlichkeit der beiden Motive umgeht."

Gerade mal 400.000 Euro investiert das Hamburger Unternehmen bundesweit in die Schaltung von Anzeigen. Zumindest in punkto Imagewerbung erscheint Europas größte Kupferhütte Aurubis gegenüber dem deutschen Handwerk mit 50 Millionen Euro Investitionsvolumen als Zwerg. Michaela Hessling von Aurubis ist nicht zufrieden mit der Situation, findet aber auch keinen möglichen Ausweg. "Es sieht so aus, als könnten wir nicht viel tun. Wir schalten unsere Anzeigen in den Medien zwar bereits seit September des vergangenen Jahres. Aber wir können uns auch nicht mal eben eine neue Kampagne leisten."