In der Hansestadt wurde standesgemäß in Kostümen, mit Hüten, Handschuhen und natürlich britischem Bier mit Kate und William mitgefiebert.

Hamburg. Die Hochzeitsgesellschaft ließ auf sich warten. Nicht mutwillig, vielmehr wurden die Damen aufgehalten. Von ihrer Frisur, die Geschick erforderte, von ihrem Kleid, das plötzlich doch nicht mehr gefiel. Eine Vermählung verlangt Vorbereitung. Auch wenn diese nur vor dem Flachbildschirm, und nicht live in der Westminster Abbey, verfolgt werden konnte.

Das spielte am Freitagvormittag in der Remise des ehemaligen britischen Generalkonsulats in Harvestehude keine Rolle. Rund 30 Frauen kamen dort auf Einladung von PR-Unternehmerin Christine Loerke zusammen, um William und Kate zu feiern - nicht irgendwie, sondern angemessen. Mit ausladenden Hüten, wie sie sonst an Derbytagen in der Hansestadt üblich sind, eleganten Kostümen und kunstvollen Hochsteckfrisuren. "Wir wollen hier einfach gemeinsam Spaß haben", sagte die Initiatorin. Den hatten sie ganz offensichtlich. Zwischen rosafarbenen Champagnerkelchen, Blumengestecken und Tassen mit dem Konterfei des jungen Brautpaares wurde zunächst noch angeregt diskutiert. Was Kate denn nun trage, etwa. Oder ob die Liebe Bestand hat. "Die Gefühle zwischen den beiden wirken authentisch", befand Sängerin und Schauspielerin Jasmin Wagner, während Annemarie Dose von einem "anstrengenden Arbeitstag" für das Paar ausging. Erst gegen kurz vor 12 Uhr legte sich das Stimmgewirr, wich einer ehrfurchtsvollen Stille. Kate war vorgefahren. Das, worauf sie alle warteten, stand kurz bevor.

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Zur gleichen Zeit bricht auch einige Kilometer weiter in Öjendorf das große Schweigen aus. "Jetzt müsst ihr still sein", sagt Imke Krüger forsch und dreht die englische Nationalhymne leiser. Sofort richten sich sechs Augenpaare auf den Bildschirm im Wintergarten. Hierher hat Krüger ihre Freundinnen eingeladen, um gemeinsam an dem Großereignis teilzunehmen. Sie bewirtet ihre Gäste mit original britischen Sandwiches. Dazu gibt es Tee, das englische Getränk Pimm`s und zum Nachtisch das passende Gebäck und Erdbeeren. Jede der Damen hat ein liebevoll gestaltetes Namensschild vor ihrem Platz. "Im vergangenen Jahr habe ich mir die Hochzeit der schwedischen Kronprinzessin allein angesehen. Das war langweilig, weil man sich mit keinem austauschen konnte", flüstert Krüger noch schnell. Deshalb habe sie zu der großen Runde gebeten.

Doch so einfach vorbeikommen, das konnten die Freundinnen von Krüger nicht. "Reingelassen wurden nur diejenigen, die sich dem Anlass entsprechend auch ein wenig herausgeputzt haben", sagt die resolute Frau. Sie selbst trägt einen schwarzen Turban, während ihre Freundinnen bunte Hüte mitgebracht haben, elegante Kleider tragen oder sich mit der englischen Nationalflagge geschmückt haben.

Nach dem Jawort stoßen die sechs Freundinnen erst einmal an. "Auf Gedeih und Verderb dieser Ehe", rufen sie in die Runde. Und diskutieren während der musikalischen Einlagen die Zeremonie, die doch alle ein wenig steif finden. Richtig trubelig wird es im Wintergarten aber erst, als das Paar die Kirche verlässt. "So, nun koch ich uns 'nen Kaffee", sagt Krüger. "Wer hilft mir? Ich habe schließlich kein Personal wie die Royals." Den Kuss auf dem Balkon, auf den warten die sechs Frauen allerdings noch. "Dann gehen wir irgendwann auch wieder auseinander."

Im übervollen Kemp's Englisch Pub war an andächtige Ruhe während der Hymne nicht zu denken. Hier sangen die Leute lautstark mit. Ständiges Gemurmel, Gedränge, Zwischenrufe. "Wo sind die Ringe, Harry?", bellte einer. Nur in wenigen Momenten, während sich Kate und William das Jawort gaben, war es wirklich leise - bis die ersten auf die "nervigen" Übersetzungen des deutschen Senders fluchten.

Überall in der Kneipe prangte der Union Jack, die englische Fahne. Auf Servietten, Tassen, Postern. Pub-Besitzer Gibson Kemp tat alles, um den Gästen eine gefühlsechte britische Feier zu bieten. Er servierte Tee, dunkles Bier und Ingwerplätzchen - auch an jene, die nur auf dem Fußboden Platz fanden.

"Wundervoll", sagte Linda Struck, Vorsitzende des Britischen Clubs in Hamburg. Dass der Pub-Rummel ständig von der Trauung abgelenkt habe, sei kein Problem, sagte Struck. Denn sie hatte vorgesorgt: "Am Wochenende schaue ich mir die Hochzeit einfach noch einmal an - auf Video."