Hamburg. Regisseur Ron Howard zeigt die Lebensgeschichte des Ausnahme-Tenors in einem sehr ansehnlichen Dokumentarfilm.

Ein Mann steht im Dschungel und singt. Luciano Pavarotti steht in seiner Jogginghose auf der Bühne des kleinen Teatro Amazonas in Brasilien und denkt an sein Vorbild Enrico Caruso, der 100 Jahre vor ihm dort gestanden hatte.

Der Mann war wie eine Naturgewalt: Von Pavarotti (1935-2007) hatten sogar Menschen gehört, die sich sonst nicht für Opern oder Klassik interessierten. Mit seiner Stimme konnte der italienische Tenor scheinbar mühelos auch die höchsten Töne treffen. Trotz seines Ruhms blieb ihm immer eine gewisse Bodenständigkeit, was zu seiner Popularität nicht unerheblich beitrug. Jetzt widmet sich ein Dokumentarfilm dem Sänger aus Modena.

Regisseur Ron Howard teilt Dokumentarfilm "Pavarotti" in drei Akte auf

„Pavarotti“ lebt von der Fülle von Materialien, die Regisseur Ron Howard einsetzen konnte. Ton-, Bildaufnahmen, Fotos und Interviews hat er zu einem sehr ansehnlichen Dokumentarfilm zusammengeklöppelt. Er hat ihn, ähnlich einer Oper, in drei Akte eingeteilt.

Der erste zeigt den Aufstieg vom Grundschullehrer zum gefeierten Sänger. Zunächst hatte Pavarotti oft mit seinem Vater gesungen, der in Modena Bäcker und Amateur-Tenor war. Seine Mutter sagte über ihn: „Wenn ich meinen Sohn singen höre, spüre ich etwas in meinem Herzen.“

Sein Debüt erlebte Pavarotti Junior 1961 mit „La Bohème“ in Reggio Emilia. Von Beginn an zeichnet Howard nicht nur die Karriere des Sängers nach, sondern widmet sich auch seinem Charakter, der von einem – manchmal auch naiven – Humanismus durchzogen war.

Pavarotti sagte: „Meine Stimme ist die Primadonna meines Körpers“

Mit seiner ersten Frau bekam Pavarotti drei Töchter, um deren Erziehung er sich wohl nicht besonders intensiv gekümmert hat. Er sang in London am Covent Garden und tourte mit Joan Sutherland. Die rumänische Opernsängerin Angela Gheorghiu bescheinigt ihrem Kollegen, er habe „eine der idealsten Stimmen“ besessen. Er selbst sagte: „Meine Stimme ist die Primadonna meines Körpers.“

Der zweite Akt des Dokumentarfilms widmet sich der „heißesten Boygroup der 90er-Jahre“. Pavarotti trat zusammen mit seinen beiden Kollegen Plácido Domingo und José Carreras zunächst kurz vor der Fußball-Weltmeisterschaft 1990 in den Caracalla-Thermen in Rom auf. Gemeinsam sangen sie als Höhepunkt der Veranstaltung die Arie „Nessun dorma“ und sorgten in der Folgezeit mit zahlreichen gemeinsamen Konzerten für einen Boom ihrer Musik.

Pavarotti rief Bono wegen eines Auftritts an

Der dritte Akt des Films widmet sich der Experimentierfreudigkeit des Sängers. Er rief die jährliche Veranstaltung „Pavarotti and Friends“ ins Leben und stand dann mit fachfremden Künstlern auf der Bühne Darunter waren Sting, James Brown, Liza Minelli und die Spice Girls.

Gemeinsam mit U2 sang er den Titel „Miss Sarajewo“. Bono erzählt im Film, dass Pavarotti ihn einfach angerufen und zum gemeinsamen Auftritt eingeladen hatte. Der Erlös dieser Konzerte ging jeweils an wohltätige Organisationen.

Pavarotti hat im Laufe seines Lebens mehr als 100 Millionen Tonträger verkauft. Soll man sich da wundern, dass dieser Dokumentarfilm, den sein Plattenlabel in Auftrag gegeben hat, nicht besonders kritisch ausfällt? Immerhin wird deutlich, dass es im Privatleben des hilfsbereiten und den Nachwuchs fördernden Mannes auch einige Schattenseiten gab.

Das wird besonders in den Interviews mit seiner ersten Frau und seinen Töchtern deutlich. Er umgab sich mit eitlen Managern und legte wohl besonders gegen Ende seiner Karriere ein erhebliches Primadonnen-Gehabe an den Tag.

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„Pavarotti“ USA 2019, 115 Min., o. A., R: Ron Howard, D: Luciano Pavarotti, Bono, José Carreras, im Abaton, Astor, Passage, Zeise